Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Collection Band 57

Julia Collection Band 57

Titel: Julia Collection Band 57 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bj James
Vom Netzwerk:
Liebenswürdigkeit, ihre Schönheit und Intelligenz. Sie standen in der Hierarchie dieser Schattengesellschaft ganz oben, und eine Delacroix als Geliebte zu haben, galt als eine besondere Auszeichnung.
    „Es kam äußerst selten vor, dass eine Delacroix mehr als einen Liebhaber hatte“, hatte die Großmutter hervorgehoben. „Die jungen Mädchen entschieden sich selbst für den Mann und blieben ihm dann ihr ganzes Leben lang treu. Und auch für den Mann gab es außer ihr und seiner Ehefrau keine anderen Frauen mehr.“
    Damals hatte seine Großmutter ihn über viele Bräuche und Gewohnheiten der damaligen Zeit aufgeklärt. Einige waren gut, einige schlecht, manche eine Mischung aus beidem. Einige lächerlich, einige verwirrend, einige überraschend.
    Am meisten schockierte Jericho, dass auch sein eigener Großvater eine Geliebte gehabt hatte.
    „Aber sicher!“, sagte Grandmère Rivers mit Nachdruck. „Sie war ein hübsches kleines Ding, nicht so groß und grobknochig wie ich. Dein Großvater hat sehr gut für sie gesorgt. Und ich konnte das akzeptieren. Glücklicherweise hatten sie keine Kinder.“ Sie sah ihn aus ihren müden alten Augen an, die einmal genauso grau und lebhaft gewesen waren wie seine. „Du kannst also sicher sein, mein Junge, dass hier auf den Straßen von Belle Terre keine Cousins und Cousinen oder Onkel und Tanten von dir herumlaufen. Dein Großvater mag ein exzentrischer Mann gewesen sein und sein halbes Vermögen an diese andere Frau verschwendet haben, aber in dem Punkt hat er sich vorbildlich verhalten. Es gibt keine Nachkommen von dieser anderen Frau.“
    „Aber hat dir das alles nichts ausgemacht?“
    Er konnte sich noch gut daran erinnern, dass seine Stimme gezittert hatte, als er diese Frage stellte. Wie konnte dieser Mann, den er nie persönlich kennengelernt hatte, seiner geliebten Großmutter nur so wehtun?
    Letitia Rivers hatte Jerichos Gesicht mit den Händen umfasst und ihm tief in die Augen gesehen. „Mein lieber Junge, dein Großvater ist das beste Beispiel dafür, dass die soziale Stellung eines Menschen ihn nicht automatisch zu einem besseren, weiseren Menschen macht. Das darfst du nie vergessen. Aber du musst auch wissen, dass die Tatsache, dass dein Großvater sich eine Geliebte hielt, nichts mit dir zu tun hat, dich also nicht zu einem schlechten Menschen macht. Genauso wenig wie deine kleine Freundin irgendetwas mit dem ‚Beruf‘ ihrer weiblichen Vorfahren zu tun hat. Sie ist das, was sie ist – ein liebes, hübsches und intelligentes Mädchen.“
    „Dann kann ich also weiter mit ihr befreundet sein?“, hatte er gefragt.
    Und seine Großmutter hatte ihn nur durch ihr Lorgnon angesehen, das sie immer noch einer normalen Brille vorzog, und hatte genickt. „Aber selbstverständlich.“
    „Gut“, er beugte sich vor und küsste sie auf die runzelige Wange, „genau das habe ich auch vor.“
    Grandmère lachte leise vor sich hin. „Sehr schön. Bring sie doch mal mit, deine kleine Miss Delacroix. Wir können Limonade trinken und Zuckerkekse essen.“
    „Gern“, versprach er.
    Aber irgendwie war es nie dazu gekommen.
    Die Jahre waren so schnell vorbeigegangen. Maria und er waren weiter befreundet gewesen. Ihre Freundschaft vertiefte sich, dann kam die sexuelle Anziehung dazu, dann Liebe. Und in einer leidenschaftlichen Nacht hatten sie nicht aufgepasst und ein Kind gezeugt. Sie hatten dann heimlich geheiratet und während sie noch überlegten, was sie als Nächstes tun sollten, wurde Maria Elena brutal überfallen, verlor das Baby und verschwand kurz danach aus der Stadt. Und nur ein schmaler Goldring erinnerte Jericho an das, was er verloren hatte.
    „Aber jetzt bist du hier bei mir“, sagte er kaum hörbar. „Und obgleich ich nichts und niemanden so will wie dich, muss ich dich doch überzeugen, dass du gehen musst.“ Er nahm ihre Hand.
    Er wusste nicht mehr, wie lange er so gesessen und immer wieder überlegt hatte, wie er die Gefahr hätte voraussehen können und wie er Maria schützen könnte. Vielleicht waren nur ein paar Minuten vergangen, als er plötzlich merkte, dass sie seinen Händedruck erwiderte.
    „Jericho …“
    „Hallo, du kleine Schlafmütze.“ Er versuchte, unbeschwert zu klingen, aber als Maria die Augenbrauen zusammenzog, wusste er, dass es ihm nicht gelungen war.
    Sie richtete sich auf, entzog ihm ihre Hand und strich ihm langsam und zärtlich das Haar zurück. „Du siehst so unglücklich aus.“ Sie legte ihm die warme Handfläche

Weitere Kostenlose Bücher