Julia Collection Band 62
Art Beziehung schon zweimal gescheitert bist, nicht zu vergessen, wie hässlich sich die Dinge zwischen Mitch und Dad entwickelt haben.“
Doch das Einzige, was sein Körper ihm mitteilte, war: „Da ist eine Frau gerade hier. Also was kümmert dich Sam? Du willst Jill. Und du bist mit ihr verheiratet. Verheiratete Leute können in dieser Hinsicht tun, was sie wollen, also warum, verdammt noch mal, holst du es dir nicht?“
Er stöhnte wieder.
Zehn weitere Tage …
„Kannst du mir noch etwas vorlesen, Mommy?“, bat Sam nach dem Abendessen.
„Bist du denn gar nicht müde?“
„Ich habe den ganzen Tag geschlafen.“
Das war zwar nicht ganz richtig, aber fast. Jill hatte ohnehin den Verdacht, dass es nichts bringen würde, wenn sie ihn jetzt ins Bett legte. In jedem Fall gab es sowieso gute Gründe, dass Sam wach blieb. Louise hatte Pete in die Stadt mitgenommen, um einen kranken Freund zu besuchen, was bedeutete, dass sie und Gray die einzigen Erwachsenen im Haus waren. Ein krankes Kind als Aufpasser für sie beide war immer noch besser als gar keiner.
„Okay, Sam. Aber es werden Geschichten sein, die du schon kennst.“
„Wir haben ein paar Kinderbücher in einer der Kisten“, meinte Gray. „Ich erinnere mich, wie ich sie beim Umzug eingepackt habe. Sie stammen noch von mir.“
Sams müde, rot geränderte Augen leuchteten ein wenig auf. „Neue Geschichten? Das ist toll! Liest du sie mir vor?“
„Ich gehe nach oben und suche sie“, erklärte Gray schnell und flüchtete aus dem Zimmer.
Er fühlte sich unwohl mit Sam. Jill war das schon ein paarmal aufgefallen. Er versuchte, Distanz zu halten. Er stellte die richtigen Fragen über das Wohlergehen des Jungen, doch das war alles. Er baute keine Beziehung zu dem Kleinen auf, wie Louise das so leicht tat.
Jill sagte sich, dass es keinen Grund gab, deshalb enttäuscht zu sein. Es war nur ein Teil der „Realität“, von der Alan zu Hause gesprochen hatte. Die Wirklichkeit abseits der funkelnden Lichter von Las Vegas. Für Gray kamen Kinder offensichtlich nicht an erster Stelle.
Ich muss Alan anrufen und ihm sagen, wie es läuft, dachte sie. Eigentlich hatten sie ja vorgehabt, sich in Chicago zu treffen, aber bedingt durch Sams Krankheit war es nun nicht möglich zu reisen.
Sie fragte Gray, ob sie ein Telefonat machen könne, und er nickte. „Natürlich. In meinem Arbeitszimmer.“
Wie in den anderen Räumen des Hauses standen dort noch etliche Umzugskartons herum. Jill beachtete sie nicht weiter, ging einfach nur zum Telefon.
„Ich hätte es im Moment sowieso nicht geschafft“, erklärte Alan. Es sollte sie trösten, verstärkte allerdings nur noch ein Gefühl der Distanz, über das sie nicht glücklich war. „Ich kann mich nicht vom Geschäft loseisen. Es besteht die Chance auf einen größeren Deal. Dann verschieben wir das Treffen einfach. Das ist doch kein Problem.“
Dann wollte er wissen, wie die Sache mit der Scheidung lief. „Habt ihr schon alles geklärt? Auch die Geldangelegenheiten?“
„Nein, über die finanzielle Sache haben wir noch nicht gesprochen“, entgegnete sie, ihre Stimme voller Unzufriedenheit darüber, in welche Richtung ihre Unterhaltung lief.
Sie hörte ein Geräusch hinter sich und bemerkte, dass Gray im Türrahmen stand. Er hatte ihre letzten Worte mitbekommen. Sein Gesichtsausdruck ließ darüber keine Zweifel zu. Er sagte nichts. Das musste er auch gar nicht. Sie auch nicht. Was machte es schon, wenn er glaubte, sie sei geldgierig?
„Aber das wirst du, oder?“, hörte sie Alan am anderen Ende der Leitung.
„Ich weiß es nicht“, sie wollte das Thema beenden.
„Die Bücherkiste muss hier sein“, presste Gray hervor. „Ich erinnere mich, sie gestern hier gesehen zu haben.“
Er ging durch das Zimmer, schnappte sich die Box und verschwand. Jill telefonierte noch eine Viertelstunde mit Alan, obwohl ihr das eigentlich zu lange dauerte. Sam würde ungeduldig werden.
Doch als sie ins Wohnzimmer kam, war Gray schon damit beschäftigt, ihm vorzulesen. Widerstrebend? Wenn ja, schien er das für den Moment vergessen zu haben.
Sie saßen gemeinsam auf der alten, mit Quilts bedeckten Couch. Grays Stimme erklang langsam und tief. Er sprach jeden Satz sorgfältig, so, als wenn er darüber nachdachte.
Es gab nur ein Problem. Sam hörte nicht mehr zu. Er war eingeschlafen. Gray hatte es noch nicht bemerkt, und Jill konnte sich nicht dazu bringen, ihn jetzt zu unterbrechen. Er kam ohnehin zu den letzten
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