Julia Collection Band 62
Kirche, um das Innere in ein glänzendes Licht zu tauchen.
Stephen öffnete zuerst das längliche und kleinere der beiden Kästchen. Auf einem mitternachtsblauen Samtbett kam ein Collier aus Gold und Diamanten zum Vorschein, dessen Schönheit Suzanne schlucken ließ. Bevor sie Worte finden konnte, legte er ihr den Schmuck um den Hals, und sie fühlte die kalte Berührung des Metalls auf ihrer Haut, genauso wie das kitzelnde Streifen seiner warmen Finger.
„So …“
„Es … es ist wunderschön“, war alles, was sie mühsam hervorbrachte.
Sie spürte seinen Atem, als er sich vorbeugte, um den Verschluss genauer anzusehen. Es war nicht mehr als ein leichter Lufthauch an ihrem Nacken, doch es lenkte ihre Aufmerksamkeit darauf, wie nah er stand und wie intensiv er sie ansah. Sie hätte die Hand heben und seine Wange berühren können. Sie hätte mit den Fingern die silberne Linie seiner Narbe entlangfahren können, bis sie den Winkel seines ernsten, sinnlichen Mundes erreichte.
Eine plötzliche Woge von Verlangen durchströmte sie, und die Erkenntnis, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, traf sie wie ein Blitz.
Sex und Scheidung. Falls eines von beidem irgendwann passierte, so glaubte sie dennoch, dass das noch in einer fernen und kaum vorstellbaren Zukunft geschehen würde. Nicht jetzt. Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken.
Ein Ton der Befriedigung sagte ihr, dass Stephen das Collier endlich geschlossen hatte. Er rückte den Verschluss in die Mitte ihres Nackens und schaute sie an.
„Sag jetzt noch nichts“, bat er sie. „Die Stücke gehören zusammen. Sie wurden 1912 in Paris anlässlich der Hochzeit meiner Urgroßmutter angefertigt, und du musst sie zusammen anprobieren, bevor du dich entscheidest.“
Er öffnete das zweite Kästchen und fuhr mit den Fingern über den darin liegenden Reif aus Gold und Diamanten. Sie sog scharf die Luft ein.
Was hatte sie erwartet? Ein Armband und ein Paar Ohrringe? Eine juwelenbestückte Brosche? Jedenfalls nicht das. Es war keine Krone wie für einen König. Aber ein Diadem, das eine Prinzessin schmücken sollte.
Stephen wollte das Stück herausnehmen, doch Suzanne streckte ärgerlich ihre Hand vor und legte sie auf seinen Arm, um ihn daran zu hindern. Er wandte sich schnell von dem Schmuck ab und musterte sie überrascht. Er wartete, während ihre Hand immer noch auf seinem Arm lag.
Ihr wurde klar, dass er dennoch in gewisser Weise mit dieser Reaktion gerechnet hatte. Ihm musste bewusst sein, dass sie Fragen haben würde.
Schließlich fand sie ihre Stimme wieder. Sie zitterte zwar etwas, war aber trotzdem deutlich.
„Nein“, sagte sie mit Schärfe. Sie zog ihre Hand zurück. „Lass das. Nicht jetzt. Erkläre das zuerst. Ich verstehe nicht. Du wohnst in einem billigen Touristenhotel neben der Penn Station. Deine Kleidung ist nicht neu. Aber dieser Schmuck ist genug wert, um ein Krankenhaus zu finanzieren. Er sieht aus, als gehörte er einer …“
„Einer Prinzessin“, beendete er den Satz für sie. „Ja. Einer Prinzessin aus dem Hause der Serkin-Rimskys von Aragovia. Ich ahnte, dass du es nicht wusstest. Das musst du aber, bevor wir das hier tun. Jodie hat ihrer Herkunft den Rücken gekehrt, genau wie ihr Vater. Sie hätte es nicht erwähnt.“
„Jodie war eine Prinzessin?“
„Genau wie du, Suzanne, in einer Stunde eine sein wirst, wenn du mich heiratest. Und wenn ich die Regentschaft meines Landes übernehme, dann wirst du Fürstin.“
„Das ist …! Das ist …!“ Sie presste die Hände auf ihre heißen Wangen. Ursprünglich hatte sie vorgehabt, in ihrer Bibliothek einiges über Aragovia nachzulesen, doch dafür war ihr keine Zeit geblieben. Um allerdings ehrlich zu sein, schien Stephens Herkunft auch zweitrangig im Vergleich zu ihrer Sorge um Alices Zukunft. Nun bereute sie diesen Umstand. Genauso wie sie die Tatsache bereute, dass sie Dr. Feldman nicht genauer befragt hatte. Seine Aussagen hatten einige Andeutungen enthalten, doch sie hatte das ignoriert.
Stephen lächelte. Es war ein neckendes Grinsen, das die gebräunte Haut um seine Augen in kleine Falten legte. „Reg dich nicht darüber auf.“
„Aufregen?“ Sie schrie vor Empörung. „Ich rege mich nicht auf! Ich bin … das ist unmöglich!“
„Das ist es nicht“, widersprach er. Er schien die Ruhe selbst. „Mein Urgroßvater war Fürst Peter Christian Serkin-Rimsky. Er war der letzte Herrscher von Aragovia. Er heiratete 1912 eine Engländerin, Lady Elizabeth
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