Julia Collection Band 62
wunderte Patrick sich, warum er wie ein schuldbewusster Fünfjähriger klang, und registrierte dabei, dass die Augen der jungen Frau sich vor Überraschung weiteten.
„Oh, beim Mirabeau-Ball?“, fragte sie.
„Ja.“
Sie befanden sich im kühlen Büro der Eishalle. Es war Montagmorgen, und ein schwacher Dunst hing über der zerkratzten Oberfläche des Eises. Die prächtige Dekoration vom Samstagabend war bereits verschwunden, und professionelle Läufer in ihren Trainingssachen bevölkerten das Stadion. Das Geräusch von Kufen auf dem Eis schallte zu ihnen herüber, zusammen mit einer etwas blechernen Musik.
Er glaubte, die Frau zu kennen. War sie nicht eine der Schlittschuh laufenden Kellnerinnen am Samstagabend gewesen? Das würde Sinn machen. Genauso wie ihre Unsicherheit. Sie hatte die Schuhe erkannt, dessen war er sich sicher.
„Okay, vielen Dank, dass Sie sie vorbeigebracht haben“, erklärte Jill. „Ich mache einen Aushang, sodass sich die Besitzerin melden kann. Noch einmal danke“, wiederholte sie.
Kam es ihm nur so vor, oder wollte sie ihn unbedingt loswerden?
Um seinen Verdacht zu überprüfen, erwiderte Patrick: „Was, wenn die Schuhe jemandem gehören, der nicht zur Eishalle kommt? Ich schätze, die wenigsten Gäste des Balls tun das normalerweise.“
Jetzt wurde sie definitiv nervös. „Wahrscheinlich nicht. Aber es könnte jemand anrufen oder so etwas in der Art. Ich …“
Plötzlich wurde Jill blass und starrte erschreckt zur Tür. Voller Neugier drehte Patrick sich um.
Und da war sie. Cinderella persönlich. Er konnte nicht glauben, dass es so einfach war.
„Hi, Jill“, grüßte sie, während sie die Tür mit der Schulter zustieß. „Ich habe etwas Kuchen und Kaffee mitgebracht. Wolltest du, dass ich noch etwas anderes …?“
Als sie Patrick bemerkte, verschlug es Cat die Sprache. Niemand sagte ein Wort. Alle drei standen einfach nur da.
Patrick war der Erste, der seine Stimme wiederfand, doch sie klang nicht so wie normal. Heiser und unsicher. Was war nur los mit ihm?
„Du hast deine Schuhe zurückgelassen, Punkt Mitternacht, Cinderella“, meinte er sanft.
Nach einem kurzen Schweigen antwortete Cat: „Sie waren unbequem.“
Das Telefon klingelte, wodurch Jill abgelenkt wurde und wofür Patrick dankbar war. Er hatte das Gefühl, dass sie alles über ihn wusste und sie das nicht gerade beeindruckte.
„Lässt du immer deine Schuhe zurück, wenn sie ‚unbequem‘ sind, Prinzessin?“
„Ich habe sie aus einem Secondhand-Laden. Sie haben nur drei Dollar gekostet.“
„Dreidollarschuhe zum größten gesellschaftlichen Ereignis des Jahres in Philadelphia?“
„Nun ja, ich habe meine Eintrittskarte nicht bezahlt, also schien das angemessen. Ein insgesamt billiger Abend.“
„Abgesehen von dem wunderschönen Ballkleid …“
„Das ist von einer guten Fee. Sie hat das Kleid für mich genäht.“
Cat stellte Kaffee und Kuchen ab, verschränkte die Arme und schaute ihn mit erhobenem Kinn an. Ihre Augen sahen dunkler als gewöhnlich aus. Patrick spürte die Anziehung zwischen ihnen noch stärker als am Abend des Balls.
Ein Teil von ihm hatte erwartet, den Bann gebrochen zu finden, stattdessen war die Magie größer denn je, und sie fühlte das auch. Er wusste, sie tat es.
„Ihre Freundin Jill hier hat Ihnen die Karte besorgt, richtig?“
„Meine Stiefschwester Jill, um genau zu sein“, bestätigte sie. Dann fügte sie aus irgendeinem Grund hinzu: „Die ganze Sache war ihre Idee.“
Sie sieht heute sehr verändert aus, entschied Patrick. Um die Augen herum wirkte sie müde, so, als wenn sie nicht geschlafen hätte, dennoch schien sie aufgedreht, wie wenn man schon zu viele Stunden am Stück wach war. Ihr Gesicht war ungeschminkt.
Lässig gekleidet in wadenlange schwarze Hosen und ein rauchblaues Top mit passendem Strickjäckchen, das die weiche Rundung ihrer Schultern umspielte, hatte sie das Haar zu zwei langen Zöpfen geflochten, die sie sehr jung erscheinen ließen.
Jill hatte unterdessen ihr Telefonat beendet. „Wollt ihr beiden das Büro der Managerin nutzen?“, bot sie an, so, als ob sie spürte, was vor sich ging. „Gina wird nicht vor neun hier sein.“
„Danke, aber wir gehen einen Kaffee trinken“, meinte Patrick.
„Nein, das tun wir nicht“, gab Catrina nur eine Sekunde später zurück.
Er hob unschuldig die Hände hoch. „Warum nicht? Ist eine einfache Tasse Kaffee eine solche Bedrohung?“
Jill öffnete die Tür zu besagtem Büro und
Weitere Kostenlose Bücher