Julia Collection Band 62
sie nichts mehr von Patrick gehört.
Ich schätze, damit habe ich im Endeffekt gewonnen, dachte sie. Schließlich war sie diejenige gewesen, die sich gegen weitere Treffen entschieden hatte.
Bislang hatte sie jedoch nicht gewusst, dass ein Sieg so sehr nach einer Niederlage schmecken konnte.
„Wir haben ein Problem“, teilte er Cat acht Tage später am Telefon mit.
Nachdem Patrick ihr die Situation erklärt hatte, widersprach sie.
„Du meinst, wir haben ein Problem. Pixie und die Browns. Nicht du, Patrick.“
„Also schön, ich bin nicht Bestandteil des Problems, aber der Lösung.“
„Nur, wenn ich das zulasse.“
„Ach, komm schon, Cat! Wer denkt denn jetzt nur ans Gewinnen?“
Damit hatte er recht, und sie schwieg. Die Ratssitzung bezüglich der Pläne für ihre Straße fand nächste Woche statt, und an diesem Samstag hatte Earl Wainwright Patrick und „seine wunderbare Verlobte“ zu einem Barbecue eingeladen, um die neue Geschäftsbeziehung zwischen Callahan Systems und Wainwright Packaging Industries zu feiern.
„Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht genau wisse, ob du in der Stadt seist. Du würdest vielleicht nach London fliegen, um zum Geburtstag deiner Mutter zu Hause zu sein“, fuhr Patrick fort.
Seine tiefe, wohlvertraute Stimme schien sie über das drahtlose Telefon hinweg zu liebkosen.
„Meine Mutter?“, wiederholte sie, krampfhaft darum bemüht, sich zu konzentrieren.
„Ja, deine Mutter Lady Hester. Dein Vater, Lord Randolph, gibt … nun … eine kleine, exklusive Party für sie im Ritz.“
„Oh, toll!“
„Ich wurde durch dein Beispiel während des Balls inspiriert, Cinderella.“
„Kann ich dich um einen Gefallen bitten, Patrick?“
„Sicher.“
„Beim nächsten Mal lass es!“
„Hey, ich denke, ich habe durchaus schlagfertig reagiert. Als er anrief, hatte ich ja keine Ahnung, dass er die Einladung aussprechen würde.“
„Jetzt muss ich mir die ganzen Details merken.“
„Nun ja, es könnte sein, dass ich auch deinen Bruder erwähnt habe.“
„Es könnte sein?“
„Ich habe ihn erwähnt. Sir Rupert. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob Earl da noch zugehört hat.“
Cat seufzte. „Okay, du hast mich überzeugt.“
„Ich hol dich um sieben ab.“
„Und muss ich die große Staatsrobe anlegen?“
„Nein, er sagte leger.“
Leger. Was bedeutete das?
Pixie jedenfalls rannte zum nächsten Stoffladen, um mit mehreren Metern Leinen zurückzukommen, deren Farbton sie „Ecru“ nannte. Außerdem bestand sie darauf, daraus einen Hosenanzug zu schneidern, der durch eine Bluse in cremefarbener Seide komplettiert wurde.
Für Cat sah das nicht gerade leger aus, aber sie akzeptierte, dass es zur Rolle passte. Davon abgesehen, stand ihr das maßgeschneiderte Ensemble ausgesprochen gut.
Im Laufe des Samstags wurde Cat immer nervöser. Der Gedanke an Patrick ließ ihr keine Ruhe.
Und als er dann vor ihrer Haustür stand und sie verschmitzt anlächelte, schaffte sie es gerade noch, ihn mit einem heiseren Wispern zu begrüßen.
Was machte ein Mann wie er in ihrem Leben? Man musste ihn sich nur anschauen! Dunkelblaue Hosen mit einem passenden weißen Hemd, frisch rasiert, seidiges dunkles Haar und ein perfektes, strahlendes Lächeln. Er passte absolut nicht in diese heruntergekommene Gegend.
Und das wusste er auch.
Sie bemerkte das kurze Aufflackern von Verlangen in seinen blauen Augen, das er jedoch sofort versuchte zu unterdrücken.
Sicher, er wollte sie immer noch, genau wie sie ihn. Diese Chemie zwischen ihnen hatte von Anfang an existiert. Aber er sah die Dinge jetzt anders, wie es schien. Er hatte sie unter Kontrolle. Hatte Grenzen gesetzt.
„Du siehst perfekt aus“, meinte er in kühlem Ton. „Hat Pixie dein Outfit kreiert?“
„Ja, sie hat darauf bestanden.“
„Tja, sie versteht was von ihrem Handwerk. Und hier ist noch ein Accessoire für dich.“
„Ich will nicht …“
„Ein Ring“, erklärte er. Und schon streifte er ihr das Schmuckstück über den Finger.
„Er ist wunderschön! Aber …“
„Ich hab ihn von meiner Schwägerin ausgeliehen. So. Du siehst kühl, elegant und absolut angemessen aus.“
„Vielen Dank“, antwortete sie betont heiter und verbarg dabei, dass er sie verletzt hatte.
Angemessen. Genau das, was ein Mann mit vor Emotion brechender Stimme zu seiner Liebsten flüsterte, richtig? „Sweetheart, du siehst so angemessen aus!“
Doch andererseits, was hatte sie erwartet? Sie war diejenige gewesen, die seinen
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