Julia Exklusiv Band 0197
bezahlten Beruf, und meinen eigenen Freundeskreis.“
„Aber Sie wohnen immer noch zu Hause bei Daddy“, betonte Maxim mit scharfer Stimme.
„Warum sollte ich auch nicht? Ich liebe ihn, und wir kommen gut miteinander aus.“
„Sie müssen ja gar nicht aufhören, ihn zu lieben. Trotzdem sollten Sie allmählich auf eigenen Füßen stehen. Dazu gehört natürlich Mut.“ Der Blick seiner dunklen Augen schien sie zu durchbohren. „Den können Sie vielleicht nicht aufbringen.“
„Für Sie ist es einfach, so zu reden. Sie sind ein Mann. Und für Männer gelten ganz andere Voraussetzungen.“
„Unsinn! Und ehe Sie mir vorwerfen, ich sei verständnislos, lassen Sie mich erklären, dass ich Sie völlig verstehe. Auch ich hatte einen dominanten Vater, und ich weiß sehr gut, wie schwer es ist, sich von einem so starken Einfluss zu befreien.“
„Mein Vater ist nicht dominant“, widersprach Cleo.
„Also halten Sie Ihre Beziehung zu ihm für normal? Meinen Sie nicht, dass er Ihr Leben zu sehr beeinflusst?“
„Natürlich nicht!“
„Warum sind Sie dann hier?“
Cleo blinzelte verwundert. „Was meinen Sie?“
„Warum wohnen Sie in meinem Haus?“
„Um mich portraitieren zu lassen.“
„Wollen Sie gemalt werden?“
„Nein“, erwiderte sie, ohne zu überlegen. Dann erkannte sie, was sie zugegeben hatte, und wurde wieder rot.
„Sie sind hier, weil es der Wunsch Ihres Vaters ist“, betonte Maxim kühl. „Sie tun, was er will, und nicht, was Sie selber möchten.“
„Das begreifen Sie nicht …“, begann Cleo. Weiter sprach sie nicht, denn es widerstrebte ihr, das Portrait ihrer Mutter zu erwähnen, neben dem ihr eigenes hängen sollte.
„Oh, ich begreife das sehr gut. Man kann sich das Leben sehr einfach machen, wenn man ein Kind bleibt, geliebt und beschützt von einem starken Vater. Aber eines Tages müssen Sie erwachsen werden, Cleo. Und je länger Sie das hinausschieben, desto schwerer wird es Ihnen fallen. An Ihrer Stelle würde ich möglichst bald damit anfangen.“
Herausfordernd warf sie das lange blonde Haar in den Nacken. „Vielen Dank, aber ich brauche keine Ratschläge bezüglich meines Lebensstils. Und ich sehe auch keinen Grund, kochen zu lernen. Vergessen Sie das Dinner. Ich werde später wegfahren und mir ein Restaurant suchen.“
„Sie versuchen also wieder, Ihre Probleme auf finanzielle Weise zu lösen?“, fragte er leise.
„Ich habe keine Probleme“, entgegnete sie scharf. „Zumindest hatte ich keine, bevor ich hierherkam und Ihre Bekanntschaft machte.“
Er lächelte spöttisch. „Ich möchte keinesfalls ein Problem für Sie sein, also werde ich wieder an meine Arbeit gehen und Sie Ihrem Schicksal überlassen. Trotzdem sollten Sie über alles nachdenken, was ich gesagt habe, Cleo. Wenn Sie sich nicht ändern, werden Sie ein ziemlich armseliges Leben führen.“
Als sie allein war, setzte sie sich an den Küchentisch und blickte düster vor sich hin. Wie hatte er es wagen können, so mit ihr zu reden? Was wusste er schon über sie? Bestürzt runzelte sie die Stirn. Hatte er sich etwa nach ihr erkundigt, in ihrem Privatleben herumspioniert? Das musste sie unbedingt herausfinden.
3. KAPITEL
Da es immer noch in Strömen regnete, gab Cleo ihre Absicht auf, ein Restaurant zu suchen. Stattdessen machte sie sich einen Berg Sandwiches. Mit Obst und einer Tasse Kaffee beendete sie die eher fantasielose Mahlzeit. Glücklicherweise musste sie sich keine Sorgen um ihre Figur machen. Sie konnte fast alles essen, was ihr schmeckte, ohne mehr als zwei Pfund zuzunehmen. Da sie erst am Monatsende wieder arbeiten würde, hatte sie noch genug Zeit, um ihre Sünden wiedergutzumachen.
Nachdem sie das Geschirr gespült hatte, gähnte sie herzhaft und beschloss, ins Bett zu gehen. Es war ein sehr langer Tag gewesen.
Sie schlief tief und fest. Am nächsten Morgen blinzelte sie erstaunt in strahlendes Sonnenlicht. Sie stand auf und lief zum Fenster. Der Himmel war wolkenlos, fröhlich zwitscherten die Vögel im Laub der nahen Bäume.
„Maxim sagte, heute würde die Sonne scheinen“, flüsterte Cleo überrascht, dann rümpfte sie die Nase. „Wahrscheinlich gehört er zu diesen Männern, die immer recht behalten müssen.“
Sie duschte, und danach überlegte sie, was sie anziehen sollte. Sicher würde Maxim heute mit der Arbeit an ihrem Portrait beginnen. Eine halbe Stunde später hatte sie alles anprobiert, was zur Verfügung stand, und noch immer keine Entscheidung getroffen.
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