Julia Collection Band 63
Hier kann ich tun und lassen, was ich will“, entgegnete er und stellte die Teller auf dem Küchentresen ab.
„Das habe ich bereits bemerkt“, gab sie mutig zurück.
„Oh, Sie haben ja gar keine Schuhe an“, stellte er überrascht fest.
Lisette war froh über dieses neue, ungefährlichere Thema. „Ich hielt es für besser, in den Big Cake ohne Schuhe zu steigen, und wie Sie sehen, bin ich noch nicht dazu gekommen, mich umzuziehen.“
„Haben Sie so etwas schon öfter gemacht?“ Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
„Nein, heute war meine Premiere. Aber es gibt keine weiteren Vorstellungen mehr.“
„War es denn so schlimm?“
„Es war eher komisch. Ich war noch nie auf einer Junggesellenparty.“
„Hätten Sie nicht Lust, uns demnächst hier auf der Farm zu besuchen? Ich würde für Sie die große Zehn-Dollar-Besichtungstour machen.“
Mac kam mit einem Tablett voller Gläser herein. „Cal, deine Freunde warten auf dich. Owen möchte sich verabschieden, und die anderen wollen mit dir die Stadt unsicher machen.“
„Ich habe soeben Mrs Hart eingeladen, uns auf der Farm zu besuchen.“
Mac nickte zustimmend. „Das trifft sich gut. Denn ich habe Mrs Hart versprochen, ihren Töchtern Reitstunden zu geben. Damit möchte ich so bald wie möglich anfangen. Mrs Hart, Sie brauchen hier nicht mehr aufzuräumen. Ich kann das morgen mit ein paar jungen Farmarbeitern machen.“
„Danke, Mac, aber ich hasse es, eine unaufgeräumte Küche zu hinterlassen.“„Haben Sie denn schon vor zu gehen?“, fragte Calder enttäuscht. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet.
Lisette warf einen Blick auf die Wanduhr und stellte fest, dass es später war, als sie gedacht hatte. „Ja, leider. Und ich muss mich jetzt beeilen, denn in einer Stunde geht mein Babysitter. Ich werde mich aber auf jeden Fall noch um die Reste kümmern und dann meine Sachen einpacken.“
„Ich helfe Ihnen dabei“, bot Calder sich an. Mac schaute seinen Enkel missbilligend an, doch Calder ignorierte das. „Ich verabschiede mich nur eben von meinen Freunden und bin im Nu wieder hier.“
„Warum?“, fragte sie leise und sah Calder nach, der, ohne sie zu hören, mit großen Schritten davoneilte. Wie schade, dass es in meinem Leben keinen Platz mehr für einen Mann gibt, dachte sie traurig. Höchstens für einen charmanten älteren Herrn, der zu alt wäre, mich in Turbulenzen zu stürzen.
3. KAPITEL
„Verführ bloß nicht Mrs Hart.“
„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Calder seinen Großvater und lächelte äußerst liebenswürdig. Doch der sah seinen Enkel nur strafend an. Dieses Mal blieb sein Charme anscheinend ohne Wirkung.
„Mrs Hart ist eine anständige Frau“, brummelte Mac. Keine Bardame. Verdreh ihr nicht den Kopf, außer wenn du es wirklich ernst meinst.“
„Ich kenne die Frau doch gar nicht. Vor einer Stunde habe ich sie zum ersten Mal gesehen.“
„Und jetzt rennst du hinter ihr her wie ein Jagdhund hinter seiner Beute.“
„Das liegt an den schwarzen Netzstrümpfen“, witzelte Calder. „Mrs Hart hat wunderschöne Beine.“ Geschickt versuchte er abzulenken. „Sag mal, wie viel Bier hast du eigentlich heute Abend getrunken, Granddad?“ Nur wenn sein Großvater ihn heftig kritisierte, nannte er ihn so. Sonst war er für ihn der Mac.
„Jedenfalls nicht genug“, stöhnte der alte Mann. „Ich mag Mrs Hart. Sie ist viel zu gut für dich.“
„Vielen Dank. Es ist ein schönes Gefühl, geliebt zu werden“, sagte Calder trocken, trank seine Bierflasche leer und stellte sie in den Kasten zurück. Dann sah er sich um. Einige Freunde hörten gerade auf zu pokern, und Owen, der gehen wollte, hatte bereits die Schachtel mit dem Kuchen in Händen, den er seiner Frau mitbringen sollte. Ein paar Kumpel hatten sich schon auf den Weg in die Stadt gemacht, um sich im Blue Bell unter den Schönen umzusehen. Vielleicht fanden sie unter den Gästen ja auch ihre große Liebe. Calder hatte sich entschlossen, seinen Freunden zu folgen. Sie hatten ihm auf Ehrenwort versichert, dass die Bliss-Schwestern niemals den Fuß in eine Bar setzen würden.
„Mein Sohn, wir haben dich viel zu sehr geliebt und verwöhnt“, hörte er seinen Großvater sagen.
Calder musste zugeben, dass Mac trotz seines Alters ein gutes Gedächtnis besaß. Die Lebenserwartung in seiner Familie war auch sehr hoch. Nur sein Vater hatte Pech gehabt. Er starb, als Calder noch ganz klein war. Ein Pferd hatte ihn so unglücklich getreten,
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