Julia Exklusiv Band 0194
unterlassen. Außerdem würde es ihr sicher nicht gefallen, wenn wir schon um diese Zeit damit beginnen würden.“
Oder überhaupt, überlegte Portia, als sie wieder nach unten gingen. Vielleicht war es ja noch zu früh, zu behaupten, dass Madame Brissac sie nicht mochte. Aber dass sie Vorbehalte hegte, war offensichtlich.
Luc nahm Portia bei der Hand, als sie die Küche betraten. Es war ein großer Kaum, der auf der einen Seite wie eine Küche eingerichtet war, an der anderen Wand aber einen Kamin hatte, in dem ein Feuer prasselte und vor dem Sessel standen. Daneben fand sich noch ein größerer Esstisch mit bequemen Stühlen.
„Möchten Sie nicht am Feuer sitzen? Unser bretonischer Frühling kann noch sehr frostig sein“, sagte Madame Brissac möglichst höflich. Dann winkte sie einer Frau am Herd zu, die gerade Gemüse putzte. „Clothilde, das ist Mademoiselle Grant aus England.“
Clothilde war Mitte vierzig und hatte ein rundes, freundliches Gesicht. „Guten Tag.“
„Wie geht es Ihnen?“, fragte Portia in Englisch.
Luc bot ihr einen Platz dicht am Kamin an und reichte ihr eine Tasse Kaffee, den seine Mutter eingeschenkt hatte. Dann setzte er sich zu ihr, während er seine Mutter mit einem milden Lächeln anschaute, das diese ignorierte.
„Clothilde hat heute Morgen kleine Kuchen gebacken. Wollen Sie einen probieren?“
„Ja gern“, sagte Portia erfreut. „Er sieht gut aus.“
„Hast du denn gefrühstückt?“, wollte Luc wissen.
„Ich hatte kaum Zeit dazu. Es reichte gerade für einen Kaffee.“
„Aber warum haben Sie denn nichts gesagt?“, fragte seine Mutter. „Clothilde soll Ihnen ein Omelette zubereiten.“
„Nein, bitte, der Kuchen ist perfekt.“ „Wie Sie wollen. Ich hoffe, das Zimmer ist zu Ihrer Zufriedenheit?“
„Es ist wunderschön, und erst der Ausblick.“ Nervös suchte Portia Lucs Blick.
„Gut, dann soll Luc Sie später durch das Haus führen.“ So plauderten sie noch eine halbe Stunde, bis Luc aufstand und ihr die Hand entgegenstreckte. „Komm, lass uns schon mal mit dem Erdgeschoss beginnen. Du wirst als mein Gast natürlich mehr zu sehen bekommen als die anderen Besucher, die dafür bezahlen.“
Portia bedankte sich rasch bei Madame Brissac und der eifrigen Clothilde, bevor sie mit Luc verschwand.
Luc begann seine Führung wie üblich im großen Salon, während Portia sich bemühte, nicht zu beeindruckt zu sein von dem Museumscharakter der Räume. Kristallleuchter, antike Möbel und Vitrinen mit kostbarem Porzellan unterstrichen aber diesen Eindruck.
„Deine Mutter mag mich überhaupt nicht“, entfuhr es Portia plötzlich.
Er schloss die Salontür und ergriff ihre Hand. „Ach, das ist nur so ihre Art. Denk immer nur daran, dass ich dich anbete, mein Schatz. Nur deshalb werden die nächsten Tage nicht so entspannend für dich, wie es meine Mutter vorgeschlagen hat.“
„Was meinst du?“, fragte sie, scheinbar ahnungslos. Doch sie wollte es nur noch einmal von ihm hören.
„Weil ich mich jetzt schon beherrschen muss, damit ich dich nicht ständig küsse. Davon würdest du geschwollene Lippen bekommen und diesen verlangenden Blick. Mein Problem würde also noch größer.“
Portia atmete tief ein und befreite sich von ihm. „Hör auf, solchen Unsinn zu erzählen, Monsieur Brissac. Lass uns einfach genießen, dass wir zusammen sind und du mir einiges über die Räume erklärst. Dann kann ich mit deiner Mutter später angeregt und auf intelligente Weise darüber plaudern.“
Luc musste über ihre Bemerkung lachen, ging dann aber dazu über, ihr wirklich jede Einzelheit, die im Salon und in den anderen Räumen wichtig war, zu erläutern. Vor allem Gemälde schienen geeignet zu sein, die Mutter zu beeindrucken, denn von einigen hielt sie offenbar sehr viel, wie Luc berichtete. „Die wertvollsten sind natürlich inzwischen verkauft worden. Aber die neuen, die ich danach gekauft habe, gefallen ihr auch sehr gut. Und im nächsten Raum hat sie viel für die Holzvertäfelung übrig“, sagte er, als sie in ein herrschaftlich eingerichtetes Esszimmer kamen. „Bretonische Tischler haben hier ihr Können gezeigt. Früher waren sie im Schiffsbau tätig.“
Die Holzwände passten perfekt zu der Esstischgruppe mit dem Kronleuchter darüber. Auf der Tischdecke befanden sich feinstes Porzellan aus Limoges und Silberteller. In der Mitte stand eine teure Kugelvase mit frischen Blumen.
„Nehmt ihr hier eure Mahlzeiten ein?“, fragte Portia und dachte daran,
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