Julia Exklusiv Band 0197
einzuschlafen. Leise verließen die drei das Zimmer. Im Korridor blinzelte Cleo verwundert, als würde ihr erst jetzt bewusst werden, wo sie war. Beißende antiseptische Gerüche drangen ihr entgegen, ein Pfleger rollte eine Bahre mit einem Patienten an ihr vorbei, der offenbar im Koma lag. Plötzlich wurde ihre Kehle trocken. Sie war tatsächlich in einer Klinik, und nur der Wunsch, Alice zu sehen, hatte sie bewogen, dieses Haus zu betreten.
Jetzt schlief das Mädchen sicher und geborgen. Umso schrecklicher erschienen Cleo die Gerüche und Geräusche, denen sie in all den Jahren ausgewichen war. Der Anblick der weißen Wände versetzte sie in unkontrollierbare Panik. Und Maxim hielt ihre Hand nicht mehr fest. Es gab nichts, woran sie sich klammern konnte. Ich ertrage es nicht mehr, dachte sie.
Dann wurde ihr schwarz vor den Augen.
8. KAPITEL
Als Cleo das Bewusstsein wiedererlangte, saß sie in Maxims Auto. Das Fenster neben ihr war geöffnet, kühle Nachtluft wehte herein. Sie fühlte sich sehr verwirrt. „Was … was ist geschehen?“
William, der auf dem Beifahrersitz saß, drehte sich zu ihr um. „Sie sind in Ohnmacht gefallen. Alle kamen angelaufen und machten ein großes Getue, aber Daddy hob Sie einfach auf und trug Sie ins Auto.“
Verlegen spürte Cleo, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. „Tut mir leid, dass ich euch solche Umstände gemacht habe“, flüsterte sie.
„Der Arzt wollte dich ein paar Stunden dabehalten“, berichtete Maxim, „um sicherzugehen, dass du okay bist. Aber ich warnte ihn und erklärte, wenn du in einem Krankenhausbett aufwachst, würdest du sofort wieder die Besinnung verlieren.“
Die Vorstellung, dass sie beinahe in der Klinik geblieben wäre, ließ Cleo schaudern.
„Die Mädchen kippen dauernd um.“ William runzelte die Stirn. „Warum, Daddy?“
„Vielleicht sind sie feinfühliger als wir“, erwiderte Maxim nach einer kurzen Pause.
„Feinfühlig? Was ist das?“, wollte der Junge wissen.
Sein Vater schüttelte seufzend den Kopf. „Heute Abend keine Fragen mehr! Wir sind zu müde, um sie zu beantworten.“
„Ich bin nicht müde“, behauptete William prompt. „Wahrscheinlich könnte ich die ganze Nacht was fragen …“ Doch dann schwieg er, als Maxim ihm einen strengen Blick zuwarf, und hielt während der restlichen Fahrt den Mund.
Im Haus angekommen, ging Maxim mit Cleo in den Salon, drückte sie in einen Lehnstuhl und gab ihr ein Glas Cognac. „Ich bringe William nur rasch ins Bett. Dann bin ich gleich wieder bei dir. Wir müssen miteinander reden.“
„Aber ich bin völlig erschöpft“, protestierte sie.
„Das sind wir alle. Trotzdem kann es nicht bis morgen warten.“
Sie nahm an, dass er mit ihr über ihr unverantwortliches Verhalten sprechen wollte, das zu Alices Unfall geführt hatte. Vermutlich musste sie sich auf eine weitere Lektion gefasst machen. Würde er sagen, sie müsse sofort abreisen? Aber er würde sie doch nicht mitten in der Nacht hinauswerfen. Andererseits konnte sie da nicht sicher sein. Er liebte seine Kinder über alles. Womöglich ertrug er es nicht, eine Person, durch deren Schuld seine Tochter verletzt worden war, noch eine Minute länger unter seinem Dach zu wissen.
Bedrückt nippte Cleo an ihrem Cognac. Danach fühlte sie sich keineswegs besser, und sie hatte auch keine Ahnung, was ihr helfen könnte. Irgendetwas, das sie die Ereignisse des Abends vergessen lassen würde … Aber was?
Ein Kuss von Maxim? Ungebeten ging ihr dieser Gedanke durch den Sinn und schockierte sie. Im selben Moment schwang die Tür auf, und Maxim kam herein. Cleo schluckte mühsam. „Was Alice angeht …“, begann sie unsicher.
„Mit der ist alles in Ordnung“, unterbrach er sie. „Es hätte schlimmer ausgehen können, aber sie hatte Glück im Unglück. Also lassen wir es dabei bewenden.“
„Wenn ich nicht so leichtsinnig gewesen wäre …“
„Du hast keine Erfahrung mit Kindern und weißt nicht, was für Unsinn sie aushecken können, sobald man ihnen den Rücken kehrt. In Zukunft wirst du vorsichtiger sein, und so gesehen war der heutige Zwischenfall eine wertvolle Lehre für dich.“
„Dann … schickst du mich gar nicht weg?“
Er runzelte die Stirn. „Natürlich nicht. Ich möchte mit dir reden.“
„Worüber?“, fragte sie unbehaglich.
„Über deine unverständliche Angst vor Krankenhäusern. Wodurch wurde sie verursacht? Und wie lange leidest du schon darunter?“
Sofort verschloss sich Cleos Miene. Darüber
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