Julia Exklusiv 0180
nachdenklich aussah.
„Das ist eine fantastische Idee“, sagte er unvermittelt.
„Was?“
Yorke antwortete nicht sofort. Schließlich fragte er: „Sie sind nach wie vor fest entschlossen, den Ring nicht seiner rechtmäßigen Besitzerin zurückzugeben?“
„Ich habe nur Ihr Wort, dass er Ihrer Großmutter gehört“, erwiderte sie leise. „Natalie wird andauernd von anderen Menschen enttäuscht. Ich will sie nicht auch noch enttäuschen.“
„Ich bewundere Ihre Loyalität“, meinte Yorke schroff. Es klang nicht überzeugend. „Dann bleibt uns also nur die eine Möglichkeit.“
„Welche?“, fragte Sabina verwundert. „Und warum uns?“
Er wies auf ihre Hand. „Der Ring passt genau auf Ihren Ringfinger.“
„Ja, meine Finger sind schmaler als Natalies“, erklärte Sabina.
„Schön. Sie werden den Ring also morgen tragen, wenn Sie mit mir meine Großmutter im Krankenhaus besuchen.“
Sprachlos sah sie ihn an.
Yorke blickte so betont auf die Uhr, als wolle er sagen, dass Sabina schon zu viel seiner Zeit verschwendet hätte. Dann erklärte er: „Ich sagte Ihnen doch, dass meine Großmutter mir den Ring gab mit der Bitte, ihn der Frau zu schenken, die ich heiraten möchte. Da ich momentan nicht ans Heiraten denke, sagte ich – wie ich ebenfalls schon erwähnte – meiner Großmutter, ich würde ihr den Ring zurückgeben, sobald ich sicher wüsste, dass sie sich von der Operation wieder völlig erholen wird.“
Er blickte sie ungeduldig an und fügte hinzu: „Da Sie aber so stur sind und mir den Ring nicht aushändigen wollen, bleibt nur eine Möglichkeit, meiner Großmutter zu zeigen, dass sie sich wegen ihrer Genesung keine Sorgen zu machen braucht. Ich bringe ihr den Ring. An Ihrem Finger steckend, Sabina. Damit es so aussieht, als wären Sie meine Verlobte.“
Sabina sah Yorke fassungslos an. Das konnte er doch nicht ernst meinen?
„Aber ich … nein, das kann ich nicht tun“, entgegnete sie heiser.
„Ach, haben Sie denn etwa eine Abneigung gegen Krankenhäuser?“
„Stellen Sie sich doch nicht so dumm“, erwiderte Sabina hitzig. „Sie wissen genau, dass ich nicht das Krankenhaus meine.“
„Weshalb lehnen Sie dann meinen Vorschlag ab?“, fragte er und sah sie aus zusammengekniffenen Augen an.
Yorke schien wirklich ihre schlimmsten Seiten zum Vorschein zu bringen, denn sie antwortete sarkastisch – was ihr normalerweise nicht lag: „Auch wenn Sie glauben, dass mindestens die Hälfte aller Frauen in London sonstwas dafür geben würden, mit Ihnen verlobt zu sein, Mr. Mackinnon – ich gehöre nicht dazu.“
Kühl betrachtete er sie, und als sie schon mit einer scharfen Erwiderung rechnete, lächelte er. Überraschend und entwaffnend.
„Es wäre doch nur für die Dauer eines Besuchs“, versuchte er Sabina zu überreden.
„Nein, ich kann es nicht tun“, bekräftigte sie. „Ich kann nicht gut lügen, ich würde mich verplappern.“
„Keine Sorge, ich wäre doch bei Ihnen und würde jeden Fehler ausbügeln“, erwiderte Yorke ruhig.
„Trotzdem nein“, sagte Sabina unverblümt und fügte herausfordernd hinzu: „Außerdem, wer würde mich denn davon abhalten, Ihrer Großmutter die Wahrheit zu sagen, nämlich dass Sie und ich nicht verlobt sind und …“
„Ihr jüngerer Enkel sie bestohlen hat“, beendete Yorke den Satz. „Das würden Sie tun, obwohl Sie wissen, dass sie wegen eines schwachen Herzens operiert wurde?“
„Ach, zum Kuckuck mit Ihnen“, rief Sabina frustriert. Ihr war klar, dass der Schock über diese Enthüllung Yorkes Großmutter töten konnte. „Also gut: um wie viel Uhr? Und in welchem Krankenhaus liegt Ihre Großmutter?“
Nachdem das besprochen war, begleitete Sabina Yorke hinaus und schloss aufatmend die Tür hinter ihm. Allerdings wünschte sie sich sehnlichst, sie hätte Yorkes verrücktem Vorschlag niemals zugestimmt.
Sabina schlief nicht gut, wahrscheinlich wegen ihres schlechten Gewissens. Am nächsten Morgen hätte sie am liebsten Yorke Mackinnon angerufen und ihm gesagt, sie habe es sich anders überlegt. Aber was wurde dann aus seiner schwer kranken Großmutter, die erwartete, dass ihr Enkel ihr entweder den Ring zurückgab als Zeichen, dass sie wieder gesund werden würde – oder ihr seine Verlobte vorstellte? Ich muss sie besuchen, sagte sich Sabina.
Natürlich konnte sie Yorke den Ring auch aushändigen. Aber er gehörte ihr ja nicht, sondern Natalie, die nichts weiter wollte, als geliebt zu werden, und ständig enttäuscht
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