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Julia Exklusiv Band 0197

Julia Exklusiv Band 0197

Titel: Julia Exklusiv Band 0197 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy , Joanna Mansell , Michelle Reid
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am anderen Ende des Dorfs gekauft. Dort wollen sie ein Hotel und Ferienhäuser bauen, um diesen Teil des Lake Districts für den Tourismus zu erschließen.“
    „Und das missfällt den Einheimischen?“
    „Gegen Touristen haben sie nichts. Die würden die Wirtschaft ankurbeln und ihnen zu dringend benötigten Arbeitsplätzen verhelfen. Mit einem kleinen Hotel, das in die Landschaft passt, wären sie durchaus einverstanden. Aber sie finden, man müsste statt der Ferienhäuser billige Unterkünfte für Ortsansässige bauen. Zu viele junge Leute müssen von hier wegziehen, weil sie es sich nicht leisten können, hier zu leben. Wenn ein Haus zum Verkauf steht, wird es zuvor in ein Ferien-Cottage umgewandelt, und dann kostet es Unsummen.“
    „Wie unfair! Sind die Bauunternehmer bereit, ihre Pläne zu ändern?“
    „Das ist unwahrscheinlich. An den Ferienhäusern verdienen sie viel mehr.“
    Sie wandten sich vom See ab und machten sich auf den Rückweg. Nach einer Weile bemerkte Cleo: „Ich wüsste wirklich gern, wie lange es dauern wird, bis mein Portrait fertig ist.“
    „Aber ich habe ja noch nicht einmal angefangen.“
    „Das ist nicht meine Schuld. Heute Morgen wollte ich Ihnen Modell sitzen, und Sie waren nicht bereit, mit der Arbeit zu beginnen.“
    „Das ist mein Vorrecht. Ich kann nicht auf Befehl malen.“
    „Und wann können Sie es?“
    „Keine Ahnung“, antwortete er kühl. „Wenn ich es einrichten kann.“
    „Sind Sie denn so beschäftigt?“, fragte sie zweifelnd. „Woran arbeiten Sie jetzt?“
    „Ich muss ein paar Portraits von hiesigen Würdenträgern fertigstellen, außerdem das Bild einer Filmschauspielerin, die mir einige Schwierigkeiten macht, weil sie vor jeder Sitzung ihre Haarfarbe wechselt.“
    „Das dürfte nicht allzu viel Zeit kosten“, wandte Cleo ein.
    „Ich male nicht nur, ich kümmere mich auch um meine Geschäfte. Davon abgesehen, bereite ich mehrere Aktstudien für eine Ausstellung am Jahresende vor.“
    „Ach ja – Lizzie auf der Couch …“
    Er sah sie belustigt an. „Sie ist das letzte meiner Modelle, die für diese Serie posiert haben. Die anderen Bilder sind schon fertig, also müssen Sie nicht befürchten, dass noch mehr nackte Frauen im Haus herumlaufen werden.“
    „Das habe ich nicht befürchtet“, log sie. „Und warum malen Sie nackte Mädchen? Haben Sie die Portraits satt?“
    „Keineswegs. Jedes menschliche Gesicht ist einzigartig, und ich betrachte es immer wieder als Herausforderung, den Charakter einzufangen, der sich dahinter verbirgt.“
    „Und da haben Sie mit mir Probleme“, erinnerte sie ihn bissig. „Sie glauben doch, ich hätte keinen Charakter.“
    Unerwartet lächelte er. „Wollen Sie wirklich wissen, warum ich nackte Frauen male?“
    „Vielleicht gefallen Ihnen nackte weibliche Körper.“
    „So wie den meisten Männern. Aber ich male sie aus anderen Gründen. Vor allem faszinieren mich die Farbe und die Beschaffenheit der Haut. Die ändern sich mit dem Alter, mit dem Licht, sogar mit den Stimmungen der Frauen. Es ist sehr schwierig, nackte Haut zu malen, denn man muss ihr Leben einhauchen, sie gleichsam atmen lassen. Außerdem reizen mich die Formen der Körper – aller Körper, nicht nur schlanker und schöner. Die Kurve eines Rückens, die anmutige Linie eines Arms, die kraftvollen Konturen von Schultern, der sinnliche Schwung eines Pos. So etwas könnte ich immer wieder malen, bis ich zu müde bin, den Pinsel festzuhalten.“
    Während er sprach, ließ Cleo sein Gesicht nicht aus den Augen, gefesselt von den leidenschaftlichen Gefühlen, die plötzlich in seiner Stimme mitschwangen. Zweifellos liebte er seine künstlerische Arbeit. Und sie fragte sich unwillkürlich, ob er auch einen Menschen mit der gleichen Intensität lieben konnte. Trotz der Sonnenwärme schauderte sie, denn allein schon der Gedanke an so starke Emotionen machte ihr Angst. Stets war sie vor unkontrollierbaren Empfindungen zurückgeschreckt. Wieso kam sie überhaupt dazu, solche Überlegungen anzustellen?
    Entnervt ging sie mit schnellen Schritten auf das Haus zu. „Wenn Sie so viel zu tun haben, möchten Sie sicher so bald wie möglich anfangen.“
    Er schwieg, und als sie die Tür erreichten, warf er Cleo einen nachdenklichen Blick zu. Dann traten sie ein, und er verschwand sofort in seinem Atelier. Cleo schlüpfte aus den Gummistiefeln und schlenderte in den Anbau hinüber.
    Aus unerklärlichen Gründen wuchs Cleos Nervosität. Sie konnte nicht still

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