Julia Exklusiv 0227
gemacht, der sich jetzt auf dem Heimweg befand.
Nun war es endgültig genug.
„Warum soll ich ihn abholen?“ Nikos sah Mari wütend an. „Ich denke nicht daran! Das kann Thomas übernehmen.“
„Thomas hat heute frei“, erinnerte Mari ihn sanft.
„Dann muss Stavros eben ein Taxi nehmen.“
„Das geht nicht.“
„Doch, er kann es sich leisten.“
„Darum geht es nicht. Er braucht jemanden, der ihn am Flughafen abholt.“
„Aber bestimmt nicht mich!“, rief Nikos.
„Er klang verzweifelt, als er aus London anrief. Er …“
„Das geschieht ihm recht!“ Nikos gab nicht nach.
„Da stimme ich dir zu. Aber selbst er braucht Unterstützung“, sagte Mari bestimmt. „Er braucht seine Familie.“ Sie sah Nikos an. „Dich.“
Nikos fuhr sich aufgebracht durchs Haar. „Hol du ihn doch ab.“
„Ich gehöre nicht zur Familie. Und ich muss auf Alex aufpassen“, fügte sie hinzu, bevor Nikos protestieren konnte. „Er hat schlecht geschlafen und kam mitten in der Nacht in mein Zimmer. Gestern hat ihn die Aufregung müde gemacht, heute ist es der Stress. Er braucht einen regelmäßigen Tagesablauf.“
Nikos hätte am liebsten weiter mit ihr gestritten, sah aber ein, dass sie recht hatte. Er schob die Hände in die Hosentaschen und sah aus dem Fenster. Um nichts in der Welt wollte er seinen Vater sehen.
„Mari?“, erklang plötzlich eine leise Stimme aus dem Flur. Alex stand an der Tür und hielt seine Stoffhasen fest umklammert.
Mari lächelte. „Da bist du ja. Guten Morgen, Alex.“
„Morgen“, sagte er und blickte zu Nikos hinüber. Er lächelte scheu. „Hi.“
Nikos fuhr sich wieder durchs Haar. „Hi“, sagte er rau, schaffte es aber immerhin, Alex anzulächeln. Dann atmete er tief aus und sah Mari an. „Du hast gewonnen“, sagte er.
8. KAPITEL
Der Mann, der am Nachmittag aus dem Flugzeug stieg, hatte keine Ähnlichkeit mit Nikos’ Vater.
Wenn der aschfahle alte Mann im Terminal nicht plötzlich schockiert „Nikos?“ gesagt hätte, wäre Nikos sicher an ihm vorbeigelaufen.
Stavros schien in einer Woche um Jahre gealtert zu sein. Er war offensichtlich erstaunt, dass Nikos auf ihn wartete.
„Glaub mir, ich wäre nicht gekommen, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte“, erklärte Nikos, bevor sein Vater etwas sagen konnte.
„Ist sie …?“ Stavros war unfähig, es auszusprechen. Er suchte nach etwas, an dem er sich festhalten konnte. Ohne nachzudenken, nahm Nikos ihn am Arm und stützte ihn.
„Es geht ihr gut“, sagte er. „Die Wehen haben aufgehört. Ich habe im Krankenhaus angerufen, bevor ich herkam.“
„Gott sei Dank!“ Stavros bekam wieder etwas Farbe. Er schluckte, und sein Körper schien zu erbeben. Doch dann richtete er sich auf und nahm sich zusammen.
Nikos ließ seinen Arm los. „Komm jetzt. Wir müssen gehen.“
Die Fahrt nach Long Island dauerte zweieinhalb Stunden. Bis auf Stavros’ Frage nach Alex, gleich, nachdem sie den Flughafen verlassen hatten, schwiegen beide.
„Wie geht es ihm?“
Nikos blickte starr auf die Straße, hatte aber das Gefühl, sie nicht wirklich zu sehen. Er war zuerst unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen, und nickte nur. Dann sagte er schließlich rau: „Er ist bei Mari. Sie macht ihren Job sehr gut.“
Stavros sah seinen Sohn prüfend an.
Es war Nikos egal. Sollte der Alte doch denken, was er wollte.
Stavros stellte keine weiteren Fragen. Er nahm nur einmal sein Handy, rief im Krankenhaus an und war sichtlich erleichtert, als er mit Julietta sprechen durfte.
„ Agape mou! Julietta, meine Liebste, wie geht es dir?“
Nikos biss die Zähne zusammen. Spiel mir nicht den treu sorgenden Ehemann vor, dachte er.
Nikos bezweifelte, dass sein Vater ehrlich besorgt war. Aber nachdem die Begrüßung vorbei war und Stavros normalerweise in seinem gewohnten kühlen, geschäftsmäßigen Tonfall weitergesprochen hätte, blieb er sanft und zärtlich. War dieser liebevolle und besorgte Mann tatsächlich Stavros Costanides?
Nikos umklammerte das Lenkrad und beschleunigte den Wagen. Das Bein schmerzte ihm vom Fahren, und er hätte es gern ausgestreckt. Oder nach etwas getreten. Nach jemandem.
Er war außer sich.
Nikos fuhr direkt zum Krankenhaus. Erst als er vor dem Eingang anhielt und sagte: „Ich bringe dein Gepäck nach Hause“, sprach sein Vater wieder.
Stavros seufzte leise und betrachtete seine Hände, bevor er aufblickte und seinem Sohn in die Augen sah. „Nikos“, sagte er, und seine Stimme klang
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