Julia Collection Band 62
hatte. Und Ihnen hat es einen Kick gegeben, den Prinzen zu spielen.“
„ Mir hat es einen Kick gegeben? Wollen Sie wirklich behaupten, Ihren Schuh einfach so fallen zu lassen war ein Unfall?“
„Ich bekenne mich schuldig. Ich hätte zurückgehen können. Ich schätze, ich wollte etwas zurücklassen. Aber das ist irrelevant. Was zählt, ist das reale Leben, das dieses hübsche Märchen beendet. Das wissen Sie auch, Patrick!“
„Tu ich das?“
„Im wahren Leben gibt es nicht so viele Prinzen. Meine Schwester hat das am eigenen Leib erfahren. Als sie schwanger wurde, hat sie ihr sogenannter Traummann sitzen gelassen. Und wie meine Stiefmutter sagen würde, die Leute bekommen das, was sie verdienen.“
„Wollen Sie damit andeuten …“
„Ich sage, denken Sie darüber nach und seien Sie ehrlich mit sich selbst“, insistierte sie. „Sie waren auf der Suche nach etwas Ungewöhnlichem, und für eine Nacht habe ich Ihrem Anspruch genügt. Aber das war alles. Und ich bin anders. Ich komme nicht aus Ihrer Welt.“ Sie schluckte. „Ich wurde zusammen mit meinen beiden Stiefschwestern von meiner Stiefmutter aus dem Haus geworfen …“
„Sogar Stiefschwestern, Cinderella? Jill und …“
Sie ignorierte ihn. „… als Jill und ich beide erst achtzehn waren. Mein Dad war kurz vorher gestorben, und er hat nicht viel hinterlassen. Das wenige ging alles an meine Stiefmutter Rose. Vier Jahre lang haben meine Schwestern und ich auf einem Campingplatz gelebt, in einem Teil dieser Stadt, den Sie wahrscheinlich noch nie gesehen haben. Jetzt teilen wir uns ein altes Haus in der unteren Highgate Street mit der Cousine meiner Mutter, die nicht mehr arbeiten kann, die ihr Budget ständig überzieht und schon auf der Straße sitzen würde, wenn wir nicht wären. Wenn endlich wieder Zahltag ansteht, hat keine von uns auch nur noch zwei Pennys, die sie zusammenkratzen kann.“
„Okay …“
„Ich versuche zu studieren, und es ist mein Ziel, noch ein paar Hürden zu nehmen und mein Krankenschwester-Examen zu machen, was für jemanden in Ihrer Liga wahrscheinlich ein ziemlich bescheidener Ehrgeiz ist. Also bitte, lassen Sie mich in Ruhe.“
Oh verdammt, warum weinte sie deshalb? Bislang war sie so entschlossen und gut gewesen. Cat wischte sich mit dem Ärmel ihres Jäckchens über die Augen.
Doch sie erkannte, dass Patrick die Tränen gesehen hatte, und sie hatten ihn erstarren lassen. Sein Gesicht wirkte verschlossen, nachdenklich und ziemlich schockiert, so, als ob eine Frau, die so geradeheraus sprach, eine besondere Spezies sein musste, der er zuvor noch nie begegnet war. Und was die Tränen anbelangte, glaubte er wahrscheinlich, dass sie sie nur vortäuschte. Schließlich hatte sie ihm Samstagabend bewiesen, wie gut sie so etwas konnte.
Endlich fand er die Sprache wieder. Er hatte nicht versucht, ihr irgendwie näher zu kommen. Er war offensichtlich nicht in Versuchung geführt, ihre Tränen wegzuküssen. Stattdessen richtete er sich vom Schreibtisch auf.
„Oh, in Anbetracht der zwingenden Präsentation Ihres Falles“, begann er mit immer noch heiserer Stimme, „denke ich, dass es wohl besser wäre, meine Einladung zu einem Kaffee zurückzunehmen.“
„Ja, das denke ich auch, Patrick“, antwortete sie mit einem müden Seufzer.
Es war hart, die Worte auszusprechen, doch sie meinte sie so, und es überraschte sie nicht, als er auf dem Absatz kehrtmachte und das Büro verließ.
Draußen auf der Straße, auf dem Weg zu seinem Auto, fühlte sich Patrick, als hätte man ihm einen direkten Schlag in die Magengrube versetzt. Ihre Ablehnung war das Letzte, mit dem er gerechnet hatte. Der Traum von einem Märchen, in dem er seit Samstag gelebt hatte, zerplatzte, und er verfluchte sich selbst.
Für seine Arroganz. Für seinen Mangel an Beobachtung. Für sein naiv-romantisches Herz, das immer noch in ihm schlug, obwohl er nun über Jahre hinweg einen sorgfältig kultivierten Zynismus aufgebaut hatte.
Denn, verdammt noch mal, sie hatte recht. Was wollte er denn wirklich, wenn man das Ganze mal bei Tageslicht betrachtete? Was konnte er denn schon wollen außer einer kurzen, leicht vergnüglichen Affäre? Nichts anderes machte irgendeinen Sinn.
Wie sie gesagt hatte, sie entstammten unterschiedlichen Welten, und sie gingen in unterschiedliche Richtungen.
Er sollte genau das tun, was sie gefordert hatte. Sich umdrehen, sich ernsthafte Gedanken um seine Zukunft machen und jemanden wie Lauren Van Shuyler
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