Julia Collection Band 63
dass er den Verletzungen erlegen war.
Mac war mit seiner Predigt noch nicht fertig. „Es ist allmählich Zeit, dass du heiratest. Wir brauchen einen Erben für unsere Ranch.“
„Klar doch“, antwortete Calder gelassen. Das hatte er schon oft gehört. „Ich bin schließlich erst dreißig. Ich kann mir mindestens noch fünfzehn Jahre Zeit lassen.“
„Dann werde ich das wohl nicht mehr erleben“, antwortete Mac und seufzte.
„Mac, ich versteh dich ja. Aber geh doch schon mal mit meinen Kumpeln ins Blue Bell. Dann kommst du auf andere Gedanken. Vergiss nicht, einen Tisch zu reservieren. Du weißt, wie voll die Bar an Wochenenden immer ist.“ Calder liebte seinen Großvater und wusste, dass er nicht mehr so lange an der Bar stehen konnte wie in seinen besten Zeiten. „Ich helfe nur kurz Mrs Hart beim Aufräumen und komme dann nach.“
„Lass dir von ihr die Rechnung geben. Und … benimm dich anständig, Cal.“
„Versprochen“, antwortete er und eilte schon in Richtung Küche. Er freute sich, dass er jetzt einen guten Grund hatte, mit der hübschen Französin allein zu sein. Er hatte immer wieder versucht, ihre Aufmerksamkeit zu erringen, aber sie hatte sich bei ihrer Arbeit nicht stören lassen. Das hatte ihm gar nicht gefallen. Wahrscheinlich war sie ja jetzt mit der Küche fertig und hatte etwas Zeit für ihn.
Ob sie wohl Lust hatte, mit ihm ins Blue Bell zu gehen? Er würde sich von seiner besten Seite zeigen. Sie zum Drink einzuladen war doch das Wenigste, was er für sie tun konnte. Schließlich hatte sie die Junggesellen-Party gerettet.
„Oh verflixt, Sie haben sich ja umgezogen!“, entfuhr es ihm enttäuscht, als er die Küche betrat.
Lisette spülte gerade die restlichen Teller ab, um sie in die Maschine zu stellen. Langsam drehte sie sich zu ihm um. „Wie Sie sehen, ist die Party jetzt vorbei“, sagte sie lächelnd. In ihrer eigenen Kleidung hatte sie das Gefühl, dem Charme dieses Mannes besser gewachsen zu sein. „Es ist wie in dem Märchen vom Aschenputtel. Das Fest ist vorbei, und der Alltag hat mich wieder.“
„Ich verstehe Sie nicht.“
„Kennen Sie das Märchen denn nicht? Haben Sie nie Märchen gelesen?“
„Nein, ich habe Abenteuergeschichten von Cowboys und wilden Pferden geliebt. Und ab und zu hatte ich das Glück, dass Mac seine Playboyhefte herumliegen ließ. Leider passierte das viel zu selten.“
Ob er mich auf den Arm nehmen will, fragte sie sich. Er lächelte so verschmitzt. Zutrauen würde ich es ihm. „Meine Töchter und ich ziehen Märchen vor.“ Mit diesen Worten drehte sie sich wieder um, griff nach einem Teller und hielt ihn unter den Wasserstrahl. Sie tat jetzt so, als wäre er nicht anwesend, doch ihr Herz raste. Nur allzu deutlich spürte sie seine Nähe. Wie wäre es wohl, wenn dieser attraktive Rancher mich jetzt küssen würde, schoss es ihr durch den Kopf. Doch sofort ermahnte sie sich zur Vernunft. Sie musste unbedingt sachlich werden. „Hat Ihnen mein Chili geschmeckt?“
„Ja, obwohl ich dieses Gericht noch nie ohne Bohnen gegessen habe. Das Fleisch war sehr zart. Ich hatte den Eindruck, dass meine Freunde das Essen auch mochten.“
„Fein.“ Der Mann untertrieb ja gewaltig. Sie hatte viermal die Terrine nachfüllen müssen, und es war nichts mehr davon übrig.
„Sie haben alles ganz toll gemacht. Ich möchte mich erkenntlich zeigen, Mrs Hart. Darf ich Sie noch ins Blue Bell einladen?“
„Nein danke.“
„Es ist ein gutes Lokal. Nicht laut oder so“, sagte er, trat neben sie und half ihr, die Teller in die Spülmaschine zu stellen. Er merkte, wie überrascht sie über sein Vorgehen war. „Meine Mutter hat darauf bestanden, dass ich bei der Hausarbeit helfe“, erklärte er.
„Sind Ihre Freunde denn schon alle gegangen?“
„Ja, die konnte nichts mehr aufhalten.“ Calder sah sich in der Küche um. „Sie brauchen nicht mehr aufzuräumen. Ich habe genug Leute, die das morgen früh erledigen können.
„Ich hinterlasse niemals eine unaufgeräumte Küche. Das ist nicht professionell.“
„Oh!“
Lisette verbiss sich ein Lächeln, während sie sich bemühte, schnell fertig zu werden. Ihre Töpfe könnte sie auch ungespült mitnehmen, dann brauchte sie nur noch den Tresen und den Herd zu reinigen. Wenn sie sich beeilte, wäre sie sogar früher zu Hause als geplant. Sie würde ein warmes Bad nehmen und sich im duftenden Schaum entspannen. Vielleicht würde sie dabei auch ein wenig in einer Modezeitschrift blättern. Wenn
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