Julia Collection Band 61 (German Edition)
war ein Fullhouse mit Buben.
„Wel…“ Sie räusperte sich und ermahnte sich, ein Pokerface beizubehalten. „Welchen Einsatz hattest du diesmal im Sinn, Chase? Ich kann nur noch mein Kleid und meine Unterwäsche einsetzen.“
„Das Kleid ist okay“, erwiderte er gedehnt.
„Gut. Aber wenn ich gewinne, möchte ich, dass du versprichst, darüber nachzudenken, ob Shelby und ihr Baby im Gästehaus wohnen bleiben können.“
„Du hast gute Karten, was? Erinnere mich daran, dass ich dir irgendwann beibringe, wie man blufft. Aber jetzt“, fügte er lächelnd hinzu, „zeig, was du hast. Ich will sehen.“
Kate breitete triumphierend ihre Karten vor sich aus.
Doch als Chase seine Karten aufdeckte, verkrampfte sich ihr Magen.
„Vier Könige?“, stöhnte sie überrascht. Entsetzt über sein Kartenglück, saß sie regungslos da und starrte auf die Karten.
Auf einmal spürte sie, wie Chase den Träger ihres Kleides berührte. Geschockt von der elektrisierenden Erregung, die diese Berührung ihrer nackten Haut in ihr hervorrief, zuckte Kate zurück und rang nach Atem. Dann verfluchte sie sich. Warum zuckte sie zurück, obwohl sie den ganzen Abend doch nur auf seine Berührung gewartet hatte?
„Ich habe das Kleid auf ehrliche Art gewonnen“, erklärte Chase heiser. „Aber ich würde dich niemals zu etwas zwingen, was du nicht willst. Du kannst mir vertrauen. Ich würde dir niemals wehtun.“
„Ach, Chase“, murmelte sie bewegt. „Das waren die ersten Worte, die du damals zu mir gesagt hast. Erinnerst du dich?“
Kate sah Chase genau in dem Moment an, als das Mondlicht auf sein Gesicht fiel und ihr seine angespannte Miene offenbarte.
„Das war in einem anderen Leben, Kate. Die Dinge haben sich geändert.“
Für sie nicht. „Ich kann mich noch genau daran erinnern, so als wäre es gestern gewesen. Ich war zehn Jahre alt, und meine Mutter war … gerade fortgelaufen. Und als wir herausfanden, dass sie nicht wiederkommen würde, zuckte mein Vater lediglich mit den Achseln und sagte: ‚Die sind wir los‘. Ich habe ihm das niemals verziehen.“
„Du warst damals ein tapferes kleines Mädchen“, stimmte Chase zu. „Du hattest es dir in den Kopf gesetzt, ebenfalls fortzulaufen. Ich erinnere mich an das dürre, dunkelhaarige Ding, das voller Wut auf die falsche Seite der Stadt marschiert war und sich dann verlaufen hatte. Du warst angriffslustig und bereit, die Welt zu erobern.“
„Ich hatte mich nicht verlaufen“, meinte Kate lächelnd. „Ich war nur so wütend. Aber du und dein Vater, ihr habt mich getröstet, habt mir etwas zu essen gegeben und mich dann überzeugt, wieder nach Hause zu gehen. Es war das Netteste, was je ein Mensch für mich getan hat.“ Und schon damals hatte sie sich hoffnungslos in Chase verliebt.
„Hat deine Mutter jemals Kontakt zu dir aufgenommen? Weißt du, wo sie jetzt ist?“ Chases heisere Stimme verriet Besorgnis. „Du könntest einen Privatdetektiv anheuern, um sie zu finden. So hat mich der Anwalt meiner Großmutter ausfindig gemacht.“
„Nein. Es ist inzwischen unwichtig.“ Es berührte sie, dass er sich trotz allem, was in der Vergangenheit geschehen war, noch um sie sorgte.
Aber dann fuhr er mit harter Stimme fort: „Du hast schon vor Jahren aufgehört zu kämpfen, stimmt’s?“
Sie wusste, er meinte jene Nacht. Jene letzte, furchtbare Nacht, als ihre Welt zusammengebrochen war. Aber darüber wollte sie jetzt nicht reden.
Heute war nicht die Nacht der Abrechnung und Enthüllung. Heute wollte sie seine Hände auf ihrem Körper spüren, seine Lippen auf ihren schmecken.
„Der Aufenthaltsort meiner Mutter ist unwichtig“, erklärte sie. „Wenn sie mich gewollt hätte … mich hätte sehen wollen … hätte sie es längst getan. Ich bin inzwischen erwachsen und brauche keine Mutter mehr.“
Das nun folgende Schweigen beunruhigte Kate, und sie spürte, dass sich ein Schweißtropfen an ihrer Schläfe gebildet hatte. Was dachte Chase?
„Denkst du dasselbe von mir, Kate? Dass, wenn ich dich hätte sehen wollen, ich Kontakt zu dir aufgenommen hätte? Ist dir nie in den Sinn gekommen, nach mir zu suchen?“
Sie schüttelte traurig den Kopf. „Ich war überzeugt, dass du mich nicht sehen willst … dass du mich hasst. Ich … ich mache dir deshalb keine Vorwürfe, aber ich konnte nicht …“ Sie schwieg und senkte den Kopf, während sie mit den Tränen kämpfte. So hatte sie sich den Abend nicht vorgestellt. Konnten sie sich nicht einfach gegenseitig
Weitere Kostenlose Bücher