Julia Collection Band 62
sagte eine junge Frau zu Stephen.
„Ihre Augen“, meinte eine Mutter zu Suzanne etwas später, als Alice wach war.
Und jede Ähnlichkeit lag im Bereich des Möglichen, denn Alice war mit ihnen beiden blutsverwandt.
Sie blieben fast zwei Stunden draußen, bis die Nachmittagsschatten die trügerische Wärme dieses frühen Herbsttages vertrieben. Sie sprachen kaum, und wenn, dann nur über die Kleine. Suzanne hätte sich bei keinem anderen Thema sicher gefühlt. Stephen vielleicht auch nicht. So wie der umzäunte Park die Illusion einer ländlichen Idylle mitten in der Stadt vermittelte, erzeugte ihr Schweigen den Eindruck, dass es keine Differenzen mehr zwischen ihnen gab.
Dieser zeitweilige Frieden machte Suzanne glücklicher, als es sollte, und in der Nacht, als sie auf ihrem Sofabett schlief, da träumte sie davon, in Stephens Armen zu liegen. Sie konnte fast spüren, wie sein Mund warmen Atem in ihr Haar blies und seine Hände ihre Brüste liebkosten. Und dann wachte sie durch Alices Wimmern um zwei Uhr nachts auf und hatte Tränen in den Augen.
8. KAPITEL
Einige Tage später saß Suzanne an dem gemütlichen Küchentisch und gab Alice die Flasche, als sie unmittelbar vor der Wohnungstür erst Schritte, dann das Geräusch eines Schlüssels, der ins Schloss gesteckt würde, hörte. Stephen.
Sie begegnete seinem Eintreten mit einem verärgerten Stirnrunzeln, denn sie hatte den ganzen Tag nicht gewusst, wo er sich aufhielt. Mittlerweile war es vier Uhr nachmittags, und sie hatte sich Sorgen gemacht. Er trug denselben teuren dunklen Anzug, den sie auch am Tag ihrer Hochzeit an ihm gesehen hatte, doch er schlüpfte schon aus dem Jackett und hängte es über einen der Garderobenknöpfe im Flur.
Er wirkte müde und nicht gerade glücklich.
„Wo warst du?“, ging sie auf ihn los. Es klang vorwurfsvoll.
„Du musst doch heute nicht arbeiten, oder?“, entgegnete er. Sie hatte am Montag wieder in der Bibliothek angefangen. „Du hast mich nicht gebraucht, um auf Alice aufzupassen?“
„Nein, aber …“ Sie unterbrach sich.
Sie war entschlossen, eine Entschuldigung zu vermeiden, realisierte dann jedoch, dass es keine Veranlassung gab, sich so zu verhalten. Konnte sie vielleicht beim derzeitigen Stand ihrer Ehe eine genaue Auflistung seiner Tätigkeiten erwarten? Nein.
„Sollen wir in Zukunft Zettel für den anderen hinterlassen?“, schlug sie vorsichtig vor. „Falls … Falls Alice krank wird oder Mom eine neue Strategie an uns ausprobieren will, sollten wir in der Lage sein, zu …“
„Es tut mir leid“, gab er ihr schnell recht. „Ich hätte dir sagen sollen, wo ich hingehe. Es hat alles länger gedauert als erwartet. Ich war in der Bank und bei Rankins.“ Suzanne kannte den Namen dieses großen Auktionshauses. „Ich habe über den Verkauf von Prinzessin Elizabeths Juwelen verhandelt.“
„Oh, Stephen!“
Sie wusste, ohne ihn fragen zu müssen, was das für ihn bedeutete. Auch wenn sie sich manchmal wünschte, dass Aragovia gar nicht existierte, so musste sie einfach auf sein bekümmertes Gesicht reagieren.
„Es sind gute Neuigkeiten“, wehrte er ab, während er sich in einen Stuhl fallen ließ, seine Krawatte lockerte und nach einer Orange aus der Obstschale griff.
„Ich mache Kaffee“, murmelte sie und legte Alice auf den Tisch in ihren Autositz.
„Wir haben einen guten Preis bekommen“, fuhr Stephen fort. „Es kam gar nicht zur Auktion. Rankins hatten einen Kunden, der im Vorfeld kaufen wollte und dementsprechend gezahlt hat. Ich habe keine Ahnung, wer es ist. Da war ein Agent, der das Ganze abgewickelt hat und dabei sehr genau vorgegangen ist.“
„Hat dich das geärgert?“, fragte sie, während sie eine Filtertüte in die Kaffeemaschine legte.
„Nein, nicht wirklich. Es war sein gutes Recht, die Details sehr sorgfältig zu prüfen. Ich wollte einfach nicht verkaufen. Das ist alles.“
„Warum hast du es dann getan?“ In ihrem Herzen kannte sie die Antwort bereits, doch sie wollte es in seinen eigenen Worten hören. Es gab so viele Momente, in denen sie gegen ihren Willen respektieren musste, was ihn antrieb.
Er enttäuschte sie auch diesmal nicht.
„Wie kann ich rechtfertigen, diesen kostbaren Schmuck zu behalten, wenn ich damit so viel für das Gesundheitssystem in meinem Land tun kann? Wir brauchen ein modernes Krankenhaus. Der Palast ist dafür gut geeignet. Abgesehen von dem Flügel, der mir und meiner Familie zum Wohnen zur Verfügung steht, gibt es noch weitere
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