Julia Collection Band 63
freundlich sie ihnen die Torte reichte. Seine Kumpel standen artig in der Reihe und zeigten sich von ihrer besten Seite. So, als wären sie wieder zwölf Jahre alt und mit ihrer Mom auf einer Teeparty.
Lisette hingegen fragte sich, warum sie heute nur so nervös war. Aus dem Holz-Cake zu steigen und ein wenig freundlich zu den Gästen zu sein war ja wirklich nicht so aufregend gewesen. Daran konnte es nicht liegen. Vielleicht war ihr Auftritt ein wenig ungewöhnlich, aber auf jeden Fall war das eine gute Werbung für ihr Geschäft.
Der Letzte in der Reihe bekam sein Stück Kuchen. Der Cowboy bedankte sich artig und ging zu seinen Kameraden.
Dann stand Lisette allein hinter der Anrichte. Doch nicht lange. Lächelnd und mit wiegenden Schritten kam Calder auf sie zu. Anscheinend witterte er eine günstige Gelegenheit, mit ihr zu flirten, und sein gewinnendes Lächeln verfehlte auch nicht seine Wirkung auf sie. Ihr Herz begann auf einmal heftig zu pochen, ihr Puls raste. Ihr war es ausgesprochen unangenehm, wie stark sie auf diesen gut aussehenden Cowboy reagierte.
„Ich weiß Ihren Vornamen immer noch nicht. Möchten Sie ihn mir nicht verraten?“, begann Calder.
Sie überhörte seine Frage. „Hätten Sie gern auch ein Stück Kuchen?“ Schnell griff sie nach einem Dessertteller, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
„Ihr Akzent fällt mir auf. Sind Sie Italienerin?“
„Nein, Französin“, antwortete sie höflich, aber reserviert. Sie reichte ihm den Teller. „Lassen Sie es sich schmecken.“
Lisette war erstaunt, wie sorgfältig er es vermied, ihre Hand zu berühren. „Wo wohnen Sie jetzt?“, fragte er.
Mac kam ihr zu Hilfe. „Mrs Hart, flirtet mein Enkel mit Ihnen?“
„Ja, was denn sonst, Mac? Aber jetzt ist er brav und wird meinen Kuchen probieren.“
„Ihr Kuchen?“, fragte er überrascht.
„Ja“, sagte sie und wich seinem forschenden Blick aus.
„Sie haben die Hochzeitstorte gemacht?“
„Ja, es ist mein Beruf. Ich habe auch Ihre ganze Party ausgerichtet.“
„Demnach wohnen Sie hier bei uns in Bliss, oder?“
„Ja, zusammen mit meinen Töchtern.“ Sie hatte mit Absicht ihre Töchter erwähnt, um ihn abzuschrecken. Sie wandte sich um und machte sich entschlossen daran, aufzuräumen. Der Mann brachte sie ja völlig durcheinander. Du liebe Güte, lag es vielleicht daran, dass es schon so lange her war, dass jemand mit ihr geflirtet hatte? Sie überlegte, wann sie zuletzt mit einem Mann geschlafen hatte. Sie wusste es gar nicht mehr. Aber sie hatte sich ja auch vorgenommen, ein ganz neues Leben zu führen, und kam inzwischen ganz gut allein zurecht. Einen Liebhaber, der nur Turbulenzen in ihren Alltag brachte, konnte sie sich gar nicht leisten.
Aber einfach nur geliebt zu werden, das wäre schön, dachte sie verträumt und fühlte plötzlich eine tiefe Sehnsucht in sich aufsteigen. Einen Mann neben sich zu spüren, Haut an Haut, ihn zärtlich zu streicheln … Ganz in Gedanken, hatte sie einen Moment völlig vergessen, wo sie war.
„Mrs Hart?“
Sie schaute hoch und blinzelte. Direkt vor ihr stand der aufregende Cowboy.
„Ja?“, fragte sie errötend.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
„Ja, mir ging es nie besser“, flunkerte sie. Ärgerlich über sich selbst, schnappte sie sich einen Stapel schmutziger Teller und ging damit in die Küche. Dass sie am helllichten Tag von einem Mann träumte, hing ganz sicher mit dem schwarzen Spitzenkleid zusammen, das sie immer noch trug. Ihren Sehnsüchten freien Lauf zu lassen konnte gefährlich werden. Aber bald bist du ja wieder zu Hause und in Sicherheit, beruhigte sie ihr Verstand. Doch ihre Gefühle sagten etwas ganz anderes. Das plötzliche Verlangen in ihr sehnte sich nach Erfüllung. Was war heute nur mit ihr los?
Als sie plötzlich Schritte hinter sich hörte, wusste sie sofort, dass er es war. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie merkte, wie sie wieder rot wurde. Eine unerträgliche Situation war das. Schnell tat sie beschäftigt, bückte sich und belud die Spülmaschine mit den Tellern. Leider war sie schon bald damit fertig. Also richtete sie sich wieder auf, drehte sich um und sah Calder verlegen an. Der stand wartend mit einem zweiten Stapel Teller da und blickte sie wieder so verlangend an, dass ihr die Knie weich wurden.
„Bitte, gehen Sie“, flüsterte sie.
„Ich wollte Ihnen nur ein wenig helfen.“
„Das ist meine Arbeit, dafür werde ich schließlich bezahlt.“
„Aber das hier ist mein Haus.
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