Julia Exklusiv Band 0194
lag in seinem wissenden Blick und weckte brennende Sehnsucht in ihr, der sie hilflos ausgeliefert war.
Erschrocken über die verräterische Reaktion ihres Körpers, senkte sie den Kopf und kämpfte gegen das wachsende Verlangen an. Sie musste nachdenken, sich konzentrieren, denn Sharif konnte unmöglich meinen, was er gesagt hatte. Sicher trieb er nur ein weiteres grausames Spiel auf ihre Kosten. In dem gleichen Atemzug, in dem er ihr erklärte, er werde keinen Finger rühren, um Adrian zu helfen, versuchte er, sie für die Vergangenheit zu bestrafen. Und zwar durch Demütigung.
Diese Erkenntnis verlieh ihr die Kraft, stolz den Kopf zu heben. „Offenbar war es ein Fehler, dich um ein Treffen zu bitten. Was immer du von mir denken magst, solche Beleidigungen habe ich nicht verdient.“
„Wie schade, dass du nicht beim Film bist. Deine gekränkte Miene ist äußerst beeindruckend.“
„Du solltest dich schämen!“ Empört machte Faye auf dem Absatz kehrt und verließ ohne ein weiteres Wort den Innenhof.
2. KAPITEL
Faye eilte zurück in die belebte Halle, stieß mit jemandem zusammen, entschuldigte sich atemlos und wich zurück zwischen die Säulen.
Ihr war bewusst, sie stand unter Schock. Trotzdem machte es sie wütend, dass Tränen ihr den Blick trübten und sie nicht sehen konnte, wohin sie ging. Sie lehnte sich an die Säule und atmete tief durch, um die Fassung wiederzugewinnen. Was war bloß mit ihr los?
„Erlauben Sie mir, Ihnen eine Erfrischung anzubieten“, drang in diesem Moment eine besorgte Männerstimme an ihr Ohr.
Verwundert, weil sie die Stimme erkannte, öffnete Faye die Augen und schaute auf die glänzenden Schuhe eines kleinen Mannes. Es war Latif, Sharifs ältester Vertrauter, den sie bei mehreren Gelegenheiten im letzten Jahr getroffen hatte. Latif verbeugte sich so tief, dass sie einen fabelhaften Blick auf seinen kahlen Hinterkopf hatte. Im ersten Moment wusste sie nicht recht, wie ihr geschah, doch dann dämmerte ihr, dass der ältere Mann ihr taktvollerweise eine Atempause verschaffen wollte.
„Latif …“
„Hier entlang, bitte.“
Er führte sie durch eine Tür und die angrenzende Halle in einen hellen, im europäischen Stil möblierten Empfangssalon. Dankbar für die klimatisierte Luft, sank Faye auf ein Seidensofa und suchte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch.
Der ältere Mann war in respektvollem Abstand neben der Tür stehen geblieben. Latif war nett. Er hatte ihren Kummer bemerkt und sie hergebracht, damit sie sich in Ruhe erholen konnte. Leider verboten es ihm die guten Manieren, sie allein zu lassen.
Mit leise klirrenden Armreifen und Ohrgehängen betrat eine Prozession barfüßiger Dienerinnen mit Tabletts den Raum. Eine nach der anderen kniete zu Fayes Füßen nieder und reichte ihr Kaffee, Gebäck und buntes Konfekt. Danach entfernten sie sich rückwärts gehend unter tiefen Verbeugungen. Wahrscheinlich wurden alle Besucher, von denen viele natürlich wichtige Persönlichkeiten waren, mit solch ausgesuchter Aufmerksamkeit und Unterwürfigkeit behandelt, aber Faye fühlte sich dennoch äußerst unbehaglich.
Als sie den bitter-süßen Mokka getrunken hatte, beendete Latif mit vollendeter Höflichkeit das Schweigen. „Ich glaube, die Hitze war zu viel für Sie. Hoffentlich fühlen Sie sich jetzt besser.“
„Ja, danke.“ Da sie nicht den leisesten Zweifel daran hegte, dass er über Adrians Misere informiert war, entschied sie sich, das heikle Thema unumwunden anzuschneiden. „Haben Sie eine Ahnung, wie ich meinem Bruder helfen kann?“
„Ich würde empfehlen, dass Sie sich vielleicht morgen erneut an Prinz Sharif wenden.“
So viel zu einem guten Rat aus eingeweihten Kreisen! Faye unterdrückte ein bitteres Lächeln. Woher sollte Latif auch wissen, was sich zwischen ihr und Sharif abgespielt hatte? Gib dich mir hin ! Eine unmissverständliche Äußerung, die keinen Raum für Fehlinterpretationen ließ. Faye war noch immer erschüttert, dass Sharif ihr einen so barbarischen Vorschlag gemacht hatte.
Bei dieser Überlegung meldete sich ihr Gewissen. Hatte sie sich Sharif damals nicht ebenso unmissverständlich angeboten? Hatte sie nicht klargemacht, dass sie mit ihm schlafen wollte? Und hatte sie nicht kalte Füße bekommen, als sie gemerkt hatte, dass die unkluge Einladung seine Haltung ihr gegenüber geändert hatte?
Zweifellos sah Sharif in ihr jetzt nur noch eine schamlose Verführerin! Erneut traten ihr die Tränen in die Augen. Es war
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