Julia Collection Band 63
hatte es zur Tradition gemacht, vor Weihnachten mit Kate und Joe einkaufen zu gehen, damit sie sich ihre Geschenke selbst aussuchen konnten. Danach übernachteten die beiden bei ihrer Großmutter in der Stadt. So hatte Gabe ein wenig Zeit für seine Weihnachtsvorbereitungen.
„Gute Nacht allerseits!“, rief Lisette. „Bis morgen Abend, Gabe.“
„Wie schön, dass du wieder mehr unter Leute gehst“, flüsterte seine Mutter ihm zu. „Vielleicht findest du ja auch so eine entzückende Frau wie Lisette.“
„Ja, vielleicht.“ Gabe beobachtete, wie Maggie ihren Töchtern zu der gelungenen Vorstellung gratulierte. Als sie sich hinunterbeugte, um Lanie zu umarmen, fiel ihm auf, wie hübsch ihre enge graue Hose ihren Po betonte.
„Ist das da drüben nicht Maggie?“, fragte seine Mutter.
„Ja.“
„Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen.“ Seine Mutter hatte Maggie immer gern gehabt. „Sie hat sich ja überhaupt nicht verändert.“
„Findest du?“ Er fand, dass sie sich sehr verändert hatte, im besten Sinne.
„Ich möchte Agnes und Nona kurz Hallo sagen. Kommst du mit?“
„Natürlich“, antwortete Gabe. Er würde Maggie beweisen, dass er sich mit ihr unterhalten konnte, ohne gleich über sie herzufallen.
Maggies Lächeln war ein bisschen unsicher, doch sie begrüßte seine Mutter herzlich. Weder Gabe noch sie erwähnte, dass sie gestern Abend zusammen gegessen hatten. Da gab es ohnehin nicht viel zu erzählen. Die Kinder hatten ununterbrochen geredet, aber er und Maggie hatten kaum drei Sätze miteinander gewechselt.
„Ich wollte morgen vorbeikommen und den Pick-up abholen“, sagte Gabe. „Oder hast du es dir inzwischen anders überlegt?“
„Nein, habe ich nicht.“
„Wann ist es dir recht?“
„Am besten morgens. Aber eigentlich ist es egal, du kannst den Wagen ja auch abholen, wenn ich nicht da bin.“
Er wollte aber, dass sie da war. „In Ordnung. Hast du eigentlich schon einen Preis für die Entrümpelung der Schuppen ausrechnen können?“
„Ja, aber es hängt vom Wetter ab, wann ich damit beginnen kann.“
Jetzt unterhielten sie sich also übers Wetter. Das war wirklich ein Tiefpunkt.
Joe und Kate kamen herbeigerannt, und Gabe hörte sich aufmerksam die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht eines Weisen aus dem Morgenland an. Als Joe einen Augenblick Luft holte, sah Gabe sich nach Maggie um. Sie war fort.
Aber morgen würde er sie sehen. Wenn er es geschickt anstellte, würde er genau den richtigen Zeitpunkt abpassen, wenn die Kinder zum Schulbus gegangen waren und Maggie immer noch den blauen Morgenmantel trug. Es würde seine Willenskraft auf eine schwere Probe stellen, aber irgendwie würde er damit schon fertigwerden.
Maggie war schon vor Sonnenaufgang vollständig angekleidet. Auf keinen Fall würde Gabe O’Connor sie noch einmal am frühen Morgen halb nackt überraschen. Er musste nicht ins Haus kommen, um seinen Wagen abzuholen. Wahrscheinlich würde er nicht einmal hupen, wenn er aus der Auffahrt fuhr.
Aber er hatte gefragt, ob sie zu Hause sein würde. Das konnte bedeuten, dass er vorhatte, doch noch einmal hereinzukommen. Und diesmal würde Maggie vorbereitet sein. Die Küche war sauber und aufgeräumt, nirgendwo standen Kisten und Kartons herum, und in der Kanne war frisch aufgebrühter Kaffee.
Nachdem sie die Kinder zum Schulbus gebracht hatte, ging Maggie durch den knirschenden Schnee zurück ins Haus und tauschte ihre dicken Winterstiefel gegen weiche Lammfellpantoffeln. Sie trug ihre älteste Jeans und ihren Lieblingspullover, einen weißen Kaschmirpulli mit Rollkragen, den sie für sieben Dollar im Secondhandshop gekauft hatte. Dann trug sie etwas Lippenstift in einer dezenten Farbe auf und schminkte sich sorgfältig die Augen. Nach drei vergeblichen Versuchen, ihre wilden Locken zu einem Knoten hochzustecken, gab sie resigniert auf und ließ die Haare auf die Schulter fallen. Hoffentlich war Naturlook gerade wieder in.
Maggie wollte nicht wieder in Gabe verliebt sein. Sie hatte sich ihre Schwärmerei für ihn abgewöhnt, als er geheiratet hatte. Damals waren all ihre Hoffnungen, dass er sie irgendwann doch auf eine ganz besondere Art bemerken würde, zunichtegemacht worden.
Als sie ihn jetzt an der Tür klopfen hörte, befahl sie sich, ruhig zu bleiben. Sie würde sich einfach weigern, ihr Herz schneller schlagen zu lassen. Maggie öffnete die Tür und führte ihn in die Küche, als ob er jeden Morgen auf einen Kaffee vorbeischaute.
„Ich bin
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