Julia Collection Band 62
sehen, nicht wahr?“
Beide wussten, dass es eine Drohung war, und auch Suzanne entging das nicht. Stephen spürte, wie sie sich bei ihm unterhakte. Ihre Lippen wirkten blass und trocken, obwohl das noch vor wenigen Minuten, als er sie geküsst hatte, nicht der Fall gewesen war.
„Ich nehme an, dass keine Flitterwochen geplant sind“, bemerkte Perry in diesem Moment. „Nachdem die Hochzeit so kurzfristig angesetzt wurde?“
Er hatte sich an Roses Seite gestellt, die ihm auf diese Frage ein Lächeln zuwarf. John Davenport schaute mit einem Stirnrunzeln von Paar zu Paar und spürte wohl, dass es hier um mehr ging als oberflächlich erkennbar.
Auf Perrys Frage hin war Suzanne erstarrt, und Stephen legte einen Arm um ihre Schultern, um sie an sich zu ziehen und ihr gleichzeitig mit einer Antwort zuvorzukommen.
„Es gibt ganz sicher Flitterwochen“, betonte er. „Wir werden die kommende Woche das Apartment eines Freundes nutzen, das einen Blick über den Central Park bietet.“
„Stephen?“, wandte sich Suzanne erstaunt an ihn.
„Sie teilen Ihrer Braut diese Neuigkeit besser noch einmal mit“, riet ihm Rose zufrieden. „Sie scheint keinerlei Ahnung davon zu haben.“
Stephen lachte kurz. „Natürlich nicht. Es ist eine Überraschung – Bestandteil meines Hochzeitsgeschenks an sie. Ich habe eine Limousine bestellt, Suzanne, die uns zu deiner Wohnung bringt und wartet, während du packst, um uns dann zur Fifth Avenue zu fahren. Das spart uns Zeit, denn ich weiß, dass du nachher noch Alice besuchen möchtest.“
„Machen Sie sich keine Sorgen um Alice“, warf Rose ein. „Sie wird ihre Großmutter zur Gesellschaft haben. Wussten Sie, John, dass dieses süße kleine Baby mich gestern zum ersten Mal angelächelt hat?“
Sie legte eine Hand auf den Arm des Priesters und sprach weiter über Alice mit ihm, bis sie sich schließlich unterbrach: „Stephen, Suzanne, ich glaube, ich höre eure Limousine vor der Tür. Honey, wir werden uns täglich im Krankenhaus sehen, deshalb denke ich, ich sollte kein großes Trara um den Abschied von meiner frisch verheirateten Tochter machen.“
„Das ist wunderbar, Mom. Niemand muss ein Trara um irgendetwas machen“, stimmte Suzanne zu und fühlte, wie Stephen nach ihrem Arm griff.
„Deine Mutter hat recht“, sagte er. „Das ist unser Wagen vor der Kirche. Wollen wir gehen?“
„Wir sehen uns dann im Krankenhaus“, erklärte Rose noch einmal.
„Ja.“
Stephen lächelte Suzanne an, sobald sie in die strahlende Nachmittagssonne kamen.
„So, das wäre erledigt. Und wir haben, glaube ich, auch den richtigen Effekt erzielt.“
„Ja.“ Das Wort Effekt sandte einen kleinen Schauer über ihren Rücken, aber sie konnte nicht leugnen, dass es angemessen war. Mit dieser Heirat sollte tatsächlich einiges erzielt werden. „Vielen Dank, dass dir so schnell eine Antwort auf die Frage nach den Flitterwochen eingefallen ist. Ich hätte Perry recht gegeben, dass nichts geplant ist, und das hätte keinen guten Eindruck gemacht. So wie ich Mom allerdings kenne, wird sie in meiner Wohnung anrufen, um abzuchecken, ob ich da bin. Wahrscheinlich gehe ich am besten die nächste Woche nicht ans Telefon.“
„Du wirst nicht dort sein, um ans Telefon zu gehen. Du wirst deine Flitterwochen mit mir in der Fifth Avenue verbringen.“
Augenblicklich blieb sie stehen. „Ich dachte, das hättest du einfach nur so gesagt.“
„Wir können es uns nicht erlauben zu lügen, Suzanne. Was auf dem Spiel steht, ist zu wichtig. Das Apartment hat sieben Zimmer. Drei Schlafzimmer. Niemand muss wissen, wie viele wir davon benutzen.“
Der Koffer lag immer noch ungepackt auf ihrem Bett. Suzanne beobachtete Stephen, wie er das nur durch Vorhänge in verschiedene Raumsegmente unterteilte Loft begutachtete. Er wirkte skeptisch, was man ihm aber auch nicht wirklich verdenken konnte. Das Apartment hatte ursprünglich einer Theatergruppe als Probebühne gedient und war seitdem nur wenig verändert worden. Es gab einen Fernseher, ein Doppelbett, eine Frisierkommode, eine Couch und eine Mikrowelle, und das war auch schon fast alles. Nur das Badezimmer war ein eigener, abgetrennter Raum, denn auch die Küche bestand aus nicht mehr als einer Gerätezeile entlang der südlichen Wand.
Suzanne hatte Glück gehabt. Die Wohnung gehörte einem Broadway-Schauspieler, der für vier Monate auf Tournee ging und ihr das Apartment zu einem sehr günstigen Preis für diesen Zeitraum untervermietete. Sie
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