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Julia Exklusiv Band 0194

Julia Exklusiv Band 0194

Titel: Julia Exklusiv Band 0194 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Violet Winspear , Lynne Graham , Catherine George
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schläfrig. Sie löschte die Nachttischlampe und versuchte zu schlafen. Doch so leicht war das nicht.
    Morgen früh würde sie Kim treffen. Ein Taxi aus dem Dorf war bestellt, das sie zum Hafen fahren würde. Sie freute sich auf Kim und war neugierig, wie sie war. Hugh Strathern war ein liebenswerter Mensch, wenn man sich einmal an seine Art gewöhnt hatte. Es gab ihr Sicherheit, dass er ihr Freund war, dass sie zu ihm gehen konnte, wenn sie einmal Probleme hatte oder sich fürchtete.
    Anita schloss die Augen und lauschte dem Rauschen des Meeres. Obwohl sie den Zwischenfall am Strand vergessen wollte, erinnerte sie sich doch an jede Einzelheit. Sie sah noch einmal, wie sich das Pferd aufbäumte und kraftvoll und geschickt von seinem Reiter gezügelt und zum Stillstand gebracht worden war. Das herbe, dunkle Gesicht Eduards gegen die untergehende Sonne hatte sich ihr tief eingeprägt. Sie wollte nicht an ihn denken und konnte doch die Bilder nicht verbannen.
    Von der Nase zu den Mundwinkeln zogen sich bei ihm scharfe Falten, Zeichen von Autorität und spöttischem Humor. Er war wohl nie ein Träumer gewesen, sein Leben war voller Aktivität. In seiner Sprache klang ein fremder Tonfall, ein kleiner französischer Akzent, den er gewiss von seiner Mutter übernommen hatte, die aus der Bretagne stammte.
    War er von Natur aus unbarmherzig, oder hatte das Leben ihn dazu gemacht? Anita beschloss, ihm aus dem Wege zu gehen, wann immer es möglich war. O nein, sie würde ihm nicht den Spaß bieten, sie zu verfolgen. Sie war nicht bereit, Zeit an einen Mann zu verschwenden, der es darauf anlegte, Frauen zu erschrecken und zu brüskieren.
    Sie hatte das Glück gespürt, geliebt zu werden, und soweit sie es erkennen konnte, war in Talgarth wenig Zärtlichkeit. Er war ganz anders als Tarquin Powers.
    „Tarquin“, murmelte Anita, und mit dem Gedanken an ihn schlief sie ein.
    Sie beschattete ihre Augen mit der Hand, als der große Dampfer an der Pier anlegte. Sehr schnell kamen Menschen von Bord und passierten die Zoll- und Passkontrolle. Berge von Gepäck wurden aus dem Schiffsbauch transportiert. Taxis standen in einer langen Reihe und warteten auf Fahrgäste.
    Da entdeckte Anita eine große schlanke Frau in hellgrauer Nonnentracht mit weißer Haube. Neben ihr ging ein schlaksiges junges Mädchen. Im Moment, da sie die Hand winkend erhob, musste auch Kim sie erkannt haben. Sie verharrte eine Sekunde, dann sprach sie lebhaft auf die Nonne ein. Beide blickten in Anitas Richtung. Das Mädchen lächelte unter dem komischen Panamahut, während sich bei der Nonne eine schmale Falte auf der Stirn bildete.
    Anita trug ein honigfarbenes Hemdblusenkleid mit schwingendem Rock, der sich im Wind bauschte. Das rostbraune Haar hatte sie glatt zurückgekämmt. Hinten wurde es mit einer großen Hornspange zusammengehalten. Sie sah sehr jung aus.
    Sobald ihre Pässe geprüft waren, steuerte Schwester Grace, einen Handkoffer in der einen, an der anderen Hand ihren Zögling, auf Anita zu.
    „Sind Sie Miss Perry“, fragte die Nonne, „die Gesellschafterin von Kim?“
    Es klang, als examinierte eine Lehrerin ihre Schülerin.
    „Ja, Schwester.“
    Anita fühlte, dass sie sich verteidigen musste.
    „Ich versichere Ihnen, Kims Vater, Professor Strathern, hat unbedingtes Vertrauen zu mir.“
    „Sie sind noch sehr jung, kaum älter als Kim. Wie wollen Sie zurechtkommen, ganz allein in dem Haus im Moor?“
    „Das Haus liegt nicht im Moor, Schwester“, lächelte Anita, doch ihre Freundlichkeit wurde nicht erwidert. „Ganz in der Nähe wohnt ein Fischer mit seiner Mutter, zwei sehr liebe Menschen, die für Mr. Strathern arbeiten.“
    „Kocht diese Frau für Sie?“
    „Warum? Ich kann selbst gut kochen.“
    Anita wurde langsam ungeduldig.
    „Ich bin durchaus in der Lage, uns beide zu versorgen. Kims Vater hätte mich nicht beauftragt, auf sie aufzupassen, wenn er nicht davon überzeugt gewesen wäre, dass ich dieser Aufgabe gewachsen bin.“
    „Männer sind befangen, wenn es um Frauen geht“, dozierte die Schwester. „Sie lassen sich nur zu oft von einem hübschen Gesicht bestechen.“
    „Ich bin kein Vamp.“
    Anita wusste nicht, ob sie ärgerlich sein oder lachen sollte.
    Kim betrachtete sie mit vor Vergnügen funkelnden grünen Augen. Für sie war dieses Wortgefecht ein Spiel. Doch Anita wusste, dass es der gottesfürchtigen Bretonin schwerfiel, ihren Schützling einer so jungen Gesellschafterin anzuvertrauen. Vielleicht hätte sie sich

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