Julia Collection Band 63
Onkel übernommen, als dieser das Geschäft aufgab und zu seiner Tochter nach Barstow gezogen war. Aber Mona war in Bliss geblieben und arbeitete weiter in der Konditorei für Lisette. Darüber war die junge Unternehmerin mehr als glücklich, denn Mona war in dieser Kleinstadt aufgewachsen und wusste so ziemlich alles, was hier vorging.
„Ich hätte Ihnen von diesem Brauch vorher erzählen sollen. Der Anrufer hat den Big Cake bestellt und kaltes Abendessen für zwanzig hungrige Männer.“
Lisette nahm den Notizzettel von Mona entgegen und versuchte, das Gekritzel zu entziffern. „Wie heißt der Mann, der die Bestellung aufgegeben hat?“
„Mac Brown. Er ist der Großvater des begehrtesten Junggesellen von Bliss. Den beiden gehört die Three Forks Ranch. Für mich ist er leider zu alt, aber du solltest dich in Acht nehmen. Er hat schon mehr Herzen gebrochen als jeder andere hier in der Stadt.“
Nachdenklich schaute Lisette Mona an. „Sprichst du vom Großvater?“
Mona brach in fröhliches Gelächter aus. „Natürlich nicht. Ich meine den jungen Mr Brown, Macs Enkel.“
Lisette war zurzeit nicht sehr daran interessiert, die Bekanntschaft eines Mannes zu machen, auch wenn er noch so gut aussehend und begehrenswert war. Sie wollte sich ganz und gar auf den Neuanfang hier in Bliss konzentrieren. Die kleine Konditorei musste unbedingt ein Erfolg werden, denn sie hatte ihre gesamten Ersparnisse in dieses Geschäft gesteckt. „Was ist denn überhaupt der Anlass für die Party?“
„Sie feiern Owens Junggesellenabschied. Solche Partys kommen während der Single-Festwochen recht häufig vor, denn unser berühmtes Kleeblatt vom Hearts Club hat mit den Jahren große Routine darin, die passenden Partner miteinander bekannt zu machen.“
„Warum nehmen sie nicht Sam, um die Party auszurichten?“ Sam, ihr einziger Konkurrent hier in Bliss, hatte mit Sicherheit mehr Erfahrung darin als sie.
„Ach, das ist eine alte Geschichte. Sam hat Calder verdächtigt, dass er hinter seiner Frau her war. Seitdem ist Funkstille zwischen den beiden.“
„Und, war er das?“
„Ich glaube nicht. Cal lässt zwar nichts anbrennen, aber von verheirateten Frauen hält er sich fern. Er ist vorsichtig, denn der Colt sitzt den Jungs hier im Cowboyland immer noch recht locker.“ Mona stopfte sich eine Praline in den Mund und sah Lisette erwartungsvoll an.
„Hm“, murmelte Lisette und fragte sich, ob es wirklich eine so gute Entscheidung gewesen war, mit ihren zwei Töchtern hierherzuziehen. Die Maklerin in Bozeman hatte ihr allerdings versichert, dass Bliss ein ruhiger, familienfreundlicher Ort und die kleine Bäckerei der Dudleys eine Goldgrube speziell für eine Französin wäre, denn Franzosen seien schließlich weltberühmt für ihre Back- und Kochkünste. Lisette war sehr froh über diese Möglichkeit gewesen, sich selbstständig zu machen. Ein großer Pluspunkt war auch, dass diese kleine Stadt in Montana weit genug von Los Angeles entfernt lag. „So, und was ist der Big Cake? Gibt es ein spezielles Rezept dafür?“
„Mein Onkel Joe hat das Ding unten im Keller stehen. Er hat es sehr häufig während der Single-Festwochen gebraucht.“
„Dann machen wir uns sofort an die Arbeit. Würdest du mir dieses ‚Ding‘ holen, Mona?“, fragte sie unternehmungslustig.
Lisette war mehr als zufrieden mit ihrem Geschäftserfolg. Da sie sehr fleißig und gut organisiert war, schaffte sie die Mehrarbeit während dieser Festwochen mit Mona ganz allein. Die heiratswilligen Damen kamen zu ihr ins Café, setzten sich an die großen Fensterscheiben, wärmten sich die Hände an den heißen Kaffee- oder Kakaotassen und genossen Lisettes feine Torten, während sie die Männer beobachteten, die draußen auf dem Bürgersteig vorbeiflanierten. Die Gäste fühlten sich in ihrem Café wohl. Lisette hatte aber auch viel Mühe und Geld darauf verwandt, um es im Stil eines Pariser Cafés einzurichten.
Und auch sie selbst zog die Menschen mit ihrem Charme und ihrem Können an. Sie war natürlich die Seele der Konditorei, und wenn man ihr die Französin nicht gleich ansah, so sprach sie doch mit einem auffallenden Akzent. Sie war eine zierliche Frau, und oft wurde sie von ihren Gästen gefragt, wie sie es nur fertigbringe, so schlank zu bleiben, wo sie doch täglich die herrlichsten Backwaren herstelle.
Lisette hätte es ihnen erzählen können, aber wahrscheinlich hätten sie ihr doch nicht geglaubt. Im Übrigen schwebten die Damen momentan
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