Julia Collection Band 61 (German Edition)
Nacken. Tyson fragte sich plötzlich, wie sie wohl reagieren würde, wenn er ihren Nacken dort mit seinen Lippen berührte.
Würde sie aufspringen und ihn empört zurechtweisen? Oder würde sie nur leise lachen und sich an ihn schmiegen? Merri beugte sich vor, um einem der kleinen Mädchen das Haar zu kämmen. Ihre Bluse spannte sich über dem Rücken, und Tyson fiel auf, dass sie keinen BH, sondern nur ein leichtes Hemdchen mit dünnen Trägern trug. Während sie sich streckte, rutschten die Bluse und das Hemd aus dem Hosenbund, und ein schmaler Streifen glatter, sanft gebräunter Haut wurde sichtbar.
Er wandte sich ab, machte ein paar Schritte und streckte sich. Es wurde Zeit, dass er Gelegenheit hatte, mit ihr allein zu sein. Sie mussten sich unbedingt besser kennenlernen. Er war sicher, dass sie etwas vor ihm verbarg, und nicht nur das, was ihre Bluse bedeckte.
Er ging auf die Gruppe zu und sah erstaunt, dass Merri offenbar einem hübschen zwölfjährigen Mädchen half, sich dezent die Lippen zu schminken. Seltsam, was verstand sie denn davon? Bisher hatte sie im Büro noch nie auch nur einen Hauch von Make-up getragen, geschweige denn sich die Lippen geschminkt.
„Am besten ist es, erst einen Lipliner aufzutragen“, sagte Merri gerade. „Vielleicht bringe ich nächstes Mal ein paar mit.“
„Kommen Sie denn wieder?“, fragte eine kleine Blonde ungläubig.
„Aber sicher“, antwortete Merri und lächelte liebevoll. Sie strich der Kleinen über die Wange. „Ich wohne doch jetzt in Stanville. Ich werde immer kommen, wenn ich Zeit habe.“
Tyson räusperte sich laut. Die Mädchen drehten sich zu ihm um, doch er blickte nur Merri an. Trotz ihrer dicken Brillengläser konnte er sehen, dass ihr die Tränen in den Augen standen. Plötzlich spürte er selbst einen Kloß im Hals.
„Ich soll sagen, dass das Essen fertig ist“, sagte er rau, um seine Rührung zu verbergen. „Geht jetzt, und wascht euch die Hände.“
„Schon?“, klagte eines der Mädchen. Merri legte der Kleinen einen Arm um die Schultern. „Du musst doch etwas essen, damit du groß und stark wirst.“ Sie blickte hoch und sah Tyson direkt in die Augen. „Wir müssen alle gut bei Kräften bleiben“, fuhr sie lächelnd fort.
Er streckte die Hand aus und half ihr hoch. „Sie sind besonders hübsch, wenn Sie lächeln, Merri“, sagte er leise. „Das sollten Sie öfter tun.“
„Ich lache doch oft“, meinte sie und sah ihn verwundert an.
Tyson seufzte übertrieben laut auf. „Aber offenbar nicht, wenn ich in der Nähe bin.“
Sie lachte. Es war ein dunkles, warmes Lachen, und Tyson fühlte, wie sich sein Puls beschleunigte.
„Wollen Sie sich auch die Hände waschen?“, fragte er mühsam beherrscht.
„Wo essen wir denn?“
„Ich kenne einen wunderbaren Platz, wo es viel Salat und Gemüse gibt. Das mögen Sie sicher.“
„Ach ja? Wo gibt es denn ein solches Restaurant?“
„Hier, im Speisesaal wird viel Frisches serviert.“
Merris Augen strahlten, als hätte Tyson ihr gerade ein Geschenk gemacht. „Oh, dann können wir bleiben?“
Himmel, sie war wirklich entzückend. Jewels erster Eindruck war durchaus zutreffend. Er konnte die Augen nicht von Merri lassen und fand alles wunderbar, was sie sagte und tat.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
4. KAPITEL
„Sind Sie müde?“, fragte Tyson, als er von der Straße, die zur Nuevos-Dias-Ranch führte, wieder auf die Landstraße abbog.
„Ein bisschen“, sagte Merri und atmete tief durch, „aber es ist eine angenehme Müdigkeit.“
Es war noch nicht besonders spät, doch am Himmel waren dunkle Wolken aufgezogen, und es sah nach Regen aus. Merri lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze und schloss die Augen. Es roch nach Mesquitesträuchern und Ozon.
„Ich bin froh, dass Sie mit mir auf der Ranch waren.“ Tyson hielt seinen Blick fest auf die Straße gerichtet. „Die Kinder haben viel Spaß gehabt.“
„Mir hat der Nachmittag auch viel Freude gemacht. Die Kinder sind alle so …“ Sie brach ab und blickte kurz zu Tyson. „Kann ich Sie etwas fragen?“
„Natürlich.“
„Jemand hat mir gesagt, dass Sie ein solches Interesse an misshandelten und verlassenen Kindern haben, weil Sie selbst als Kind allein zurückgelassen wurden. Stimmt das?“
Tyson umfasste das Lenkrad unwillkürlich etwas fester und sah weiter geradeaus. „Nein, so kann man das nicht sagen. Ich war bei Jewel, als meine Eltern bei einem Autounfall umkamen. Sie hat mich dann behalten und
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