Julia Exklusiv 0227
um das Tablett entgegenzunehmen. Die Bettdecke rutschte einige Zentimeter weiter hinunter, und Maris Blick fiel auf seinen Körper. Nikos sah sie amüsiert an.
Mari hoffte, dass er keinen Kommentar abgeben würde. Sie hatte sich zwar schon eingestanden, Nikos anziehend zu finden, aber ihr Wunsch, ihm die Bettdecke zu entreißen und seinen nackten Körper zu betrachten, war etwas ganz anderes.
Sie wollte auch lieber nicht darüber nachdenken, wieso ihr klar war, dass Nikos unter der Decke nackt war. Bei Ward hatte sie nie solche Gedanken gehabt, wenn sie ihm bei seinen gelegentlichen Besuchen im Haus ihrer Tanten das Frühstück ans Bett gebracht hatte.
„Kein Kaffee?“, fragte Nikos, als Mari ihm das Tablett auf den Schoß stellte. „Oder bekomme ich Kakao zum Frühstück?“
„Ich bringe Ihnen Kaffee“, sagte Mari schnell. „Brauchen Sie sonst noch etwas?“
Nikos zog eine Augenbraue hoch. „Nur Sie.“
Mari floh.
Ohne Make-up, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, hatte Mari noch immer wie eine Klosterschülerin ausgesehen, als sie ihm das Frühstück gebracht hatte. Immerhin war sie heute weniger formell gekleidet. Sie trug eine Hose und ein rosa T-Shirt mit rundem Ausschnitt.
Passend zu ihrer rosaroten Brille, dachte Nikos, während er in seinem Ei herumstocherte. Es war lange her, dass er ein gekochtes Ei gegessen hatte. Seine Mutter hatte ihm früher welche zum Frühstück gemacht. Zuletzt, als er etwa zehn Jahre alt gewesen war.
Nikos fühlte sich im Augenblick wie ein Zehnjähriger. Trotzig, störrisch, mit Flausen im Kopf, und ihm knurrte der Magen. Verdammt! Nikos fühlte sich von seinem Körper im Stich gelassen. Er legte den Löffel hin und betrachtete wütend das Ei und den Toast. Dann blickte er zur Tür, durch die Mari Lewis verschwunden war.
Sein Magen knurrte wieder. Zögernd und gereizt griff Nikos nach dem Löffel und aß einen Bissen.
Das Ei schmeckte gut, und der Toast war knusprig und leicht mit Butter bestrichen. Perfekt. Zum Teufel! Nikos aß alles in Sekundenschnelle auf.
Es tröstete ihn ein wenig, dass Mari Lewis überrascht auf das leere Tablett blickte, als sie den Kaffee brachte.
„Möchten Sie noch ein Ei?“, fragte sie. „Das war wirklich kein üppiges Frühstück. Normalerweise koche ich für Leute mit weniger Appetit.“
Nikos war versucht, eine ironische Antwort zu geben. Aber Mari Lewis hatte die Frage nicht spöttisch gemeint, also ließ er es. Ei und Toast waren genau richtig gewesen. Alana, die Köchin seines Vaters, schickte ihm sonst die Mahlzeiten, kochte aber zumeist ausgefallene Speisen, auf die Hochschwangere Appetit hatten, deren reiche Ehemänner ihnen jeden Wunsch erfüllten.
Es machte Nikos nichts aus, denn es war immer noch besser, als selbst kochen zu müssen, aber dieses einfache Frühstück hatte etwas sehr Tröstliches.
Genau das Richtige, wenn man sich schlecht fühlte.
Und es ging ihm schlecht.
Nikos hatte in der letzten Nacht kaum geschlafen. Die neueste Attacke seines Vaters hatte ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. Als er endlich eingeschlafen war, hatte Claudia angerufen.
Nach dem einstündigen Gespräch hatte Nikos nicht wieder einschlafen können. Daher hatten die Kopfschmerzen bereits angefangen, die er an anderen Tagen ziemlich gut unter Kontrolle hatte. Daran war nichts zu ändern. Aber seinem Hunger konnte abgeholfen werden.
„Ich hätte nichts gegen ein weiteres Ei“, sagte er.
„Lieber gleich zwei?“, fragte Mari Lewis.
Nikos zögerte und sagte dann grimmig: „Ja, zwei. Und etwas Toast.“ Als Mari sich umdrehte, um in die Küche zu gehen, fügte er hinzu: „Ich dachte, Sie würden Teddybären aus den Toastscheiben schneiden.“
„Das tue ich auch“, antwortete sie, „aber nur für brave kleine Jungen.“
Nikos streckte ihr die Zunge heraus.
Mari lachte.
Wenn sie lachte, leuchtete ihr Gesicht auf. Die blaugrünen Augen funkelten, die wenigen Sommersprossen auf ihrer Nase schienen zu tanzen, und ihr Mund wirkte noch verführerischer als sonst. Nikos sehnte sich danach, sie zu küssen. Wenn sie ihm noch einmal näher kam, würde er es auch tun.
„Zwei Scheiben Toast. Bitte“, sagte er.
Das letzte Wort war ihm unwillkürlich herausgerutscht. Eigentlich wunderte er sich nicht darüber, denn er war für gewöhnlich höflicher, als er es zu Mari gewesen war. Aber schließlich verdiente sie als Mitarbeiterin in Stavros’ fehlgeleitetem Erziehungsprogramm etwas Grobheit.
Mari lächelte erfreut, als hätte
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