Julia Exklusiv Band 0194
bereits zu ihnen an den Tisch gebracht. Monsieur Brissac lächelte der Bedienung zu, füllte dann die Tassen und reichte eine davon Portia.
Sie fügte noch etwas Kaffeesahne hinzu, wies aber den Schokoladenkeks, den er ihr anbot, zurück. Dann lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und erwartete seine Fragen.
Aber er sah sie nur schweigend an und versetzte sie durch seine musternden Blicke bald in helle Aufregung. „Nun, Monsieur Brissac“, begann sie schließlich, „was kann ich Ihnen noch über Turret House erzählen?“
Er lehnte sich vor und gab Zucker in seinen Kaffee.
Portia bemerkte zum ersten Mal, wie schmal seine Hände waren und dass er am kleinen Finger einen Goldring trug.
„Sagen Sie mir doch zunächst einmal, warum der Besitzer das Haus verkaufen will. Gibt es etwa einen Nachteil, den man auf den ersten Blick nicht sieht?“
„Nein“, beruhigte sie ihn, „das kann ich mit Sicherheit sagen. Sehen Sie nach, wo Sie wollen, Sie werden nichts finden. Es ist alles in Ordnung. Sogar das Dach ist erneuert worden.“
„Aber warum will man es denn dann verkaufen, wenn man sich so viel Mühe gegeben hat?“
Portia lächelte ihm zu. „Der Grund ist leicht einzusehen: eine Scheidung.“
„Ach so, verstehe“, nickte er. „Das ist eigentlich schade, denn Turret House ist geeignet für eine große Familie.“
„Ist das vielleicht der Grund für Ihren Kauf?“
„Nein, ich bin nicht verheiratet. Jedenfalls bis jetzt noch nicht. Und da Sie sich Miss nennen, denke ich, dass auch Sie noch ledig sind.“
„Ja, das stimmt. Aber was wollen Sie noch wissen?“
„Wie heißen Sie mit Vornamen?“
„Portia“, informierte sie ihn nach einigem Zögern.
Er sah in seine Tasse, und Portia bemerkte die dunklen, langen Wimpern. „Ihre Eltern haben also Shakespeare geschätzt“, stellte er dann fest und sah sie an. „Besitzen Sie die Eigenschaft des Erbarmens, Mademoiselle Portia?“
Sie versuchte ruhig zu bleiben. „Mein Name hat nichts mit William Shakespeare zu tun, Monsieur Brissac. Mein Vater war eher ein Autonarr.“
„Wie bitte?“
„Nun, er liebte schnelle Autos, besonders den Porsche. Darum erhielt ich den Namen.“
Er musste lachen. Es klang heiser und zugleich erfreut. „Ihr Vater hatte sicher eine Vision.“
„Wieso?“
„Nun, der Porsche ist schlank, elegant und äußerst effektiv. Und diese Beschreibung passt ganz gut auf Sie. Zumindest gefällt mir Ihr Name sehr. Erlauben Sie mir deshalb, dass ich Sie so nenne?“
Falls er Turret House kauft, kann es mir gleichgültig sein, wie er mich nennt, überlegte Portia. „Natürlich, wenn Sie es wollen.“
„Dann muss ich mich wohl auch Ihnen vorstellen, damit Sie entsprechend antworten können. Mein Name ist Jean-Christophe Lucien Brissac.“
Sie zog eine Braue hoch. „Eine Menge Namen.“
„Man nennt mich einfach Luc“, teilte er ihr mit.
Aber sie schüttelte den Kopf. „Normalerweise nenne ich meine Kunden nicht beim Vornamen.“
„Doch in meinem Fall, falls ich Turret House kaufe, werden Sie öfter mit mir zu tun haben, Portia.“
„Und … kaufen Sie es denn?“, fragte sie schließlich.
„Vielleicht. Falls der erste Eindruck morgen gut ist und wir etwas über den Preis gesprochen haben, bestehen wirklich die besten Aussichten, dass Sie und ich ins Geschäft kommen, Portia.“
Sie versuchte ihre innere Aufregung zu verbergen. „Das klingt ja sehr positiv.“
„Aber der Kauf wäre an eine weitere Bedingung gebunden“, sagte er plötzlich.
Portia stutzte. „Und welche?“
„Sie müssen mir unbedingt mitteilen, ob Turret House ein Geheimnis in seinen Mauern birgt. Gibt es dort einen Geist?“
Sie musterte ihn aufmerksam. Die Augen schienen grün zu sein. „Nicht, dass ich wüsste“, sagte sie, ohne lange nachzudenken. „Schließlich ist das Haus längst nicht so alt wie dieses Hotel. Hier im Ravenswood wäre das schon eher möglich.“
„Trotzdem hatte ich heute, als wir oben auf dem Turm standen, für einige Augenblicke das Gefühl, Sie stünden unter einer seltsamen Spannung, und es war nicht die Erschöpfung vom Treppensteigen.“
Portia versuchte, die aufsteigende Panik zu verbergen, mit der sie jedes Mal zu kämpfen hatte, wenn der Turm allein nur erwähnt wurde. Jetzt hieß es, möglichst umgehend zu professionellem Auftreten zurückzukehren. Sie sah den Franzosen deshalb fest an. „Monsieur Brissac …“
„Luc.“
„Also gut, Luc. Falls Sie also das Anwesen kaufen, verspreche ich Ihnen,
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