Julia Collection Band 62
Platz.
„Ich dachte, sie wäre mittlerweile gegangen“, murmelte sie.
„Spielt das eine Rolle?“
„Ich bin keine gute Schauspielerin, Stephen.“
„Das musst du doch auch nicht. Was du fühlst, ist schließlich echt.“
„Ich verliere die Verbindung zu dem, was ich fühle, wenn Mom in der Nähe ist.“
Zunächst verstand er nicht, was sie damit meinte, bis er es selbst sah.
Bei dem Klang ihrer Schritte erwachte Rose, streckte sich und lächelte ihnen dann entgegen.
„Bist du schon lange hier, Mom?“
„Ich kam direkt von der Kirche, Honey. Hallo, Stephen. Ich hoffe, Sie passen gut auf mein kleines Mädchen auf. Suzanne wird Ihnen bestätigen, dass ich es niemals zugelassen habe, dass ein Mann sie falsch behandelt, nicht wahr, Honey? Und daran wird sich auch jetzt nichts ändern.“
Irgendwie beinhalteten die Worte eine Drohung, doch die war nicht an Stephen gerichtet.
„Du solltest etwas essen, Mom.“ Suzannes Stimme klang dünn und gepresst.
„Oh, ich kann sie jetzt nicht allein lassen. Nicht, wenn sie wach ist. Sie könnte mich wieder anlächeln.“
„Sie lächelt meistens im Schlaf. Außerdem ist sie niemals länger als zwanzig Minuten am Stück wach.“
„Oh, du wirst deine Grandma trotzdem anlächeln, nicht wahr, meine Süße? Du wirst Stunde über Stunde wach bleiben, wenn ich mit dir spiele.“ Rose beugte sich über den Brutkasten. „Die Schwester hat sogar gesagt, dass Grandma dich heute im Arm halten kann.“
„Überlaste sie nicht, Mom. Das ist zu viel für sie.“
„Wirst du sie heute auf den Arm nehmen, Suzanne?“, fragte Terri, die gerade nach einem anderen Baby sah.
„Ich denke nicht. Nicht heute.“ Die kurze Antwort wirkte seltsam. „Wir können nicht lange bleiben. Ich möchte sie auf den Arm nehmen, wenn es ruhiger ist.“
Stephen bemerkte Terris erstaunten Blick. Sie sagte nichts weiter. Genauso wenig wie Suzanne. Doch je mehr Tamtam Rose um Alice machte – es war ein bisschen übertrieben, zugegebenermaßen, aber viele Menschen verhielten sich Kindern gegenüber albern –, desto distanzierter und kühler wurde Suzanne. Wenn sie ihre Mutter ansah, zeichnete sich ihr Ärger deutlich auf ihrem Gesicht ab. Jemand, der sie zum ersten Mal traf, würde davon ausgehen, dass sie nicht an Alice interessiert sei und sich auch nicht um die Kleine sorgte.
Ein großer, mittelalter Mann mit etwas Bauch und sehr langen Beinen näherte sich in diesem Moment der Säuglingsabteilung. Dr. Feldman, wie Stephen erkannte.
„Ich habe einen Patienten auf der Intensivstation und dachte, ich schaue auch hier mal kurz vorbei. Rose, schön, Sie zu sehen. Suzanne, Stephen.“
„Vier Besucher gleichzeitig“, warf Terri ein. „Das ist etwas Besonderes, weil wir hoffen, dass sie nächste Woche nach Hause kann.“
Würde Suzannes Apartment tatsächlich Alices Zuhause werden oder nur eine Übergangsstation sein? Niemand brachte das Gespräch auf diesen Punkt.
„Ich werde sie heute auf den Arm nehmen können, Michael“, schwärmte Rose. „Ist das nicht unglaublich? Ich lerne gerade die ganzen Dinge, die ich brauchen werde. Über ihre Atmung und so weiter. Bist du dir sicher, dass du sie nicht auch halten willst, Suzanne, Honey?“
„Es ist ein solcher Aufwand. Mit den ganzen Schläuchen und den Monitoren und allem“, antwortete Suzanne in demselben unnatürlichen Tonfall, der ihre sonst so schöne Stimme gerade gefangen hielt. „Ich möchte sie nicht überlasten. Du weißt, dass ihre Atmung immer noch manchmal aussetzt. Es war schön, Sie zu sehen, Dr. Feldman. Wir müssen jetzt gehen, nicht wahr, Stephen?“
„Sie beide kamen zusammen?“, bemerkte Michael Feldman überrascht.
Rose lachte leise. „Diese verliebten Narren sind einfach in die nächste Kirche gestürmt und haben heute geheiratet, Michael! Offensichtlich ein sehr ansteckender Fall von Liebe auf den ersten Blick, da sie sich schließlich erst vergangene Woche kennengelernt haben.“
„So war es nicht“, erklärte Suzanne mit zusammengepressten Lippen. „Das weißt du auch genau, Mom. Tu mir das nicht an, sonst wird Dr. Feldman noch denken, dass …“
„Suzanne, ich hatte ja keine Ahnung!“ Der Arzt wandte sich an sie. Er war ganz erkennbar unsicher, wie er sich verhalten sollte. „Herzlichen Glückwunsch“, fügte er automatisch hinzu.
Rose ergriff die Gelegenheit, um seine Reaktion weiter zu steuern.
„Erinnern Sie sich an das alte Sprichwort über die Hochzeit in Hast und das Bereuen mit
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