Julia Collection Band 57
„Wenn du jetzt gleich ins Bad gehst, kannst du dir Zeit lassen. Sollte es aber tatsächlich ein Gewitter geben, dann steig bitte beim allerersten Donner sofort aus dem Wasser. Ich werde ziemlich spät zurückkommen.“
„Du kommst zurück?“
„Ich sagte dir doch, dass ich so oft wie möglich hier sein würde, Lindsey. Und damit meinte ich auch über Nacht.“
„Es gibt hier nur zwei Schlafzimmer.“
„Das weiß ich doch. Deshalb werde ich auch in der ehemaligen Sattelkammer in der Scheune schlafen.“ Dieser Raum war so hergerichtet worden, dass er Jacksons Männern als Nachtquartier dienen konnte, sobald dessen Pferde auf der Stuart-Farm waren. „Ich würde auch dort schlafen, wenn es drei Schlafzimmer im Haus gäbe. Denn ich möchte dich nicht stören, falls ich nachts wegmuss. So.“ Er zog sie an sich und küsste flüchtig ihre Stirn. „Und jetzt ab ins Bad mit dir.“
Beim Schein einer einzelnen Kerze, die sie statt der hellen Deckenbeleuchtung gewählt hatte, lag Lindsey in einem duftenden Schaumbad und genoss es, dass die Wärme des heißen Wassers langsam ihre Verspannungen löste.
Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren und hätte nicht sagen können, wie lange sie schon in der Wanne gedöst hatte, als leise an die Tür geklopft wurde.
War Lincoln schon zurück? War er gar nicht weggefahren?
„Bist du bedeckt?“
Sie ließ den Blick über den Schaum gleiten, der sie vom Hals bis zu den Zehen einhüllte, und lachte leise. „Wenn herrlich duftende Schaumbläschen auch zählen, dann bin ich natürlich bedeckt.“
Sie wirkte immer noch amüsiert, als Lincoln eintrat. Es verschlug ihm den Atem, denn selbst am Anfang ihrer Freundschaft hatte er Lindsey nie so entspannt gesehen. Oder sie so schön gefunden.
Sie hatte ihr Haar zwar hochgesteckt, doch unzählige lockige Strähnen hatten sich längst gelöst und fielen ihr wirr auf die Schultern. Durch die Hitze schimmerten ihre Lippen und Wangen wieder rosig. Und dadurch erstrahlten ihre Augen in einem fast unwirklich intensiven Blau.
Sie war derart begehrenswert, dass es schmerzte, sie nicht an sich zu reißen und zu lieben. Es wäre so leicht, jede Vorsicht über Bord zu werfen. Alles zu vergessen – die Vergangenheit, die Zukunft. Alles außer Lindsey, die so überaus verführerisch nach dem exotischen Öl duftete.
Sein heißes Verlangen unterdrückend, trat er näher. Er versuchte zu ignorieren, dass ihre knapp mit weißem Schaum bedeckten Brüste voller waren, als er sie in Erinnerung hatte. Oder dass sich Öltröpfchen wie exotisch schimmernde Perlen zwischen ihren Brüsten sammelten und er sich unwillkürlich ausmalte, wie es wäre, sie mit der Zungenspitze von ihrer nackten Haut zu lecken.
Er hatte Lindsey Blair von jeher hinreißend gefunden. Aber noch nie so hinreißend wie als voll erblühte Frau.
Lincoln spürte, dass er durch ihren Zauber in eine vergangene Zeit zurückversetzt worden war. Sie hieß nicht mehr Lindsey Blair. Schon seit sechs Jahren nicht mehr. Diese Erkenntnis ernüchterte ihn.
„Ich wollte dich nicht stören, aber Eden legt großen Wert darauf, dass du ein Glas von ihrem Lieblingswein probierst. Zusammen mit Cullens geheimnisvollem Öl soll er die reinsten Wunder wirken.“ Er stellte die Flasche auf einen kleinen Tisch neben der Wanne und reichte Lindsey das Glas. Als sie es ihm abnahm, berührten sich ihre Finger kurz. Eine einzige flüchtige Berührung, und seine so mühevoll beherrschten Emotionen flackerten erneut mit aller Heftigkeit auf.
„Warum tust du das, Lincoln? Warum bist du so nett zu mir nach allem, was ich getan habe?“
Lincoln brauchte einen Moment, um sich zu fassen. „Vielleicht, weil mehr an der Sache ist, als man meinen sollte. Mildernde Umstände, die sich unserem Einfluss entziehen. Vielleicht, weil mich die größere Schuld trifft, wenn von Schuld überhaupt die Rede sein kann.“
„Nein, Lincoln, nein. Du verstehst nicht. Ich habe dich nicht belogen, aber die volle Wahrheit kennst du noch längst nicht.“
„Du irrst dich, Lindsey. Ich verstehe sehr wohl. Und die einzige Wahrheit, die zählt, ist, dass du die Mutter meines Kindes bist.“
„Lincoln.“
„Pscht.“ Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Genieß dein Schaumbad. Ich komme spät zurück, aber wir sehen uns morgen früh. Cooper entlässt Cade. Wir holen ihn gemeinsam nach Hause.“
„Cade kommt nach Hause?“
Lincoln blieb lächeln an der Tür stehen und drehte sich um. „Ja, morgen.“
Lindsey hatte
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