Julia Collection Band 63
viel schlimmer wehtut. Diese Lady hier weigert sich zum Beispiel standhaft, mit mir auszugehen. So etwas schmerzt vielleicht.“
„Schlimm, schlimm“, wiederholte Louisa.
Ella sagte nichts dazu, warf Lisette aber einen anerkennenden Blick zu. „So, Louisa, komm, wir gehen jetzt und lassen die jungen Leute allein. Und, Cal, wir sehen uns noch.“
„Wir haben den jungen Mann heute tatsächlich ein wenig nervös gemacht“, sagte Ella zufrieden zu ihrer Schwester, als sie wenig später mit ihr am Büfett stand und sich von dem Schinken nahm. „Das war wirklich gut.“
Louisa bediente sich ebenfalls großzügig davon. „Es war doch ein guter Einfall von mir, Calder um die Liste zu bitten, oder? Hast du sein Gesicht gesehen?“ Sie kicherte.
„Es war fast so gut wie das von Mac, als er uns um Hilfe bat.“ Ella konnte ihr Glück kaum fassen. Nebenbei hatte Mac ihnen sogar noch einen Riesengefallen getan, indem er ihnen Mrs Hart nannte. Er hatte ihnen wirklich aus der Klemme geholfen. Dem Viererclub war ja keine Frau eingefallen, die für Calder infrage käme. Calder Brown wäre somit für sie die erste Niederlage in dieser Sache gewesen. Und wenn trotz allem etwas schieflief, konnten sie Mac die Schuld daran geben.
„Ich hoffe nur, Mrs Hart hat so viel Verstand und bleibt aus seinem Bett“, fuhr Ella fort. „Alle Männer sind seit Urzeiten Jäger. Das liegt in ihren Genen, weißt du. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Ich finde übrigens, dass diese Frau sehr gut zu ihm passt. Sie ist attraktiv, und überdies scheint sie auch sehr verantwortungsbewusst zu sein.“
„Wir sollten bald einmal zu ihr ins Café gehen. Ob sie wohl Jasmintee hat?“, sinnierte Louisa.
„Du kannst sie ja mal fragen“, meinte Ella, während sie ihrer Schwester kopfschüttelnd dabei zusah, wie sie sich den Teller volllud. „Sonst nimm doch einfach deinen eigenen Tee mit und lass dir nur heißes Wasser geben.“
„Manche mögen das gar nicht, obwohl ich immer korrekt bezahle.“
„Ich denke, das reicht, Louisa. Das schaffst du doch gar nicht zu essen.“ Allmählich riss Ella der Geduldsfaden. „Meine Suppe wird nämlich inzwischen kalt.“
„Geh du doch ruhig schon vor. Die Frau des Bürgermeisters hält uns doch Plätze frei, oder? Ich hätte Lust, noch einmal zu Calder Brown an den Tisch zu gehen.“
„Das lässt du gefälligst sein, das würde ihn womöglich argwöhnisch machen. Komm jetzt mit. Schließlich müssen wir uns noch mit dem Bürgermeister unterhalten.“
„Ich könnte ja so tun, als wollte ich bloß Mrs Hart das Rezept unserer Mutter geben.“
„Das wird sie kaum interessieren.“ Ella sah zu Lisette hinüber, die sich angeregt mit ihren Töchtern unterhielt. Calders Arm lag immer noch besitzergreifend auf ihrer Stuhllehne. Hm, dachte sie, vielleicht könnte aus ihm doch noch ein ganz passabler Ehemann werden. „Die zwei kleinen Mädchen sind wirklich allerliebst“, bemerkte sie und drehte sich zu ihrer Schwester um, die sich jetzt ausgiebig von der Süßspeise bediente. „Hast du endlich genug?“
„Ja. Geh du voran und zeig mir den Weg zu unserem Platz am Ehrentisch. Ich muss jetzt aufpassen, dass ich nichts verschütte. Müssen wir denn heute noch eine Rede halten?“
„Nein, nur ein paar Worte zur Begrüßung. Dann ziehen wir die Lose für die Preisverleihung. Das ist alles.“
„Gott sei Dank“, stöhnte Louisa. „Hast du Cameron schon gesehen? Er muss doch hier irgendwo sein. Wir wollten nämlich unseren Kaffee zusammen trinken.“
„Wir sind nicht hier, um für dich einen Mann zu suchen.“ Ella hatte allmählich genug von der Naivität ihrer Schwester. Jedes Jahr spielte sich das gleiche Theater ab. Immer wenn die Festwochen begannen, schien Louisa auch die Sehnsucht nach Mann und Kindern zu überfallen. Und das mit einundachtzig Jahren, dachte Ella entrüstet. Sie selbst war viel realitätsbezogener und wohl auch die Intelligentere von beiden. Sie sah es als ihre Pflicht an, junge Menschen zusammenzuführen, die sonst wahrscheinlich nie zueinandergefunden hätten, liebte es, auf den gesellschaftlichen Ereignissen der Kleinstadt die Festreden zu halten, und sonnte sich in ihren beachtlichen Erfolgen. Darüber hinaus schien sie nichts zu vermissen.
6. KAPITEL
Calder wünschte sich, er säße mit Lisette allein am Tisch. Nicht dass er etwas gegen ihre Töchter hätte, im Gegenteil, er mochte sie sogar sehr, aber die beiden störten ihn beim Flirten.
Davon abgesehen,
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