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Julia Collection Band 61 (German Edition)

Julia Collection Band 61 (German Edition)

Titel: Julia Collection Band 61 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Conrad
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Abend.“
    „Aber, Chase …“
    „Geh schon. Es gibt nichts, was du für mich tun kannst … bis heute Abend.“
    Kate ballte die Hände zu Fäusten und biss sich auf die Unterlippe, um nichts zu sagen, was sie später bereuen könnte. Chase benahm sich unmöglich, aber sie wusste, dass dieses Verhalten nicht seiner eigentlichen Natur entsprach. So sehr konnte er sich in zehn Jahren nicht verändert haben. Allerdings hatte er gute Gründe, sie zu hassen, und nichts, was sie sagen oder tun konnte, würde daran etwas ändern.
    Also hielt sie den Mund und lief davon, um den Erinnerungen zu entkommen und vielleicht auch den Konsequenzen, die ihr Handeln von damals mit sich brachte.
    Chase fuhr sich mit der Hand durchs Haar und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Er konnte sich nicht auf die Buchhaltungsunterlagen konzentrieren, denn ständig musste er an die Schatten unter Kates Augen und an ihre niedergeschlagene Haltung denken.
    Er war in der Absicht nach Bayou City gekommen, sie betteln zu sehen … um die Mühle … um ihr Heim. Und, wenn er ehrlich war, auch um seine Vergebung.
    Aber er hatte es nicht genossen, als sie ihn um einen Gefallen für ihre Freundin und deren Baby gebeten hatte und zudem noch so mitgenommen dabei ausgesehen hatte. Es passte nicht zu seinen Erinnerungen.
    Er versuchte, was er jetzt empfand, mit seinem aufgestauten Hass zu vereinen. Zehn Jahre hatte er sich eingeredet, dass er Kate verachtete. Sie jetzt so melancholisch und zerbrechlich zu sehen, setzte ihm mehr zu, als er sich eingestehen wollte.
    Chase seufzte und da es bereits Nachmittag war und er Kate brauchte, um einige der Zahlen in den Unterlagen zu klären, gab er der Sekretärin für den Rest des Tages frei, stieg in seinen Jaguar, ließ das Verdeck herunter, und fuhr dann, obwohl er eigentlich zurück in die Pension gewollt hatte, in Richtung des Hauses, in dem er aufgewachsen war.
    Er wusste, dass das Haus seit fünf Jahren leer stand, seit dem Tag, als er seinen Vater mitten in der Nacht abgeholt und in eine Rehabilitationsklinik gebracht hatte, damit er eine Entziehungskur machen konnte.
    Der Drang, sein altes Heim noch einmal wiederzusehen, wurde übermächtig. Er musste seine bitteren Erinnerungen auffrischen, und welcher Ort wäre besser dafür geeignet als dieses heruntergekommene Haus, das er immer gehasst hatte.
    Seine Mitschüler hatten ihn damals gnadenlos wegen seiner ärmlichen Verhältnisse und wegen seines trinkenden Vaters aufgezogen. Andere Eltern hatten nicht gewollt, dass ihre Kinder mit ihm spielten. Alles, was in der Stadt angestellt worden war, hatte man stets ihm zur Last gelegt.
    Dabei hatte er niemals wirklichen Ärger gemacht. Abgesehen von einigen Schlägereien und dem einen oder anderen Verweis, wenn er nicht zur Schule gekommen war, weil er seinem Vater dabei hatte helfen müssen, auszunüchtern, war nichts vorgefallen. Trotzdem galt er gemeinhin als Taugenichts.
    Er hatte ja auch keine Familie, die für ihn kämpfen konnte. Keine Brüder, keine Cousins oder Onkel, die ihm den Rücken gestärkt hatten. Also hatte er früh gelernt, für sich selbst zu sorgen – und niemandem zu trauen.
    Leider hatte er Kate vertraut. Obwohl ihr Vater der mächtigste Mann der Stadt gewesen war und ihm und seinem Vater immer zugesetzt hatte, war es ihr gelungen, seinen Schutzwall zu durchbrechen. Ihr Verrat schmerzte daher umso mehr, auch nach all den Jahren noch.
    Die Häuser in seiner ehemaligen Nachbarschaft wirkten sogar noch schäbiger als in seiner Erinnerung. Langsam fuhr er am letzten halbwegs passablen Haus vorbei und sah seine frühere Nachbarin Irene Fortier im Garten sitzen. Sie winkte ihm zu und stand auf, also hielt er den Wagen an, um mit ihr zu sprechen.
    Ohne Irene hätte er vor fünf Jahren nicht erfahren, dass sein Vater vermutlich mehrere Stunden bewusstlos in seinem Bett gelegen hatte. Sie hatte seinen Dad gefunden und ihn, Chase, angerufen.
    Er war sofort gekommen. Nichts, weder die schlechten Erinnerungen noch seine geschäftlichen Verpflichtungen hätten ihn davon abgehalten, seinem Vater zu helfen. Aber er ließ damals niemanden wissen, dass er in der Stadt war, und er war auch nicht lange geblieben.
    „Hallo, Chase“, sagte Irene, als er aus dem Wagen stieg. „Ich habe schon gehört, dass du wieder da bist.“
    Er nickte, wich ihr jedoch aus, als sie ihn auf die Wange küssen wollte. Ihr geblümtes Kleid und ihr vertrauter Duft erinnerten ihn an seine Kindheit und daran, wie

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