Julia Collection Band 63
kalten Stoff seiner Jeansjacke an ihrer Wange, und seine Umarmung wärmte sie und gab ihr das Gefühl, dass sie nicht mehr allein war. Jedenfalls nicht in diesem Augenblick.
„Ich weiß“, sagte er mit leiser, sanfter Stimme. Maggie glaubte die Berührung seiner Lippen auf ihrer Stirn zu fühlen, aber das musste ein Irrtum sein. Woher hätte sie auch wissen sollen, wie sich Gabes Lippen anfühlten? In ihrer Jugend hatte sie viele Nächte damit verbracht, davon zu träumen, dass er sie küsste.
„Ich nehme an, sie wollten niemanden verletzen“, sagte Maggie in einem schwachen Versuch, ihn und sich selbst zu trösten. „Es ist einfach passiert.“
„Unsinn.“ Gabe trat einen Schritt zurück, um sie anzusehen. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht, als befürchtete er, sie würde seinen Blick nicht erwidern.
„Hör mir gut zu, Süße. Die beiden wussten genau, was sie taten. Sie hatten hinter unserem Rücken eine Affäre. Und wenn sie nicht bei einem Unfall ums Leben gekommen wären, hätten sie ohne mit der Wimper zu zucken unsere beiden Familien auseinandergerissen.“
Maggie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie konnte ihn nur ansehen und hoffen, dass er aufhörte, solch schreckliche Dinge zu sagen.
„Na, komm schon, Maggie. Warst du nie wütend auf ihn? Hast du dir nie gewünscht, ihn anzuschreien und ihm zu sagen, wie du über die ganze Sache denkst?“
„Er hat mich nie so geliebt, wie er sie geliebt hat“, sagte Maggie leise. „Nichts, was ich hätte sagen können, hätte daran etwas geändert.“
„Ich habe nicht gewusst, was los war, Maggie. Ich hatte so eine Ahnung, aber ich wusste nicht, dass dein Mann etwas damit zu tun hatte. Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich …“
„Was hättest du? Es mir gesagt?“
„Ja.“
„Wozu?“ Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Gabe ihr tatsächlich wehgetan hätte. Nicht einmal, um es Jeff heimzuzahlen.
„Du hast es nicht verdient, so behandelt zu werden. Und ich auch nicht.“ Mit dem Daumen berührte er ihren Mundwinkel.
„Es ist spät.“ Maggie trat zurück, und er ließ sie los. Ihr war kalt, und sie wollte nur noch nach Hause. Sie wollte weit weg sein von Gabe und von seiner Wärme. Egal wo, nur weit weg von dem Mann, der ihr so viel bedeutete, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war. Sie waren Nachbarskinder gewesen, Schulfreunde, Kumpel und Verbündete. Sie hatten mit Cal und Owen Streiche ausgeheckt und Abenteuer erlebt. Sie waren fröhliche Kinder gewesen, die draußen in der freien Natur gespielt und in der Schule nebeneinandergesessen hatten.
Schon damals hatte sie sich immer gewünscht, was sie nicht haben konnte. „Gute alte Maggie“, so hatten die Jungs sie genannt. Doch für Gabe O’Connor hatte sie immer mehr als das sein wollen.
Jetzt waren Cal und Owen verheiratet, und sie und Gabe waren allein. Heute Abend hatten sie zum ersten Mal über ihre gescheiterten Ehen gesprochen. Er hatte sie umarmt wie ein guter Freund. Warum also hatte sie das quälende Gefühl, sich schon wieder zu wünschen, was sie nicht haben konnte?
„Ich habe genug für alle gemacht.“
Gabe stand wie angewurzelt in der Küche und wusste nicht, was er sagen sollte. Seine Tochter trug die alte Schürze ihrer Großmutter und nahm gerade eine riesige Pfanne mit Rühreiern vom Herd.
„Das ist sehr nett von dir, Kate“, sagte Maggie. „Aber wir müssen jetzt wirklich nach Hause.“
„Aber warum denn?“, fragte Georgie. Sie verteilte noch ein paar Servietten auf dem Küchentisch und begutachtete dann zufrieden ihr Werk. Messer, Gabel und Löffel waren ordentlich auf dem Tisch platziert, der für sechs Personen gedeckt war.
„Weil zu Hause das Abendessen auf uns wartet“, erklärte ihre Mutter.
„Du hast gesagt, heute gibt es nur Sandwiches“, erinnerte Georgie sie. „Sonntagabends gibt es doch immer nur Sandwiches und Kartoffelchips.“
„Cool.“ Joe stellte eine Flasche Orangensaft auf den Tisch.
„Und was gibt es bei euch?“
„Frühstück.“ Joe gab fröhlich eins der bestgehüteten Familiengeheimnisse der O’Connors preis, ohne auf den gequälten Gesichtsausdruck seines Vaters zu achten. „Sonntags gibt es bei uns zum Abendessen immer Frühstück.“
„Ihr müsst bleiben.“ Kate sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Das kam in letzter Zeit häufiger vor. Gabe wusste, dass das mit ihrem Alter zusammenhing, dennoch konnte er sich nicht daran gewöhnen. „Ich habe extra viele Eier
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