Julia Collection Band 61 (German Edition)
Bayou City sie hier mit Chase sähe, würde es nur noch schlimmer werden.
Auf Chases Bitte hin brachte der Kellner eine Flasche teuren Weißwein, schenkte einen Schluck ein und bot ihn Chase zum Probieren an, doch der schüttelte den Kopf.
„Lassen Sie die Dame die Wahl treffen.“ Er wandte sich an Kate, während der Kellner ihr das Glas reichte. „Du bist die Aristokratin. Du kennst dich bestimmt sehr viel besser mit Weinen aus als ich.“
Kate nippte an dem Wein und nickte dem Kellner schweigend zu, als Aufforderung, einzuschenken. Sie hatte den Eindruck, Chase war darauf aus, sie in Verlegenheit zu bringen. Nun, sie würde damit umgehen können.
Sie konnte noch einiges mehr aushalten. Aber was genau wollte oder erwartete er von ihr? Wer war dieser Chase Severin? Was war in den zehn Jahren, seit er die Stadt verlassen hatte, aus ihm geworden?
Chase lehnte die Speisekarte ab, als der Kellner sie ihm anbot, und bestellte die Spezialitäten, für die das Restaurant berühmt war.
Die Tatsache, dass er davon wusste, ließ Kate überlegen, wo er wohl jetzt lebte.
„Sag mal“, begann sie zögernd, „du weißt, wo ich während der letzten zehn Jahre gewesen bin und was ich gemacht habe. Aber ich frage mich …“
„… ob die Gerüchte über mich wahr sind?“, unterbrach er sie. „Ob ich mein Vermögen wirklich am Spieltisch gewonnen habe?“
„Nein … ich meine … vielleicht. Ich bin nur neugierig, was du all die Jahre gemacht hast.“
Chase lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Das Kerzenlicht machte es schwierig, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, doch Kate spürte seinen eindringlichen Blick.
„Ich bin ein Spieler, Kate. Ich würde sagen, die meiste Zeit meines Lebens habe ich mit dem einen oder anderen Spiel zugebracht.“ Er schwieg einen Moment. „Nachdem ich die Stadt verlassen hatte … beziehungsweise hinauseskortiert worden war, bin ich nach New Orleans getrampt. Ich fand den Weg in einige Hinterzimmer, in denen Poker gespielt wurde. Und als ich genügend gewonnen hatte, um ordentliche Einsätze machen zu können, bin ich nach Las Vegas gegangen.“
Er hielt inne, ignorierte seinen Wein und trank einen Schluck Wasser. „Ich wurde Profispieler, kassierte eine Reihe von Jackpots und gewann in einem hoch dotierten privaten Spiel schließlich ein Kasino.“
„Ein ganzes Kasino? Wow!“
Chase lachte. „Ja, das war wirklich beachtlich für einen Einundzwanzigjährigen. Ich hörte auf zu spielen und entschied mich, meine Aktivitäten lieber auf die geschäftliche Seite des Kasinobetriebs zu verlagern.“
„Du scheinst recht gut damit gefahren zu sein“, murmelte Kate und nippte an ihrem Wein.
„Das kann man so sagen. Ein paar Jahre später habe ich noch ein Haus dazugekauft und wieder einige Jahre später sind weitere Kasinos in Reno und Atlantic City dazugekommen.“
„Das treibst du also jetzt. Du besitzt Kasinos überall im Land.“ Er war reich genug, um Kate nervös zu machen.
„Kasinos, Hotels, Ferienanlagen, Restaurants. Einige davon habe ich bekommen, weil die Besitzer Schulden bei mir hatten. Die meisten habe ich günstig erworben und erfolgreich weitergeführt.“
„Nun, es wird dich einiges kosten, wenn du die Mühle wieder zu einem Erfolg machen willst, falls das dein neuestes Unterfangen sein sollte.“
„Ich besitze genügend Geld, chérie. Außerdem habe ich gerade so viel Geld geerbt, dass dir davon ganz schwindlig werden würde.“
„Geerbt? Doch nicht von deinem Vater? Ist er gestorben?“
Chase schüttelte den Kopf. „Nein, nicht von meinem Vater. Wie sich herausgestellt hat, habe ich eine respektable Familie mütterlicherseits. Meine Großmutter ist kürzlich gestorben, und ich bin einer der Erben ihres beachtlichen Vermögens.“
„Ach, Chase“, sagte Kate ehrlich erfreut. „Ich wusste nicht, dass du, abgesehen von deinem Vater, Familie hast.“
„Ich auch nicht. Merkwürdig, wie die Dinge im Leben sich schlagartig ändern können, nicht wahr?“
Das war ein nicht allzu subtiler Hinweis auf die neuen, widrigen Umstände, mit denen sie jetzt zu kämpfen hatte. Es war ihr egal. Sie war froh, dass er seine Familie gefunden hatte und zu Reichtum und Erfolg gekommen war. Auch wenn es bedeutete, dass er dadurch ihre Zukunft in Händen hielt.
Chase war ihrer Ansicht nach immer der einzige ehrenwerte Junge in der Stadt gewesen. Derjenige, der sie beschützt und alle anderen ausgestochen hatte.
Sie hatte nie daran gezweifelt, dass er nur das
Weitere Kostenlose Bücher