Julia Exklusiv Band 0194
Papaya-Mädchen.“
Er verzog den Mund. „Sie haben mich durchschaut, nicht wahr? Den Seemann, der sich die Frauen nahm, wie es ihm gefiel. Auf gewisse Weise haben Sie recht. Ich bin kein Heiliger, aber ich machte niemals falsche Versprechungen.“
Talgarth ließ Anita los und ging zu einem Wandschrank, aus dem er Gläser nahm. Aus dem Kühlschrank zauberte er eine Flasche Sekt.
„Das wird Ihre Nerven wieder beruhigen und Ihnen die gute Stimmung wiedergeben“, bemerkte er spöttisch und reichte ihr ein Glas. „Es geschieht schließlich nicht alle Tage, dass Sie von einem Mann geküsst werden, den Sie nicht ausstehen können.“
„Sekt? Schon am Nachmittag?“
„Die Feste müssen gefeiert werden, wie sie fallen, Anita. Stoßen Sie mit mir an. Ich bin ein Talgarth, vergessen Sie das nicht. Meine Großmutter trank den Champagner schon zum Frühstück.“
„Sie ähneln Ihrer Großmutter, nicht wahr?“
„Wieso?“ Er lachte. „Weil sie gern gut lebte und tat, was sie wollte?“
„Sie wissen auch, was Sie wollen, und setzen alles daran, es auch zu bekommen.“
„Ich weiß, ich bin ein Draufgänger, doch ich kann wohl unterscheiden, was ich mir nehmen kann und um was ich werben muss.“
Er stieß sein Glas gegen Anitas.
„Ich trinke auf einen wunderbaren Traum. Doch gewisse Dinge sind vom Schicksal abhängig, man kann sie nicht erzwingen.“
„Ich denke, Sie verabscheuen Träume, weil sie so unbefriedigend sind?“
„Nur wenn es Träume bleiben müssen.“ Er nahm einen tiefen Schluck. „Ich werde alles versuchen, dass mein Traum Wirklichkeit wird, doch zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Angst. Ich denke, lieber soll es ein Traum bleiben, als dass ich ihn ganz verliere. Das wäre mir früher nie passiert. Ich hätte ‚zum Teufel‘ gesagt und mir genommen, was ich begehrte. Das Morgen wäre mir gleichgültig gewesen.“
„Weil Sie die ‚Pandora‘ hatten, mit der Sie wieder davonsegeln konnten.“
„Die ‚Pandora‘ habe ich immer noch. Vielleicht segele ich doch eines Tages davon und nehme meinen Traum als Fracht mit auf See.“
Er trank sein Glas leer.
„Das Leben besteht aus Licht und Schatten, aus Tag und Nacht. Wir können aus der Nacht keinen Tag machen, sondern können nur auf die Morgendämmerung warten und hoffen, dass es ein schöner Tag wird.“
Er hob ihr Kinn, damit sie ihn ansehen musste.
„Lachen Sie, Anita“, murmelte er, „Sie haben soeben Eduard Talgarth sentimental und tiefgründig erlebt.“
Doch Anita war nicht zum Lachen zumute. Sie löste sich von ihm, trat an eines der Fenster und blickte hinaus auf das Meer. Die Sonne war verschwunden, violette Schatten krochen vom Wasser herauf und begannen das Schloss einzuhüllen. Wie einsam es hier im Winter sein musste und wie kalt für einen Mann, der die Tropen gewöhnt war.
Sie blickte über die Schulter zurück, als sie hörte, dass Talgarth das Tuch von der Undine-Plastik nahm.
„Würden Sie mir noch eine halbe Stunde sitzen? Ich möchte die Figur gern beenden, bevor das Haus von Strathern repariert ist und Sie nach Pencarne zurückkehren.“
„Ich habe das Kostüm nicht an.“
„Es geht auch so. Bitte setzen Sie sich auf den Polsterhocker dort.“
Anita nahm die Pose ein, die er ihr gezeigt hatte. Sie kam ganz natürlich, denn sie war ihr vertraut geworden. Einen wartenden Ausdruck im Gesicht, das Haar ein wenig über die Stirn fallend. Sie machte es ganz gern, denn sie konnte dabei ihre Gedanken wandern lassen.
Was hatte er vorhin gesagt? Er habe Angst? Liebte er eine Frau und war ihrer nicht sicher? Wenn er sie nicht haben konnte, war er sogar bereit, mit der ‚Pandora‘ wieder auf große Fahrt zu gehen. Wer war sie, seine Traumfrau, die so schwer zu erobern war?
„In Ordnung, Undine“, hörte Anita ihn sagen. Seine Stimme kam wie aus großer Entfernung. „Sie können jetzt entspannen und zum Essen hinübergehen.“
Anita fror plötzlich. Ihr linker Fuß war wie taub, als sie aufstehen wollte. Der Wind rüttelte hart an den Fensterläden.
„He, das hört sich an, als ob Sturm aufkommen wollte.“ Talgarth bedeckte die Undine-Figur mit einem weißen Tuch, und es sah so aus, als stünde ein Geist mitten im Raum.
Beim Hinuntergehen hörten sie die Wellen mit großer Wucht an die Klippen donnern. Der Schein des Leuchtturms vom Ende der Bucht wanderte langsam an ihnen vorbei. Ein einsames Licht im Dunkel, das die Schiffe vor den Felsen warnte.
„Wie ist das auf einem Schiff“, fragte
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