Julia Collection Band 63
sozusagen.
„Demnach kennst du Mrs Hart inzwischen recht gut“, fuhr Mac ungerührt fort, während er sich mit der Hand den Zuckerguss von den Lippen wischte. „Außer du willst mir weismachen, dass du neuerdings nackt durch die Gegend spazierst.“
Calder wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Am besten war wohl, wenn er den Mund hielt. Aber Mac würde nicht locker lassen. „Okay, ich bin schwach geworden“, gab er endlich zu. Lisette war die Tasche heruntergefallen, ich wollte ihr helfen, und, na ja, du weißt schon. Eins kam zum andern.“
„Mac nickte verständnisvoll. „Heute Abend ist in St. Peter das Festessen.“
„Ja und?“
„Du wirst für mich hingehen und die Preisverteilung übernehmen.“
„Mac …“
„Und du wirst dich dieses Mal wie ein Gentleman benehmen. Ich weiß, dass du das kannst. Du wirst Mrs Hart mit Respekt behandeln und nicht wie eine deiner Wochenendflittchen.“
„Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee ist.“ Obwohl Macs Vorschlag vielleicht gar nicht so schlecht ist, überlegte Calder. Er würde Lisette begegnen und gleichzeitig Mac einen Gefallen tun. Und Lisette Hart würde erfahren, was für ein geachteter und beliebter Mann er in dieser Gemeinde war. Nahezu jeder kannte ihn und würde ihn begrüßen. Vielleicht sähe sie dann ja ein, dass es ein großer Fehler gewesen war, ihm einen Korb zu geben. „Ich glaube nicht, dass Lisette Hart mich mag“, fügte er hinzu.
„Ach, sie wird sich schon an dich gewöhnen“, tat Mac seinen Einwand ab. „Ich für meinen Teil habe mich schon entschieden. Diese Frau wird zu unserer Familie gehören.“
„Mom, sieh doch mal, wer da ist!“, rief Cosette und zeigte aufgeregt in die Richtung, wo die Preise für die Tombola aufgebaut waren. Lisette schaute hinüber und entdeckte zu ihrer Bestürzung Calder Brown, der sich dort mit ein paar Damen vom Festkomitee unterhielt. Dabei lächelte er charmant und sprühte förmlich vor guter Laune. Das war nicht fair. Sie hatte gehofft, wenigstens hier ein wenig Ruhe zu finden.
„Ach, jetzt sehe ich, wen du meinst“, sagte sie gedehnt.
„Komm, lass uns zu ihm gehen.“
„Ach nein.“ Sie hatte bereits ein mit Silberfolie umhülltes Tablett mit liebevoll verzierten Keksen für die Tombola gestiftet und keinen Grund mehr, noch einmal dorthin zu gehen.
„Was ist los?“, fragte Amie neugierig.
„Da hinten steht der Mann, der mit uns gemalt hat“, antwortete Cosette bereitwillig.
„Das ist fein“, jubelte Amie. „Ich habe nämlich ein Bild gemalt, das steckt in meiner Jackentasche. Ich möchte es ihm zeigen.“
Beide Mädchen versuchten, ihre Mutter zu Calder Brown zu ziehen, aber Lisette war stärker und entschlossen, nicht mit ihm zusammenzutreffen. „Lasst uns erst einmal etwas essen gehen“, schlug sie vor, nahm die Kinder fest an die Hand und begann, sich mit ihnen einen Weg durch die Menge zu bahnen. Sie schlängelten sich zwischen die Reihen der mit Blumen geschmückten Tische hindurch, wichen Stühlen aus und gaben acht, dass sie mit niemandem zusammenstießen, der ihnen mit gefülltem Teller entgegenkam. Endlich hatten sie das Büfett erreicht, und der herzhafte Duft des Essens stieg ihnen in die Nase.
„Ich habe ganz großen Hunger“, erklärte Cosette.
Amie riss sich von ihrer Mutter los. „Ich auch.“
„Und ich auch“, erklang hinter ihnen eine tiefe Stimme. Lisette hoffte, dass ihre Ahnung sie trog, aber die strahlenden Gesichter ihrer Töchter sagten ihr genug.
„Mr Brown!“, jubelten beide glücklich.
Langsam wandte Lisette sich um. „Mr Brown“, murmelte sie. „Was machen Sie denn hier?“
„Ich verkaufe die Lose für die Tombola.“
„Ich dachte, Sie wollten nach Bozeman fahren und tanzen gehen?“
„Nicht ohne dich, Sweetheart.“
„Scht, leise! Es könnte Sie doch jemand hören und denken …“
„Was denken?“
„Ach, ist ja auch egal.“
„Sie meinen, dass wir uns kennen? Das muss Sie nicht beunruhigen, Lisette. Hier kennt sowieso jeder jeden.“ Calder sah jetzt aus, als mache es ihm diebische Freude, sie auf den Arm zu nehmen.
„Meine Mommy geht nicht tanzen“, erklärte Cosette ernsthaft. „Sie ist eine Bäckerin.“
Amie fasste nach seiner Hand. „Ich habe ein Bild gemalt, möchtest du es sehen?“
„Ja, gern.“
Vorsichtig zog die Kleine ein gefaltetes Blatt Papier aus ihrer Jackentasche, reichte es ihm und sah ihm dann erwartungsvoll zu, wie er es wieder auseinanderfaltete und sich das
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