Julia Collection Band 63
gemütlichen Schwatz. „Es sind aber auch sehr viele Touristen da.“
„Warte erst mal das nächste Wochenende ab, Ella, wenn unser Festival endet. Die Besucherzahlen brechen jedes Jahr den Rekord“, sagte Grace.
Louisa rührte gedankenverloren in ihrem Kaffee herum. Das war nicht gerade die fein Art. Sicher zum hundertsten Mal kritisierte Ella in Gedanken ihre Schwester. „Cam war letzte Nacht nicht zum Squaredance. Er hatte Rückenschmerzen.“ Louisa seufzte.
„Wie traurig für dich. Aber wie ich ihn kenne, lässt er sich heute Abend das Essen im Gemeindehaus nicht entgehen.“ Tröstend tätschelte Missy den rundlichen weichen Arm ihrer Freundin. „Jeder, der irgendwie kann, kommt dorthin.“
„Jeder über sechzig“, entgegnete Ella ein wenig bissig. „Das Jungvolk trifft sich woanders.“ Dem Himmel sei Dank, dachte sie, traute sich jedoch nicht, das laut zu sagen. Denn gerade heute Morgen hatte Louisa ihr vorgeworfen, dass sie sich allmählich in eine giftige alte Jungfer verwandelte. Das wollte sie nun gar nicht und hatte sich vorgenommen, sich zu bessern. Wie leicht könnten die Leute falsche Schlüsse ziehen, ihr sogar Eifersucht unterstellen. Vielleicht auch lästern. Anderen könne sie einen Partner finden, aber für sich selbst … na ja.
„Da wir gerade von unseren jungen Leuten sprechen. Hat jemand von euch inzwischen eine Frau ausgeguckt, die zu Cal passen würde?“, fragte Grace die fröhliche Runde.
Betroffen schwiegen alle und schüttelten verneinend den Kopf. Die Stille, die darauf folgte, war ungewöhnlich für das muntere Kleeblatt, denn meistens redeten sie sich die Köpfe heiß. Oft vergaßen sie sogar ihr Frühstück dabei.
„Du liebe Zeit“, stöhnte Louisa, „vielleicht haben wir uns mit Calder Brown zu viel vorgenommen. Sollten wir uns nicht besser um Gabe O’Connor kümmern? Das wäre nicht so schwierig. Für ihn hätten wir doch mehrere gute Vorschläge.“
Die Kellnerin trat an ihren Tisch, brachte ihnen das Frühstück und schenkte Kaffee nach. Blitzschnell war sie wieder verschwunden. Heute herrschte viel Betrieb, da war für ein paar freundliche Worte keine Zeit.
„Lasst uns doch bei einer Sache bleiben. Wir dürfen uns nicht verzetteln. Bis jetzt sind wir schließlich gut damit gefahren. Wir müssen unsere ganze Energie bündeln“, mahnte Ella ihre drei Freundinnen.
„Oh!“, rief Louisa plötzlich. Sie saß ihrer Schwester gegenüber und hatte die Eingangstür gut im Blick. Anscheinend war die Überraschung keine freudige.
„Was ist denn?“
„Das wird dir gar nicht gefallen, Ella. Am besten, du drehst dich nicht um. Vielleicht geht er ja wieder“, sagte Louisa. Missy, die für einen kurzen Moment ihren Blaubeerpfannkuchen vergaß, stimmte der Freundin zu.
„Wer denn?“, fragte Ella etwas ungeduldig, wandte den Kopf und entdeckte Mac Brown, der zielbewusst auf ihren Tisch zusteuerte. Was wollte der denn von ihnen? Seit vielen Jahren waren Ella und Mac sich aus dem Weg gegangen. Es hatte allerdings eine Zeit gegeben, da war das ganz anders gewesen. Mac war stur, Ella auch. Das hatte Ella ihm auch nie übel genommen. Umso mehr irritierte es sie, ihn jetzt zu sehen.
„Vielleicht will er uns nur sagen, dass wir uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern sollen“, warf Grace ein, während sie völlig unbekümmert weiteraß. „Mac ist eigentlich ein recht netter Mann. Das heißt, wenn er nicht gerade wütend ist.“
Missy konnte auch nicht mit weisen Ratschlägen hinterm Berg halten. „Ella, du musst ihn auch immer wieder reizen. Vielleicht solltest du …“
„Guten Morgen, Ladies“, sagte Mac freundlich und blieb an der Nische stehen, in die sie sich alle hineingezwängt hatten. „Schöner Tag heute, nicht wahr?“
Ella, die sich Missys Worte zu Herzen nahm, nickte zustimmend, obwohl draußen ein eisiger Wind wehte und dicke dunkle Wolken den Himmel bedeckten.
„Guten Morgen“, antworteten die anderen im Chor.
Mac lüftete seinen Hut. Er war immer noch ein attraktiver Mann. Sein schneeweißes volles Haar bildete einen wirkungsvollen Kontrast zu seiner sonnengebräunten Haut. Den Rancher, der sich mehr draußen als drinnen aufhielt, konnte man ihm auf den ersten Blick ansehen. Er trug Jeans, eine Schafwolljacke und auf Hochglanz polierte Cowboystiefel. „Darf ich mich einen Moment zu Ihnen setzen, meine Damen? Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen.“
„Aber selbstverständlich“, antwortete Louisa schnell, bevor ihre Schwester
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