Julia Exklusiv Band 0197
sie es nicht mehr ertrug, einfach nur dazusitzen, gefesselt von diesen dunklen Augen.
„Solange Sie sich nicht rühren …“
„Das werde ich nicht tun“, versprach sie. „Ich wüsste gern etwas mehr über Ihre Arbeitsweise. Warum muss ich zum Beispiel die ganze Zeit hier im Haus wohnen? Viele Portraitmaler verwenden Fotos als Vorlage. Wenn ich Ihnen ein paarmal Modell sitze, könnten Sie das Bild dann nicht mithilfe von Fotos fertigstellen?“
„Es interessiert mich nicht, wie andere Maler arbeiten. Und ich benutze niemals Fotos. Ich male nur nach lebenden Modellen. Haben Sie den Aufenthalt in meinem Haus schon satt? Möchten Sie zu Daddy zurücklaufen?“
„Nein.“ Cleo schnitt eine Grimasse. „Weil ich nicht weiß, wie ich ihm beibringen soll, dass Sie mich in Leggings und einem alten T-Shirt malen. Ein solches Portrait schwebte ihm wohl kaum vor, als er Ihnen diesen Auftrag erteilte. Wenn er es sieht, wird er wahrscheinlich sein Geld zurückverlangen.“
„Das dürfte schwierig werden. Er bezahlt mich nämlich nicht für dieses Bild. Ziehen Sie die Turnschuhe aus. Sie haben hübsche Füße, die will ich malen.“
Erst als sie die Schnürsenkel löste, wurde ihr bewusst, was er gesagt hatte. Sie runzelte die Stirn. „Was soll das heißen? Er bezahlt Sie nicht? Kurz nach meiner Ankunft erwähnten Sie, er habe Ihnen das Geld im Voraus gegeben.“
Maxim nickte. „Eine beträchtliche Summe, aber nicht für das Portrait. Eine Schenkung an den Brenner-Trust. Daran knüpfte er jedoch die Bedingung, dass ich Sie male.“
„Mit anderen Worten, er hat sie bestochen“, erwiderte sie ärgerlich.
Er zuckte die Schultern. „So könnte man es nennen. Er wusste, dass ich den Auftrag nur unter dieser Voraussetzung übernehmen und viele Interessenten abweisen würde, aber keinen, der größere Beträge für den Trust spendet.“
„Und was ist der Brenner-Trust?“
„Er wurde von meinem Vater eingerichtet. Er steckte einen Großteil seines Vermögens hinein, und er verfolgte den Zweck, armen Kindern in den Entwicklungsländern eine gute Schulbildung zu ermöglichen. In manchem Fällen wird jetzt sogar ein Studium finanziert.“
„Wer leitet den Trust?“
„Professionelle Manager. Aber ich habe alles unter Kontrolle. Das ist eine zeitraubende Aufgabe, denn ich nehme aktiven Anteil an allen Belangen des Trusts.“
Verwundert schüttelte Cleo den Kopf. „Sie stecken voller Überraschungen. Jeden Tag erfahre ich etwas Neues über Sie.“
Er grinste boshaft. „Dann müssten Ihnen noch ein paar hochinteressante Tage bevorstehen. Übrigens, begleiten Sie mich heute Abend zu den Templetons?“
„Wer sind die Templetons? Ach ja, ich erinnere mich, sie geben eine Art Party, um Ihre Schwester im Kampf gegen diese Bauvorhaben zu unterstützen und Geld dafür zu sammeln.“
„Die Familie lebt schon seit mehreren Generationen hier in der Gegend. Ein alteingesessener Name, viel Geld, ein riesiges Haus, beachtlicher Einfluss … Ich habe die Leute dazu überredet, Sarah bei ihrer Kampagne zu unterstützen. Heute Abend darf jeder, der eine größere Spende gibt, im Templeton-Haus umherwandern, die kostbaren Antiquitäten besichtigen, an zierlichen kleinen Sandwiches knabbern und Kontakte mit der sogenannten Highsociety unseres Countys pflegen.“
„Zum Beispiel mit den Brenners?“, fragte Cleo ironisch.
Maxim lächelte belustigt. „Glauben Sie, wir gehören zur Oberschicht?“
„Sicher. Nachdem Ihr Vater so viel für die industrielle Entwicklung getan hat. Er war doch Sir Hugh Brenner?“
Sofort veränderte sich seine Miene, und nach einigem Zögern nickte er. „Woher wissen Sie das? Ich habe Sie nicht darüber informiert.“
„Als Sie den Flugzeugabsturz erwähnten, zählte ich zwei und zwei zusammen. Es stand in allen Zeitungen. Früher sprach mein Vater oft über den berühmten Hugh Brenner. Und Ihre Mutter …“ Plötzlich verstummte Cleo, denn ihr kam zu Bewusstsein, dass Maxim nie über seine Mutter geredet hatte. Vielleicht war es unklug gewesen, dieses Thema anzuschneiden.
Sie hatte richtig geraten. Das bekundete Maxims Miene nur allzu deutlich. Ein bitterer Zug lag um seine Lippen, seine Augen verdunkelten sich. „Ach ja, meine Mutter. Auch sie ist prominent. Eine Gesellschaftslöwin. So wird sie oft bezeichnet. Man kann sie bei allen glanzvollen gesellschaftlichen Ereignissen treffen. Ich entsinne mich an keinen einzigen Abend während meiner Kindheit, den sie zu Hause verbracht hätte.
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