Julia Exklusiv Band 0197
aus New York angerufen und wollte wissen, ob Cleo ihr nachjammert. Ich habe ihr erzählt, dass Sie mir geholfen haben. Merkwürdigerweise …“, er sah Serena forschend an, „… behauptete sie, dass in Michelles Hundesalon gar keine Serena arbeitet, sondern lediglich eine gewisse Tammy.“
„Tammy arbeitet nicht mehr im Salon. Ich bin jetzt an ihrer Stelle da“, sagte Serena rasch.
Er zog kritisch die Brauen hoch. „Dann sind Sie also neu in dem Job?“
„Nicht wirklich“, verteidigte sie sich sofort. „Ich bin Michelles Schwester und mit ihrem Geschäft, das sie jetzt seit fünf Jahren betreibt, gut vertraut. Und ich mag Hunde genauso gern wie sie.“
„Dann helfen Sie bei Ihrer Schwester also nur aus?“
„Nun, es ist schon ein bisschen mehr. Ich wollte aus Sydney raus.“ Die Worte waren ausgesprochen, ehe sie es verhindern konnte.
„Was haben Sie denn in Sydney gemacht, Serena?“
Gefahr! Jetzt nur keinen Fehler machen! Wenn er sie mit Lyall Duncan in Verbindung brachte, würde sie tausend Tode sterben. Nicht nur das, sie durfte auch nicht zulassen, dass er sie, was ihr Wissen über Hunde betraf, für eine Hochstaplerin hielt. Sie zermarterte sich den Kopf nach einem ehrenhaften Rückzug, durch den sie ihr Gesicht wahren konnte.
„Nun, ich hatte viel Gelegenheit zu psychologischen Studien“, antwortete sie schnell. Das war nicht einmal gelogen. Oft genug hatte der Umgang mit Tys exklusiven Kunden einer Therapiesitzung geglichen. Die Geschäftspolitik verlangte es, dass jeder Kunde den Salon mit einem Lächeln verließ. Nach Besuch des Salons sollte sich jeder gut oder glücklich oder zumindest besser fühlen als bei seiner Ankunft. Tys Friseure und Friseurinnen mussten deshalb einiges psychologisches Geschick entwickeln und vor allem gute Zuhörer sein.
„Dürfte ich jetzt die Leine haben?“, bat Serena erneut, denn je länger sie sich aufhielt, desto größer war das Risiko, dass Nic sie erneut mit seinen Fragen in Bedrängnis brachte.
Glücklicherweise reichte er sie ihr jetzt ohne weitere Verzögerung, bemerkte aber dazu: „Ich dachte, Sie hätten gesagt, Sie wären keine qualifizierte Psychologin.“
„Das bin ich auch nicht“, räumte sie ein, wobei sie sich bereits abwandte und zum Wagen zurückging. „Was mich allerdings nicht daran hindert, gewisse psychologische Erkenntnisse einzusetzen, um zu erreichen, was ich will. Tschüs!“
Er folgte ihr nicht, aber sie spürte seinen intensiven Blick in ihrem Nacken und war froh, als sie den Wagen erreichte.
„Bringen Sie Cleo um ein Uhr zurück?“, rief Nic, als sie mit Cleo auf dem Arm einstieg und den kleinen Terrier auf dem Beifahrersitz sicherte.
„Ja, ein Uhr!“ Sie schlug die Fahrertür ein wenig zu nachdrücklich zu, was verriet, wie sehr sie bestrebt war, so rasch wie möglich zu verschwinden, und hoffte, dass es Nic nicht auffallen würde.
Erst als sie schon ein ganzes Stück in Richtung Holgate unterwegs war, begann sie sich allmählich zu entspannen. Sie war heil entkommen. Nur leider musste sie um ein Uhr Nic Moretti erneut gegenübertreten, und sie wusste, dass er sie noch längst nicht aufgegeben hatte. Möglicherweise hatte er sein Lächeln und seinen Charme nur eingesetzt, um eine freundliche Basis zwischen ihnen zu schaffen … denn immerhin würden sie sich in den nächsten Wochen jeden Montag sehen. Das war auch ein sehr diplomatischer Schachzug, für den Fall, dass er erneut Hilfe im Umgang mit Cleo brauchen würde.
Seine Neugier jedoch, was ihren Hintergrund, ihr Leben in Sydney betraf, verriet ein persönliches Interesse, das darüber hinausging. Es deutete darauf hin, dass er ihr näherkommen wollte … eine Vorstellung, die Serenas Seelenfrieden bedrohte. Zumal es mit diesem in Nics Gegenwart sowieso nicht weit her war. Der Mann besaß einen Sexappeal, der all ihre Sinne verrückt spielen ließ.
Diesmal war es ihr gelungen, seine Avancen im Ansatz zu unterbinden. Aber was würde nächstes Mal sein? Und übernächstes Mal? Vielleicht sollte sie ihm einfach sagen, dass sie Friseurin gewesen war. Sollte er sie doch mit Lyall Duncan in Verbindung bringen … das würde sein Interesse an ihr bestimmt abkühlen. Ihre Andeutungen über „psychologische Studien“ hatten es vermutlich nur geschürt. Ziemlich dumm von ihr! Obwohl der Respekt, mit dem Nic sie angesehen hatte, ihr Genugtuung verschafft hatte. Warum sollte sie das kaputt machen? Sie verdiente diesen Respekt. Es war schließlich keine Schande,
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