Julia Exklusiv 0227
können. Als das Krankenhaus in Sicht kam, schnappte er ängstlich nach Luft.
Nikos legte unwillkürlich seine große Hand auf Alex’ kleine und spürte, wie der Junge sich an ihn klammerte.
Alex blickte noch immer starr geradeaus und biss sich auf die Lippe. Nikos fand eine Parklücke und stellte den Motor ab. Dann drückte er Alex’ Hand.
Der Junge drehte sich zu Nikos um und sah ihn verängstigt an. „Ich will meinen Daddy“, flüsterte er.
Nikos hatte das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben, und biss die Zähne zusammen. „Ich weiß“, sagte er rau. „Aber dein Dad ist jetzt nicht hier. Mari und ich sind bei dir. Wenn du willst, kommen wir mit.“
Er wusste selbst nicht, warum er das gesagt hatte. Doch, eigentlich war es ihm klar. Es waren Worte, die er als Kind hatte hören wollen, als seine Mutter ins Krankenhaus eingeliefert worden war und …
Merkwürdig, bis zu diesem Augenblick hatte er sogar vergessen, dass seine Mutter überhaupt im Krankenhaus gewesen war! Jetzt erinnerte er sich an die langen Flure, die seltsamen metallischen Geräusche und flüsternden Stimmen. Er hatte allein dort gesessen, und viele Menschen waren an ihm vorbeigelaufen.
Es war ihm erschienen, als wäre er überhaupt nicht da gewesen. Dabei war es sein Vater, der nicht im Krankenhaus gewesen war. Genau wie jetzt. Nikos stieg aus, ging um den Wagen herum und nahm Alex’ Hand. „Komm mit“, sagte er. Niemand würde Alex antun, was man ihm angetan hatte.
Mari wusste nicht, was auf der Fahrt zwischen Nikos und Alex geschehen war. Als sie die beiden auf dem Parkplatz traf, hatte sich jedenfalls etwas verändert.
Zwar war Nikos anzumerken, dass er sich noch immer nicht in die Angelegenheiten der neuen Familie seines Vaters einmischen wollte, aber etwas war geschehen. Er stand beschützend neben Alex, sprach mit dem Krankenhauspersonal und führte seinen kleinen Bruder dann den Flur entlang zu Julietta.
Stavros hatte sich immer diesen Nikos gewünscht, aber befürchtet, er würde nicht existieren. Ein verantwortungsbewusster, fähiger, fürsorglicher Mann, der sich in jeder Situation zurechtfand.
Mari sagte nichts, sondern beobachtete die beiden nur. Sie ging mit ihnen zu Juliettas Zimmer, denn Nikos hatte sie mit eingeschlossen, als er zu einer Krankenschwester gesagt hatte: „Wir möchten zu Mrs Costanides.“ Mari sprach beruhigend und aufmunternd mit Julietta, denn im Krankenzimmer seiner Stiefmutter sagte Nikos nur noch wenig.
Aber er war da und hielt Alex’ Hand, während Mari sich mit Julietta unterhielt. Dann stand er neben Mari und wartete, als Alex zum Bett seiner Mutter ging. Julietta streichelte das Gesicht ihres Sohnes und gab ihm einen Kuss. Sie erklärte ihm leise, dass das Baby vielleicht zu früh kommen würde und sie wohl deshalb im Krankenhaus bleiben müsse.
„Kann ich auch hier bleiben?“, fragte Alex.
Julietta lächelte. „Es gibt nur ein Bett im Zimmer. Aber Mari hat versprochen, dass sie bei dir bleibt. Morgen wissen wir dann, ob das Baby schon kommt. Wenn nicht, komme ich nach Hause, okay?“
Alex kaute ein wenig auf seiner Unterlippe herum und nickte dann. „Ist gut“, sagte er schließlich und sah sich um. „Kommt Nikos auch mit?“
Mari spürte förmlich, wie Nikos bei den Worten des Jungen zu erstarren schien. Er strahlte eine ungeheure Anspannung aus, wirkte aber nicht ärgerlich, sondern eher aufgewühlt. Mari trat unwillkürlich dichter an ihn heran.
Ihre Arme berührten sich. Nikos griff nach Maris Hand und drückte sie fest. Sie ließ den Daumen über seine Finger gleiten.
„Kommst du, Nikos?“
„Wenn du willst“, brachte Nikos mühsam hervor.
„Ja, das will ich.“
Mari drückte sanft Nikos’ Hand.
„Nikos?“ Er blickte auf und sah seine Stiefmutter an. Julietta lächelte. „Danke.“
Er schien den Verstand verloren zu haben!
Nikos hätte niemals geglaubt, er würde den Abend im Haus seines Vaters verbringen und darauf warten, dass Alex seinen Pyjama anzog.
Aber gleichzeitig war ihm klar, dass hier sein Platz war.
Und Mari wusste es auch.
Sie achtete ebenso genau auf ihn wie auf Alex, als wäre sie wirklich sein Kindermädchen und für sein Wohlergehen verantwortlich.
Als sie nach Hause gekommen waren, hatte Mari gefragt: „Seid ihr zwei bereit für unser Picknick?“
Alex, der bis dahin gähnend Nikos’ Hand gehalten hatte, wurde wieder munter. „Ja! Ich habe Hunger.“
Mari nahm sich nicht einmal die Zeit, das Abendessen aufzuwärmen, sondern
Weitere Kostenlose Bücher