Julia Exklusiv 0227
ihr Junges beschützte, hatte Angelika Costanides mit ihrem Mann gekämpft und seine Forderungen zurückgewiesen. Ständig hatte Stavros verlangt, dass Nikos die Schule wechseln, nach Griechenland ziehen, eine bestimmte Universität besuchen, im Familienunternehmen arbeiten oder die richtige Frau heiraten sollte.
„Er ist nicht wie du“, sagte Angelika Costanides immer wieder. „Lass ihn in Ruhe!“
„Er muss viel lernen!“, protestierte Stavros.
Jedes Mal antwortete Angelika nachdrücklich: „Er wird alles lernen, was er wissen und können muss.“
An diesem Punkt der Diskussion schwang immer so viel Schmerz in ihrer Stimme mit, dass Nikos sich am liebsten eingemischt hätte, um den Streit zu beenden und seinen Vater hinauszuwerfen.
Doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als wütend abzuwarten, bis sein Vater endlich nickte und kühl sagte: „Wie du willst, Angelika.“ Dann verschwand er wieder für einige Zeit aus ihrem Leben.
Danach wandte sich Angelika jedes Mal an Nikos, der, außer sich vor Zorn, im Zimmer auf und ab lief, und sagte: „Er ist dein Vater. Das musst du respektieren.“
„Aber ich respektiere ihn nicht!“
„O Nikos!“ Seine Mutter legte ihm die Hand auf den Arm, und er ließ zu, dass sie ihn sanft umarmte. Als er klein gewesen war, hatte er den Kopf an ihre Brust gedrückt, später ließ er das Kinn auf ihrem Haar ruhen und spürte, dass sie leicht den Kopf schüttelte. Dann sagte sie etwas, das Nikos nie verstand. „Armer Stavros. Er bemüht sich so sehr.“
Nach Nikos’ Meinung gab sich sein Vater überhaupt keine Mühe. Er verursachte seiner Frau nichts als Kummer und Schmerz, obwohl sie ihm ihr Leben lang all ihre Zuneigung und weltlichen Güter gegeben hatte.
Nikos wusste, dass die Ehe seiner Eltern arrangiert gewesen war. Vermutlich war sie seinem Vater deshalb egal. Stavros hatte sicher nur des Geldes wegen geheiratet und sich nie um die Frau gekümmert, die Teil der Vereinbarung gewesen war. Seit Nikos’ achtem Lebensjahr lebten seine Eltern getrennt.
Trotzdem war er sicher, dass seine Mutter ihren Mann liebte. Sie ließ niemals zu, dass Nikos schlecht über ihn sprach, und auch von ihrer Seite fiel nie ein böses Wort. Sie wirkte nur traurig und einsam. Als sie vor sechs Jahren an einem Herzinfarkt gestorben war, war ihr Sohn bei ihr gewesen.
Der Tod seiner Mutter war der schmerzlichste Verlust gewesen, den Nikos je erlitten hatte. Er vermisste sie schrecklich und war untröstlich über den Verlust, obwohl er darauf hätte vorbereitet gewesen sein sollen.
Er wusste schon ein Jahr zuvor, dass seine Mutter herzkrank war. Sie hatte es ihm nicht sagen wollen, konnte es aber schließlich nicht mehr verbergen. Sie war zu blass und schwach, um ihm etwas vorzumachen. Nachdem Nikos nach England gezogen war, konnte er seine Mutter nicht mehr so oft besuchen, wie er es sich gewünscht hätte. Aber es machte ihr nichts aus.
„Du führst dein eigenes Leben“, sagte sie immer.
Es war ein Schock, als Nikos sie schließlich besuchte und sie blasser vorfand, als er sie in Erinnerung gehabt hatte. Sie wurde jetzt auch schneller müde. Als Nikos sie fragte, ob alles in Ordnung sei, winkte sie ab. Damals ließ er es darauf beruhen. Vielleicht waren es nur die Nachwirkungen der Bronchitis, die sie im Winter gehabt hatte. Aber einen Monat später kam er zurück und stellte fest, dass es ihr immer schlechter ging.
Dann gestand sie es ihm endlich. Nikos tat alles, um einen Spezialisten zu finden, der ihr helfen konnte.
„Ich habe alles versucht“, versicherte ihm seine Mutter. „Man kann nichts mehr tun.“
Während des letzten Jahres flog Nikos beinahe jedes Wochenende zu seiner Mutter und verbrachte auch den letzten Monat ihres Lebens bei ihr.
Stavros begegnete er nie.
Nikos kam die große Trauer seines Vaters bei der Beerdigung gespielt vor.
„Wo warst du, als sie noch am Leben war?“, fragte er wütend, als sie den Friedhof verließen.
Es kümmerte Nikos nicht, dass sein Vater aschfahl aussah. Der alte Mann war ein guter Schauspieler. Aber er konnte Nikos nichts vormachen, der sechsundzwanzig Jahre lang an der Seite seiner Mutter geblieben war, während Stavros sich kaum zu Hause hatte blicken lassen.
Als Stavros ein Jahr später Julietta heiratete, die seine Tochter hätte sein können, glaubte sich Nikos in der Einschätzung seines Vaters bestätigt.
Immerhin bewies der Alte Geschmack. Julietta war verdammt reizend, sodass sogar er, Nikos, einige Male mit
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