Julia Exklusiv 0180
zu legen und ihr einen schicken Bubikopf zu verpassen.
Zwar war es nicht Lois’ Absicht gewesen, für die positive Veränderung von Emilys Äußerem Lob einzuheimsen, doch hatte Rob sie an jenem Abend beim Dinner quer über den langen Tisch hinweg dankbar angelächelt, während seine Tochter ihm lang und breit erzählte, dass sie nun als echte Schauspielerin in einem echten Film mitwirke.
Lois wurde jäh aus ihren Gedanken in die Gegenwart zurückgeholt, als auf der anderen Seite des Speisesaals ungewohnter Lärm zu hören war. Sie wandte den Kopf und bemerkte im Türrahmen eine große schlanke und auffallend hübsche blonde Frau, vielleicht einige Jahre älter als sie selbst, die sich mit strahlendem Lächeln umblickte.
„Liebling, hier ist ja richtig was los!“, rief die Frau.
Hinter ihr tauchte Robs große schlanke Gestalt auf, und es war nicht zu übersehen, wie unangenehm ihm das alles war. „Komm jetzt, Martina“, sagte er ungehalten. „Hier wird hart gearbeitet, und du störst nur.“ Er packte die Frau am Arm und versuchte sie, nach draußen in die Halle zu ziehen.
„Aber Liebling, nun reg dich doch nicht gleich auf“, protestierte sie und wich keinen Zentimeter von der Stelle. „Das hier ist ganz meine Welt. Ich habe so oft vor der Kamera gestanden, dass ich diesen Leuten sogar noch einige brauchbare Tipps geben könnte, falls sie mich darum bitten.“
„Wer ist denn dieses blonde Gift dort drüben?“, erkundigte sich Neil Gray bei Lois und musterte das Paar an der Tür mit hochgezogenen Brauen.
Lächelnd wandte Lois sich zu ihm um. Das Kostüm steht ihm wirklich gut, dachte sie. In dem königsblauen Samtjackett und der goldbestickten Weste verkörperte Neil durch und durch einen Gentleman aus dem neunzehnten Jahrhundert, und das blütenweiße Hemd mit Stehkragen und die Halsbinde aus weißer Spitze bildeten einen wirkungsvollen Kontrast zu seinem dunklen Typ und dem schwarzen Haar. Zudem kam seine sportliche Figur in der engen blassgoldenen Hose besonders gut zur Geltung, und die weißen Kniestrümpfe sowie die Lackschuhe mit den breiten goldenen Schnallen verliehen ihm sogar etwas leicht Dandyhaftes. Bestimmt würden seine zahlreichen weiblichen Fans ihn in dieser Aufmachung unwiderstehlich finden.
Zwar teilte Lois insgeheim Dave Greens persönliche Meinung, dass Rob mehr Ausstrahlung und Sex-Appeal besaß, aber was Neil in dieser Hinsicht fehlte, machte er durch schauspielerisches Talent wett.
Zudem war er ein sehr angenehmer Filmpartner, und Lois war froh, dass sie so blendend miteinander auskamen.
„Ich sterbe vor Hunger“, beschwerte sich Neil. „Wir könnten diese Szene längst im Kasten haben, wenn diese verdammte Frau nicht aufgetaucht wäre. Wieso sagt ihr niemand, dass sie verschwinden soll?“
„Na ja, ich glaube, sie ist Lord Ratcliffes Exfrau“, klärte Lois ihn auf, die sich verärgert dabei ertappte, dass sie heftige Eifersucht verspürte, als Martina sanft Robs Wange tätschelte.
„Nun mach kein so böses Gesicht, Liebling!“ Martina lachte. „Wer weiß, vielleicht bietet man mir sogar eine Rolle in diesem Film an!“
„Nur über meine Leiche!“, schwor Neil.
Er sprach aus, was Lois dachte, die instinktiv eine große Abneigung gegen die blonde Frau überfiel. Das hatte absolut nichts damit zu tun, dass es sich um Robs Exfrau handelte. Vielmehr waren ihr geschwätzige und strohdumme Blondinen schon immer ein Gräuel gewesen. Und diese ignorante Person schien nicht einmal zu merken, dass sie den ganzen Betrieb aufhielt und jeder im Raum sie zum Teufel wünschte.
Es war nicht zu erkennen, ob Rob diese feindselige Stimmung spürte oder Martinas Benehmen einfach peinlich fand. Aber er schien auf jeden Fall genug zu haben und bugsierte seine Exfrau unter deren lautstarkem Protest nach draußen in die Halle.
5. KAPITEL
Was für ein wunderschöner warmer Sommertag! dachte Lois, während sie langsam durch den Park in Richtung des kleinen Gebäudes schlenderte, das, umgeben von Bäumen, in einiger Entfernung zu sehen war.
Obwohl es schon gegen zehn Uhr vormittags war, glänzte in dem hohen Gras noch der Tau, und die Blätter einer Gruppe von Eichenbäumen raschelten leise im Wind. Nur der dröhnende Motor eines Traktors auf einer der Wiesen störte die friedliche Stille.
Der Lärm wird Peter Danvers gar nicht gefallen, dachte Lois belustigt, während sie mit einer Hand ihre Augen gegen die blendende Sonne abschirmte und zur anderen Seite des Parks blickte, wo
Weitere Kostenlose Bücher