Julia Exklusiv 0180
fast das Herz stehen, als Yorke ihr kurz darauf folgte, ihr die Hände auf die Schultern legte und sie zu sich umdrehte.
Sabina sah ihm in die dunkelblauen Augen und wandte dann rasch den Blick ab. Yorkes Ausdruck verriet nichts über seine Gefühle, aber sie hatte Angst, er könne in ihren Augen ihre Empfindungen lesen.
„Du zitterst ja“, sagte Yorke leise.
Sie versuchte, seine Hände wegzuschieben, aber er ließ es nicht zu.
„Ich tue dir nicht weh“, versprach Yorke sanft. „Weißt du denn nicht, wie gern ich dich habe?“
Sie stand da, den Kopf gesenkt.
„Ach Sabina“, flüsterte Yorke und zog sie an sich. Er versuchte allerdings nicht, sie zu küssen, sondern hielt sie nur in den Armen. „Du hast doch keine Angst vor mir, oder?“, fragte er schließlich, und sie schüttelte den Kopf. „Oder vor den Gefühlen, die zwischen uns herrschen?“
Das war eine schwierig zu beantwortende Frage. Immerhin hatte er nur gesagt, er habe sie, Sabina, gern. Das konnte viel oder wenig bedeuten …
Sie seufzte und fragte rau: „Welche sind denn das?“
„Aufrichtigkeit“, antwortete Yorke enttäuschend.
„Willst du damit sagen, ich wäre nicht aufrichtig gewesen?“, fragte Sabina und versteifte sich unwillkürlich.
„Nicht du. Ich“, erwiderte er, ohne zu zögern. „Dass du durch und durch ehrlich bist und ich dir absolut vertrauen kann, weiß ich seit dem Moment, als du mir vor dem Krankenhaus sagtest, du würdest mir den Ring sofort geben, sobald deine Freundin es dir gestattete. Aber ich, Sabina, bin alles andere als ehrlich dir gegenüber gewesen, indem ich dir den Brief so lange vorenthalten habe. Meine einzige Entschuldigung dafür ist …“ Er zögerte und fügte dann hinzu: „Dass ich mir selbst gegenüber auch nicht ehrlich war.“
Nun sah sie ihn doch an und bemerkte, dass er ernst wirkte. Sie kannte sich nicht mehr aus und wusste nicht, worauf das Gespräch hinauslief. Verwirrt schob sie Yorke weg, doch sofort wünschte sie sich, er würde sie wieder umarmen. Aber sie musste versuchen, einen klaren Kopf zu behalten.
„Na ja“, sagte Sabina hilflos und hatte dann Angst, er würde gehen, wenn sie nichts mehr sagte. „Ich glaube schon, dass ich an dir interessiert bin.“
Yorke lächelte strahlend, und ihr wurden die Knie weich.
„Wollen wir uns wieder setzen?“, schlug Sabina vor.
Er führte sie nun zum Sofa und setzte sich neben sie, was ihre Gedanken wieder in Aufruhr brachte.
„Du sagtest eben, du seist dir selbst gegenüber auch nicht ehrlich gewesen“, nahm sie den Gesprächsfaden wieder auf.
Yorke wandte sich ihr zu und blickte ihr ins Gesicht. „Die Gefühle, die ich empfinde, seit ich dich kenne, sind für mich so neu, dass meine ganze Welt auf den Kopf gestellt zu sein scheint.“
„Was für Gefühle?“, fragte Sabina leise und sah Yorke groß an. Er umfasste ihre Hand.
„Eifersucht“, erklärte er, und ihr Herz begann wild zu pochen. „Zuerst habe ich das gar nicht erkannt. Aber schon bei unserem ersten Treffen gefiel mir der Gedanke nicht, du seist mit meinem Cousin verlobt.“
„Stimmt, du dachtest, ich sei Natalie“, erinnerte Sabina sich.
„Ja. Und als ich dich dann sah – deine braunen Augen funkelten, und du warst so temperamentvoll und wunderschön, da geschah etwas mit mir“, gestand Yorke ihr.
„Ach ja? Das hast du aber gut verborgen“, erwiderte sie. Da sie befürchtete, er würde ihr alsbald einen Dämpfer verpassen, nachdem er jetzt mit jedem Wort ihre Hoffnung weckte, versuchte Sabina, kühl zu bleiben.
Er betrachtete ihre abweisende Miene und sagte. „Hab keine Angst. Ich würde dir niemals wehtun.“
„Ich … ich weiß nicht, was du mir sagen willst“, meinte Sabina stockend.
„Verzeih mir“, entschuldigte Yorke sich. „Aber das alles ist so neu für mich, und ich befürchte, es läuft nicht alles so, wie ich möchte. Kein Wunder, wenn ich mich nicht klar ausdrücke.“
„Also, du sagtest vorhin, dass du damals nicht wusstest, was du tun solltest“, erinnerte Sabina ihn.
Er streichelte ihre Hand. „Ja, das war, nachdem ich dich eine scheinbare Ewigkeit nicht gesehen hatte, und dann warst du nicht hier, als ich dich besuchen wollte. Da fuhr ich dann also zu meiner Großmutter. Ich war mir nicht bewusst gewesen, wie sehr ich dich vermisst hatte.“
„Du hast mich vermisst?“, fragte Sabina erstaunt. „Wir hatten uns doch erst zwei Mal getroffen.“
„Drei Mal“, verbesserte er sie. „Aber ich wollte mir noch
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