Julia Collection Band 62
Müttern lernen könnten. Aber Feldman wird es glauben.“
Sie unterbrach sich einen Moment, und Suzanne sah, wie ihrer Mutter eine Idee kam. Rose Wigan war keine kluge Frau, aber sie hatte etwas Teuflisches an sich. Suzanne spürte, wie sie ein Schauer überlief.
„Ganz besonders, wenn er herausfindet, dass ihr beiden noch nicht einmal zusammenwohnt“, fuhr die ältere Frau fort.
„Das werden wir. Wir teilen uns mein Apartment. Wir hatten noch keine Zeit zu planen …“
„Nein, ich wette, die hattet ihr nicht. Diese Heirat ist eine noch offensichtlichere Fälschung als dein Diadem.“
„Ich … wir …“
Suzanne konnte kaum noch atmen. Die Drohung, die in den Worten ihrer Mutter lag, war wie eine Faust, die ihr in den Magen schlug. Dabei hatte Roses Ton wieder diesen zuckersüßen Klang angenommen.
„Das dachte ich mir. Honey, soll ich es ihm sagen, oder willst du es selbst tun?“ Rose streichelte ihrer Tochter sanft über den Arm.
„Wem willst du was sagen?“
„Deinem angeblichen Prinzen, dass keine Hochzeit stattfindet, natürlich.“
„Aber es findet eine Hochzeit statt, Mom.“
Suzanne merkte, wie sie der Zorn zu überwältigen drohte, doch sie zügelte sich, da sie instinktiv wusste, dass das ihre Mutter nur noch stärker machen würde.
Rose hatte nicht dieselbe Kontrolle. Sie scherte sich jetzt nicht mehr um Zuckersüße.
„Liebling, wo liegt der Sinn? Du weißt, dass du Alice so nicht gewinnen kannst. Ich werde so bald wie möglich mit Feldman sprechen!“
„Dann tu es doch! Sprich mit ihm, Mom!“
„Suzanne, jetzt gib deine Niederlage doch endlich zu!“ Rose schnaubte vor Frustration und starrte Brautkleid, Diadem und Collier so verächtlich an, als wenn sie jedes einzelne Teil am liebsten zerrissen hätte. „Die Ehe wird nicht echt sein, egal, ob ihr ein Apartment teilt oder nicht!“
„Nein?“, schoss Suzanne zurück. „Nein, Mom? Dann beweise es!“
Suzanne war schneeweiß geworden. Stephen bemerkte das sofort. Es schien, als wenn jegliches Blut ihre Wangen verlassen hätte.
Doch ihre Blässe war nicht das Einzige, was ihn besorgte. Ihre Augen glitzerten, und ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Bräute sollten aber nicht mit zusammengeballten Fäusten durch die Kirche gehen.
Er wartete am Altar, nun in einen dunklen Anzug gekleidet, den er vor ein paar Tagen gekauft hatte. Auch der Pater in vollem Ornat hatte seinen Platz am Altar eingenommen. Es gab keine Musik. Suzannes Hand lag auf Perry Wigans Arm, dabei wirkte sie allerdings so, als wenn sie lieber eine Schlange gestreichelt hätte. Rose stellte nur ein gefrorenes Lächeln zur Schau.
Was war zwischen den beiden vorgefallen, als sie gemeinsam in dem kleinen Nebenraum gewesen waren, während Suzanne sich fertig machte? Seine Braut sah wie aus Marmor gemeißelt aus, und als sie ihn erreichte, sandte sie ihm mit den Augen stumme, verzweifelte Botschaften, die er nicht verstand.
Instinktiv griff er nach ihren Händen, während der Geistliche die Zeremonie begann. Stephen hörte die ersten Worte kaum. Suzannes Finger waren eiskalt, und er rieb seinen Daumen über ihre Hand, um ihr etwas Wärme zu spenden.
Es schien ein wenig zu helfen. Sie entspannte sich so weit, dass sie ohne Stolpern durch das Ehegelöbnis kam. Es waren starke Worte, die ihn daran erinnerten, dass die Ehe etwas Großes darstellte.
Wieder einmal dachte Stephen an seine Urgroßmutter, die erste und bis heute einzige Frau, die diese Juwelen als Braut getragen hatte. Sie hatte seinen Urgroßvater genug geliebt, um ihre Heimat England hinter sich zu lassen und ihm nach Aragovia zu folgen. Ihre Ehe hatte achtundsechzig Jahre gedauert und erst mit Fürst Peters Tod 1980 geendet. Danach hatte Elizabeth noch weitere neun Jahre als Witwe gelebt.
Plötzlich war die Zeremonie zu Ende. Er und Suzanne waren Mann und Frau. Der Pater gab nur noch einen letzten Hinweis, den Stephen jedoch verpasste. Was erwartete man von ihm? In der Emotionalität des Augenblicks hatte er alles vergessen, was er von amerikanischen Hochzeitsbräuchen wusste. Er bemerkte, wie Suzanne sich zu ihm vorlehnte und ihre Hände nach den Ärmeln seines steifen Anzugs griffen.
Ihr Mund war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt, und ihr Blick richtete sich auf sein Gesicht, bittend und sanft. Er verstand die Worte, die sie flüsterte, gerade so.
„Küss mich! Bitte küss mich!“
Dann, ohne seine Reaktion abzuwarten, presste sie ihren Mund leidenschaftlich auf seine
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