Julia Exklusiv 0227
schenkte sich auch noch ein Glas Wein ein und setzte sich hin. „Ich dachte, die würdest du dir im Internet holen.“
„Nicht alle.“ Er setzte sich nicht neben sie, sondern ging ruhelos im Raum umher. Neben dem Telefon blieb er stehen. „War eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter?“
„Nein. Erwartest du einen Anruf?“
„Nicht unbedingt. Ach, da war Post für dich. Hast du sie gefunden?“
„O ja, danke.“
Er nahm seine Wanderung wieder auf, blieb jedoch unvermittelt stehen und runzelte die Stirn. „Was ist das denn da auf dem Boden? Und auf dem Teppich?“
„Ein kleines Missgeschick. Ich habe die Kaffeetasse hinfallen lassen.“ Es gelang ihr, unbekümmert zu lachen. „Sieht man es so deutlich? Ist es schlimm? Den Teppich lasse ich reinigen, und für den Boden hole ich ein spezielles Holzreinigungsmittel.“
„Nein, spar dir doch die Mühe.“ Ryan verzog die Lippen. „Es gefällt mir, dass wir an diesem Platz hier doch noch Spuren hinterlassen. Ich dachte schon, wir würden hindurchhuschen wie Geister.“
„Hindurchhuschen wie Geister?“, wiederholte Kate verblüfft. „Das klingt seltsam.“
Er zuckte die Schultern. „Es ist nur eine Redensart.“
„Und es ist nicht nur ein Platz“, fuhr sie gereizt fort. Sie fühlte sich unbehaglich und verspürte irgendwie das Bedürfnis, ihn herauszufordern. „Es ist unsere Wohnung, unser Zuhause.“
„Wirklich, mein Liebling?“ Er lachte auf. „Ich dachte, es sei ein Statussymbol.“
„Warum kann es nicht beides sein? Was ist daran falsch, dass wir nach außen zeigen, wer wir sind und was wir erreicht haben?“ Kate merkte, dass sie immer lauter wurde.
„Was genau haben wir denn erreicht? Natürlich ist mir klar, dass niemand, der das alles hier sieht, an unserem Erfolg zweifelt.“ Ryan hob das Glas und prostete ihr spöttisch zu. Dann trank er es in einem Zug leer. „Was zu beweisen war.“
Du liebe Zeit, gleich haben wir einen richtigen Streit, das wollte ich doch gar nicht, überlegte Kate. Sie stellte ihr Glas hin und ging zu Ryan. Liebevoll legte sie ihm die Arme um die Taille, wobei sie sogleich den ihr so vertrauten Duft seiner Haut wahrnahm.
„Ich liebe unseren Erfolg“, verteidigte sie sich etwas spöttisch und lächelte ihn an. „Und unser Glück noch mehr. Stell dir vor, morgen haben wir einen ganzen Tag für uns allein.“ Mit den Fingern fuhr sie am offenen Kragen seines Hemds entlang. „Wir können den Sonntag gemeinsam verbringen und so lange im Bett bleiben, wie wir wollen.“ Ihre Stimme klang immer verführerischer. „Wir können durch den Park wandern oder einfach nur in der Wohnung sitzen oder zum Dinner ausgehen in ein neues Restaurant – genau wie früher.“
„Es tut mir leid, meine Liebe, morgen nicht. Ich fahre zum Lunch nach Whitmead zu meinen Eltern.“
„Oh.“ Kate versteifte sich sogleich. „Darf ich erfahren, wann ihr das vereinbart habt?“
„Meine Mutter hat mich vor einigen Tagen angerufen“, erwiderte Ryan gleichgültig.
„Du hast es aber nicht erwähnt.“
Er blickte sie nachdenklich an. „Ich war der Meinung, es würde dich nicht interessieren.“
Kate zuckte insgeheim zusammen. Sie wusste genau, was er meinte, ohne dass er es aussprechen musste.
„Liebling, ich habe doch das, was ich nach dem letzten Besuch bei deinen Eltern im Auto auf der Rückfahrt gesagt habe, nicht so schrecklich ernst gemeint. Ich habe nur die Beherrschung verloren“, versuchte sie ihn zu besänftigen. „Du hast dich dann auch nicht mehr beherrschen können. Ich wünschte nur, deine Mutter würde einsehen, dass es sie nichts angeht, wann wir Kinder haben wollen. Es betrifft nur uns beide, man sollte uns nicht drängen.“
„Meine Mutter wollte sich auch gar nicht einmischen. Es war eine ganz harmlose Bemerkung.“ Er zögerte kurz. „Außerdem hatten wir, als wir heirateten, geplant, bald ein Baby zu bekommen. Daraus haben wir nie ein Geheimnis gemacht.“
„Unsere Pläne mussten wir ändern, weil du deinen Job aufgegeben hast“, wandte Kate ein. „Ich musste arbeiten, während du dein erstes Buch geschrieben hast. Das weißt du genau.“
„Ja, aber jetzt bin ich als Autor so erfolgreich, dass wir mehr als genug zum Leben haben.“
„Ich bin auch beruflich erfolgreich“, erwiderte sie. „Deshalb ist es auch so schwierig, ein Kind einzuplanen. Das muss deine Mutter endlich einsehen. Du erinnerst dich sicher, dass Jon und Carla Patterson uns kürzlich erzählt haben, wie schwierig es sei,
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