Julia Exklusiv 0227
neben der Haustür. Doch aus irgendeinem Grund, den Kate selbst nicht verstand, ließ sie das Auto auf einem Parkplatz in der Nähe stehen und ging zu Fuß zum Haus ihrer Schwiegereltern.
Je näher sie dem Haus kam, desto zögernder wurden ihre Schritte. Sie bog auf den schmalen Pfad ein, der zum seitlichen Tor führte. Alle Türen und Fenster waren geöffnet, wie immer. Kate ging an der Hecke entlang und gestand sich ein, dass sie erst auskundschaften wollte, wer da war, ehe sie sich bemerkbar machte.
Plötzlich blieb sie stehen. Irgendetwas stimmte nicht. Sie bückte sich und schob die Zweige auseinander. Zwischen den Blättern hindurch sah sie auf dem Parkplatz vor dem Haus Mrs Lassiters Mini und den älteren Jaguar, der Mr Lassiters ganzer Stolz war. Daneben war Sallys Kombi geparkt. Aber Ryans Mercedes stand nicht da.
Du liebe Zeit, er ist ja gar nicht hier, sondern hat es nur als Ausrede benutzt, dachte Kate entsetzt. Er war woanders hingefahren, um sich mit jemandem zu treffen.
Rasch richtete sie sich wieder auf. Ihr wurde ganz übel. Und als auch noch eine Strähne ihres Haars in den Zweigen hängen blieb, zuckte sie zusammen und verzog schmerzverzerrt das Gesicht. Auf einmal erstarrte sie vor Schreck. Auf der anderen Seite der Hecke kläffte ein Hund, und ein Zweiter, dessen Bellen viel tiefer klang, fiel ein.
Kate hatte die Hunde Thistle, einen Cairnterrier, und Algernon, einen Basset, völlig vergessen. Die beiden waren sehr wachsam und hörten jedes noch so leise Geräusch. Das war es dann. Am besten laufe ich, so schnell ich kann, zum Auto zurück, ehe jemand aus dem Haus auf das Gebell aufmerksam wird, überlegte Kate.
„Warum versteckst du dich denn hinter der Hecke, Tante Kate?“
Sie seufzte leise und drehte sich um. Holly stand auf dem unteren Balken des Tors und beobachtete sie interessiert.
„Ich verstecke mich nicht“, erwiderte Kate verlegen und versuchte, ihr Haar von dem Zweig zu lösen. „Ich … dachte nur, ich hätte eine Katze miauen gehört, und wollte nachsehen.“
„Algy lässt keine Katzen in die Nähe“, belehrte Holly sie.
„Dann habe ich mich geirrt.“ Kate zauberte ein Lächeln auf die Lippen und rieb sich die schmerzende Stelle am Kopf. „Es ist auch egal.“
„Kommst du zum Lunch?“, fragte Holly.
„Also … ja.“ Kate fiel so schnell keine Ausrede ein. Die Kleine würde bestimmt allen erzählen, dass sie sie gesehen hatte. Aber wie soll ich begründen, dass ich ohne Ryan gekommen bin? überlegte Kate.
„Weiß Grandma es schon?“
„Nein, noch nicht.“ Kate öffnete das Tor und hielt Holly fest. „Komm mit, wir wollen es ihr sagen.“
Mit Holly an ihrer Seite und den Hunden dicht auf ihren Fersen ging Kate über den Rasen zur Rückseite des Hauses. Sie entdeckte Mary Lassiter in der Küche, in der es köstlich roch. Ihr jüngstes Enkelkind leistete ihr Gesellschaft.
„Kate?“ Mrs Lassiters mildes Lächeln verschwand, als ihre Schwiegertochter hereinkam. Stattdessen wirkte ihre Miene seltsam verständnisvoll. „Was … für eine schöne Überraschung!“, fügte sie nicht ganz überzeugend hinzu. „Ich dachte, du müsstest arbeiten, jedenfalls hat Ryan es erzählt.“
„Ich war schneller fertig, als ich gedacht hatte.“ So zurückhaltend hat man mich noch nie hier begrüßt, ging es Kate durch den Kopf. „Deshalb habe ich mich doch noch auf den Weg gemacht“, fügte sie betont munter hinzu. „Hoffentlich störe ich nicht.“
„Nein, überhaupt nicht“, versicherte Mrs Lassiter ihr wenig begeistert und blickte leicht beunruhigt auf die Küchenuhr. „Ryan ist mit den anderen ins Dorf gefahren, um die Zeitung und noch einige Flaschen Wein zu holen.“
„Oh.“ Kate bekam beinah weiche Knie vor Erleichterung. „Ich habe schon überlegt, wo er sein könnte.“
„Wahrscheinlich gehen sie noch ins Pub. Wenn du Lust hast, kannst du hinterherfahren.“ Mrs Lassiter runzelte die Stirn. „Ich habe dein Auto gar nicht gehört.“
„Ich habe es unten an der Straße geparkt“, gestand Kate ein und hoffte, ihre Schwiegermutter würde keine Erklärung erwarten. Sie fühlte sich sowieso schon unbehaglich genug.
„Ah ja“, sagte Mrs Lassiter zerstreut. „Kannst du bitte auf Tom aufpassen, Liebes? Und auf Algy, damit er sich kein Wurstbrötchen vom Tisch holt?“ Sie warf dem Basset einen strengen Blick zu, den der Hund traurig erwiderte.
Kate setzte sich an den Tisch und sah sich den Teig an, den der Junge knetete.
„Was soll das
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