Julia Collection Band 62
heiraten.
Warum erzeugte diese Idee in ihm dann nur eine solche Verzweiflung? Und zwar in dem Moment, in dem die ersten Anzeichen des Widerstands in ihm wuchsen? Er mochte es nicht, auf ein Klischee reduziert zu werden. Er mochte es nicht, wenn man ihm widersprach. Und ganz besonders mochte er es nicht, wenn er seine Schlachten verlor.
Die einzige Frage, die blieb, war die, was er dagegen unternehmen sollte.
5. KAPITEL
„Ich muss damit aufhören!“, fluchte Patrick vor sich hin.
Es war zwar erst das zweite Mal in den zehn Tagen seit dem Ball, dass er Catrina Browns Straße entlangfuhr, doch das waren auch genau zwei Mal zu viel. Entwickelte er sich etwa allmählich zu einem Voyeur?
Kein besonders erfolgreicher, wenn das der Fall sein sollte. Er hatte sie nämlich gar nicht zu Gesicht bekommen. Stattdessen stellten sich seine ganzen Bemühungen, die Frau entweder zu vergessen oder aber eine Strategie zu entwickeln, mit der er an sie herankam, als vollkommen erfolglos heraus.
Er war so etwas einfach nicht gewohnt! Er hatte ein paar Dinge über das Leben gelernt in den sechsunddreißig Jahren, die er zählte.
Zunächst: Wenn du etwas wirklich willst, dann musst du es dir holen. Du musst Verstand, Strategie und Mühe aufbringen. Du musst an dich selbst und an dein Ziel glauben. Du darfst nicht bei der ersten Hürde aufgeben. Und dann: Du darfst mit Sicherheit nicht auf die Unkenrufe anderer Leute achten. Die hatten nämlich sehr häufig überhaupt keine Fantasie und, abgesehen davon, auch keinen Zugang zu deiner Vision.
Indem sie dem Leben mit dieser Einstellung begegnet waren, hatten er und sein jüngerer Bruder Tom ein aufstrebendes Software-Unternehmen geschaffen, und Patrick sah keinen Grund, warum das nicht im persönlichen Bereich genauso klappen sollte.
Im Gegenteil.
Als er Cinder…, ähm … Catrina gegenübergestanden hatte, war er zuerst bereit gewesen, ihre zynische Sichtweise des alten Märchens zu akzeptieren. Doch kaum hatte er an jenem Morgen die Eishalle verlassen, begann er, dagegen zu rebellieren.
Langsam lenkte er den saphirblauen Porsche die schattige Straße hinunter. Ein großes viktorianisches Backsteinhaus sprang ihm ins Auge. Er wusste nicht sicher, dass dies Cats Heim war, doch die Wahrscheinlichkeit schien groß. Es befand sich im richtigen Teil der Highgate Street und wies eine Mischung aus Schäbigkeit und Heiterkeit auf, die zu dem passte, was er über Cat und ihre unkonventionelle Familie wusste.
Die Veranda senkte sich und war an einer Seite fast ganz von wildem Wein überwuchert. Die Farbe blätterte ab, und einige Dachziegel waren zerbrochen. Den Rasen hatte man offensichtlich mit einer stumpfen Nagelschere geschnitten.
Aber die gleiche Veranda bevölkerte auch ein buntes Sortiment von Geranien in hübschen Töpfen, und auf dem Rasen stand eine alte Schaukel, frisch lackiert und mit neuen Ketten ausgestattet.
Als er jetzt an dem Haus vorbeikam, erhielt er einen weiteren Hinweis, dass er den richtigen Ort ausgesucht hatte. Ein kleiner Junge – Stiefschwester Jills Sohn? – lief aus der Tür, gefolgt von einer älteren Dame – war das diese Pixie? Beide machten sich einen Spaß daraus, Seifenblasen zu produzieren, die in ihrer glitzernden Vielfalt durch die warme Sommerluft wehten.
Es war Viertel vor zwölf. Genau die richtige Zeit, um noch vor dem Mittagessen eine halbe Stunde lang ein bisschen zu spielen.
Oh ja, Mittagessen …
Patrick erwischte sich selbst bei der Idee, dass er Cat zufällig in der Straße begegnete und sie auf ein paar Burger oder ein Picknick einlud. Er hatte noch nie etwas auf diese Klischees gegeben, die sie als so gewichtig ansah! Er hätte sofort einige Dinge nennen können, die für ihn wesentlich bedeutender waren als der familiäre Hintergrund oder die Höhe des Bankkontos.
Dinge wie … in dem Moment kam Cat zur Tür hinaus und blies ebenfalls kräftig Seifenblasen … Dinge wie die Fähigkeit, rote Geranien zu pflanzen oder eine unbegrenzte Anzahl an Fläschchen mit Seifenblasenflüssigkeit im Haus zu haben.
Patrick bewegte seinen Fuß über dem Gaspedal. Zunächst hob er ihn ein wenig … doch dann drückte er auf das Pedal, beschleunigte, passierte das Haus und verlor seine Cinderella und ihre Familie aus den Augen.
Natürlich hätte er umdrehen, anhalten und Hallo sagen können. Das tat er aber nicht.
Er musste sich endlich eine Strategie zurechtlegen und einen besseren Moment abwarten.
Vier Tage später hatte Patrick sich
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