Julia Collection Band 62
hätte, wie sie immer behauptete.
„Liebling, ich habe hier etwas für dich, falls es noch nicht zu spät dazu ist“, kündigte sie nun an, indem sie ihren Blick von Stephen wieder auf ihre Tochter richtete. „Mein Brautschleier soll dir Glück bringen. Ich hoffe, du weißt das zu schätzen. Perry und ich mussten nämlich den ganzen Weg nach Philadelphia zurückfahren, um ihn zu holen! Ich bin eine Stunde auf dem Speicher herumgekrochen, bis ich ihn gefunden hatte.“
„Dein Schleier! Oh, Mom, danke schön!“
Suzannes Augen wurden glasig, als Rose den Tüll aus einer Papiertüte nahm. Sie hatte gar nicht gewusst, dass ihre Mutter ihren Brautschleier aufbewahrt hatte.
Roses Hochzeit mit Suzannes Vater lag mehr als achtundzwanzig Jahre zurück. Das Ganze war kein besonders großer Erfolg gewesen und schließlich zwei Monate nach Jills Geburt in die Brüche gegangen. Die Schwestern hatten ihren Vater seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen und wussten nichts über seinen Verbleib. Dennoch, der Brautschleier bedeutete Suzanne etwas.
„Du brauchst Haarnadeln, um ihn festzustecken“, sagte Rose. „Ich habe welche dabei.“
„Ich auch, um mein Haar hochzubinden.“
„Wir machen es zusammen, ja, Liebling? Eine Braut sollte die Hilfe ihrer Mutter haben, wenn sie sich vorbereitet.“
Trotz der Spannungen zwischen ihnen war Suzanne gerührt. Einige Minuten später, als sie in dem kleinen Umkleideraum das Diadem aus der Schachtel nahm und sich auf den Kopf drückte, verflüchtigte sich diese Sentimentalität jedoch relativ rasch.
„Das wird den Schleier an seinem Platz halten“, erklärte sie ihrer Mutter fast schüchtern. „Ist es nicht wunderschön? Es passt genau zu dem Collier.“
„Hmm … wo hast du denn diese protzigen Dinger her?“, fragte Rose mit einem abschätzigen Blick auf die Juwelen.
„Sie gehören Stephens Familie. Und ich finde nicht, dass sie protzig sind.“ Behutsam fuhr sie mit den Fingern das zierliche Gebilde an ihrem Hals entlang. „Ganz und gar nicht.“
„Also gut, nicht protzig“, gab Rose nach. „Sie wären fantastisch, wenn sie echt wären.“
„Sie sind echt, Mom.“
Darauf brach ihre Mutter in Gelächter aus. „Was? Alex Rimskys Neffe soll solchen Schmuck besitzen? Alex hatte nicht einen Penny, als er nach Amerika kam!“
„Es sind Erbstücke. Er bewahrt sie in einem Bankschließfach hier in New York auf.“ Warum hier, wunderte sich Suzanne kurz. Doch Stephen hatte selbst gesagt, dass es eine lange Geschichte sei. Sie konnte ihrer Mutter das erklären, was sie wusste. „Der Schmuck wurde für seine Urgroßmutter Prinzessin Elizabeth von Aragovia 1912 angefertigt.“
„Du machst Witze, richtig? Prinzessin Elizabeth?“
„Nein, ich mache keine Witze. Er hat mir das alles erzählt.“
„Ich schätze, das macht aus deinem Stephen einen Prinzen? Und aus Alex auch.“
„Ja. Technisch zumindest.“
„Honey, glaubst du nicht, dass Alex mir das gesagt hätte?“
„Offensichtlich hat er das alles hinter sich gelassen, als er sich entschloss, ein Leben in den USA aufzubauen. Adel war unter dem kommunistischen Regime nicht gerade gern gesehen, und hier hat es keine Rolle gespielt. Außerdem habt ihr beide euch nicht eben lange gekannt, oder? Nein, ich denke nicht, dass Alex es dir gesagt hätte. Davon abgesehen, habe ich mit Dr. Feldman über einiges gesprochen, und es ist wahr.“
„Also gut, technisch betrachtet wirst du in ein paar Minuten eine Prinzessin sein. Wir wollen das als Fakt akzeptieren.“ Der zuckersüße Ton ihrer Mutter verschwand nun vollkommen. „Aber weißt du was? Auch Prinzen können Betrüger sein!“
„Nicht Stephen“, erwiderte sie mit fester Überzeugung.
„Für den Fall, dass du das vergessen hast“, fügte Rose hinzu, „Alice ist ein sehr reiches kleines Baby, und ich bin mir sicher, dass Alex’ Neffe das weiß. Er will an ihr Erbe herankommen und täuscht dich mit diesem hübschen Schmuck, indem er dich glauben lässt, dass Geld keine Rolle spielt, weil er ein Prinz ist. Wenn es jemals Originale dieser Schmuckstücke gegeben hätte, wären sie längst verkauft oder gestohlen worden.“
„Das glaube ich nicht.“
„Das solltest du aber! Du würdest deine Augen besser der Realität öffnen, Schätzchen.“
„Ich glaube dir nicht“, betonte Suzanne noch einmal.
Es entstand ein kurzes Schweigen, dann meinte Rose leicht: „Nein, natürlich tust du das nicht. Töchter glauben nie die Wahrheiten, die sie von ihren
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