Julia Exklusiv 0227
etwas zu machen. „Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, Mr Costanides, aber ich muss allein mit Nikos fertig werden.“
Hinter sich konnte Mari Nikos leise Beifall klatschen hören, beschloss aber, sich auf keinen Fall zu ihm umzudrehen.
„Ich will Ihnen nur helfen“, sagte Stavros gekränkt.
„Dann geben Sie mir den Freiraum, den ich brauche. Und stillschweigende Unterstützung.“
Ihren Worten folgte immerhin Stille in der Leitung. Mari bezweifelte aber, dass auch die Unterstützung folgen würde. Gerade als sie glaubte, Stavros hätte aufgelegt, sagte er besorgt: „Behandelt er Sie anständig?“
„Ja, das tut er.“ Jedenfalls, wenn ich seine anzüglichen Bemerkungen ignoriere, dachte Mari.
„Sind Sie sicher?“
„Absolut sicher, Mr Costanides.“ Mari hätte am liebsten aufgelegt oder Stavros gesagt, er solle sie endlich in Ruhe lassen.
Aber dann würde er innerhalb von fünf Minuten beim Bungalow auftauchen, seine Nase in alles stecken und die ganze Sache nur noch schlimmer machen. Mari wusste nicht, ob sie diese Aufgabe würde erledigen können, war sich aber sicher, dass Stavros’ Methode falsch war.
„Werden Sie mich anrufen, wenn Sie mich brauchen?“
„Natürlich.“
„Werden Sie sich auch nichts gefallen lassen?“
„Nein.“
Stavros zögerte. „Gut, Miss Lewis, dann gebe ich Ihnen Freiraum.“
„Danke, Mr Costanides“, erwiderte Mari und wollte das Gespräch beenden.
„Wir sehen uns dann beim Mittagessen“, sagte Stavros.
„Wir werden zum Essen nicht hier sein.“
„Aber …“
„Nikos und ich sollten etwas Zeit allein miteinander verbringen“, antwortete Mari so leise wie möglich.
„Hört, hört!“, sagte Nikos amüsiert. Offenbar war der Abstand zwischen ihnen nicht groß genug gewesen. Mari drehte sich um und sah ihn wütend an.
Er lächelte ungerührt.
„Ich muss jetzt Schluss machen, Mr Costanides. Es gibt einige Dinge, um die ich mich kümmern sollte.“
„Nikos? Ist er …?“
„Auf Wiederhören, Mr Costanides. Ich rufe Sie in einigen Tagen wieder an.“
„ Tagen ?“, begann Stavros zu protestieren, aber Mari hörte nicht mehr zu, sondern legte auf. Sie sah Nikos herausfordernd an.
Er erwiderte den Blick ernst. Er hatte schon aufgehört zu lächeln, als Mari auflegte, und wirkte erstaunt.
„Wow!“, sagte Nikos, klang aber nicht sarkastisch, sondern beinahe respektvoll. „Dem haben Sie es aber gegeben.“
„Das musste mal gesagt werden.“
„Ja, aber vor Ihnen hat sich noch niemand getraut, es zu tun“, meinte Nikos trocken.
„Immerhin scheinen Sie ihm gegenüber im Lauf der Jahre einige schwer verdauliche Dinge von sich gegeben zu haben“, meinte Mari. „Ich kann nicht glauben, dass ich die Erste sein soll, die Ihrem Vater widersprochen hat.“
„Nein, aber vielleicht sind Sie die Erste, der er zugehört hat.“
„Das wird sich noch zeigen.“ Möglicherweise überquerte Stavros bereits den Rasen, der das Haupthaus vom Bungalow trennte.
Als könnte er ihre Gedanken lesen, humpelte Nikos zum Fenster, schob die Jalousie zur Seite und blickte zum Haus seines Vaters hinüber.
„Es kommt niemand“, berichtete er. „Und man zielt auch nicht mit Kanonen auf uns.“
Mari rang sich ein Lächeln ab. „Das sind gute Nachrichten.“ Im Nachhinein zitterten ihr die Knie etwas.
„Also, wohin fahren wir?“
„Wie bitte?“
„Sie sagten, wir seien zum Essen nicht hier“, erinnerte er sie. „Daher meine Frage.“
„Ach ja.“ Mari lächelte ein wenig schuldbewusst. „Ich weiß es nicht. Eine Begegnung zwischen Ihnen und Ihrem Vater wäre einfach sinnlos gewesen.“
„Er wäre sicher verärgert gewesen.“ Nikos wirkte nicht, als würde ihm der Gedanke etwas ausmachen.
„Das möchte ich vermeiden, auch wenn Sie anderer Ansicht sind“, sagte Mari scharf. „Aber Sie haben vermutlich recht. Wir sollten wegfahren. Haben Sie Lust, einen Ausflug zu machen?“
Nikos lächelte und stützte sich auf die Krücken. Er schien nur eine angenehmere Haltung einnehmen zu wollen, aber wie er sich bewegte, wirkte er auf Mari sehr sexy. Nikos trug kein Hemd, und Mari hatte reichlich Gelegenheit, seinen nackten Oberkörper zu betrachten.
„Dazu hätte ich große Lust.“ Nikos’ Stimme klang, als würde er die Worte nicht aussprechen, sondern schnurren.
Sie hatte sich für ihn eingesetzt!
Nikos konnte es kaum fassen. Der einzige Mensch, der seinem Vater je die Stirn geboten hatte, war seine Mutter gewesen.
Wie eine Löwin, die
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