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Julia Collection Band 57

Julia Collection Band 57

Titel: Julia Collection Band 57 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bj James
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Umschlag. Lincoln bemerkte es nicht. Er hatte nur Augen für den Poststempel.
    „Irgendwie komisch, findest du nicht?“
    Erst als das Pferd ihn anstupste, drang Jesses Bemerkung in Lincolns Bewusstsein vor. „Komisch? Wieso?“
    „Na ja, dass du Post von einem Postmeister in Oregon bekommst. Ich hoffe, keine schlechten Nachrichten.“
    Lincoln umfasste den Umschlag fester. „Du glaubst, es sind schlechte Nachrichten?“
    „Ich weiß ja nicht, wen du in Oregon kennst, aber ich habe so ein ungutes Gefühl.“
    Oregon. Lincoln hatte lange nicht mehr an Oregon gedacht. Er hatte es sich strikt verboten. Bis jetzt.
    „Ich habe kein komisches Gefühl“, schwindelte er. „Es wird schon nichts Besonderes sein.“
    „Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.“ Der alte Cowboy wartete, besorgt und neugierig zugleich. „Willst du den Brief denn nicht aufmachen?“
    „Wenn ich hier fertig bin.“ Lincoln steckte den Umschlag ein und nahm wieder den Hammer zur Hand.
    „Mit anderen Worten, gute oder schlechte Nachrichten, du willst sie allein lesen.“
    „Genau.“
    „Himmel, warum hast du das denn nicht gleich gesagt?“ Jesse wendete das Pferd. „Es geht mich ja auch nichts an.“
    Als Pferd und Reiter davongaloppiert waren, holte Lincoln den Umschlag hervor und starrte gebannt auf das amtliche Siegel. Dann atmete er tief durch und brach es.
    Ein Formbrief mit einer handschriftlichen Nachricht und zwei kleinere, mit roter Schnur zusammengebundene Briefe kamen zum Vorschein. Obwohl er augenblicklich alarmiert war, legte Lincoln die zusammengebundenen Briefe auf einen Zaunpfahl und widmete sich zunächst dem offiziellen Brief.
    „Sehr geehrter Mr Cade“, las er halblaut. „Als amtierender Postmeister möchte ich mich für die verspätete Zustellung der beiden Briefe entschuldigen. Die angeschlagene Gesundheit des bisherigen Postmeisters hat leider dazu geführt, dass einige Postsendungen beiseitegelegt und nicht weitergeleitet wurden. Darunter die beiden an Sie adressierten Briefe. Ich hoffe sehr, dass sich durch die Verspätung keine Schwierigkeiten für Sie ergeben. Seien Sie versichert, dass künftig alles getan wird, um sicherzustellen …“
    Lincoln starrte auf die Umschläge. Sie waren in derselben kleinen Ortschaft in Oregon abgestempelt, jedoch im Abstand von zwei Wochen. Der eine trug die Handschrift eines Mannes, den er seit Ewigkeiten kannte, der andere die weniger vertraute Handschrift einer Frau. Einer Frau, die er trotz aller Anstrengungen in sechs langen Jahren nicht vergessen hatte.
    Nachdem er den Entschuldigungsbrief eingesteckt hatte, nahm er die mysteriösen, verloren gegangenen Briefe zur Hand. Er löste das rote Band und zögerte.
    Dann stand sein Entschluss fest – er würde sie in der Reihenfolge ihrer Poststempel lesen.
    Mit klopfendem Herzen öffnete er den ersten Brief und las ihn. Anschließend den zweiten – ebenso gründlich wie den ersten, mit der gleichen Traurigkeit. Als er fertig war, ließ er den Blick zum Horizont wandern, ohne das Farbenspiel des Sonnenuntergangs wahrzunehmen.
    Langsam verstrich auch dieser Sommertag. Für Lincoln jedoch schien die Zeit zu verfliegen, viel zu schnell, unwiederbringlich. Genau wie das Leben selbst, sodass vieles unerledigt blieb. Bis es zu spät war.
    Er sammelte sein Werkzeug ein. Der Zaun konnte warten. Sobald Lincoln im Sattel saß, schlug sein Pferd automatisch den Weg nach Hause ein. Nach Belle Rêve. „Noch nicht, Diablo“, murmelte er. „Wir müssen erst noch woanders hin.“
    Er führte seinen Hengst auf einen wenig benutzten Pfad. Im Vertrauen darauf, dass Diablo sich an das Gelände erinnerte und wusste, wohin es ging, ließ Lincoln seine Gedanken in die Vergangenheit schweifen … und zu verlorenen Freunden.
    Von der westlichen Weide ans Ziel seines Abstechers zu gelangen dauerte nicht lange. Doch als Pferd und Reiter vom Waldpfad auf eine Lichtung kamen, war die Sonne bereits hinter den Bäumen verschwunden. Das Land hier gehörte den Stuarts.
    Ihr Urahn hatte das Farmhaus am Rand einer Lichtung an einem schmalen Bach errichtet, der eine natürliche Grenze zwischen dem Land der Stuarts und der Cades bildete.
    Früher einmal gab es kaum einen Tag, an dem Lincoln nicht ein oder zwei Stunden an diesem verbotenen Ort verbracht hätte. Als er Diablo jetzt zum Stehen brachte, wurde ihm bewusst, dass Jahre vergangen waren, seit er hier Zuflucht gesucht hatte.
    Außer dass der Garten von Unkraut überwuchert war, hatte sich die

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