Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Daran hätte ich am nächsten Morgen denken und es berücksichtigen müssen, aber ich habe es nicht getan“, erwiderte Sebastian angespannt.
„Weil ich nicht geblutet habe, bist du zu sehr damit beschäftigt gewesen, Vermutungen anzustellen.“ Er war dermaßen mittelalterlich, dass er in ein Museum gehörte.
Seine grauen Augen wurden dunkler vor Schmerz. „Du hast angedeutet, dass jemand über dich hergefallen ist.“
„Und du hast gesagt, ich würde versuchen, dich mit demselben Trick in die Falle zu locken, den meine Mutter bei Matthias benutzt hat.“ Sie konnte nicht vergessen, wie weh der Vorwurf getan hatte.
Rachel hatte niemandem erzählt, was ihr als Teenager passiert war. Und dann hatte ihr der einzige Mensch, dem sie es anvertraut hatte, nicht geglaubt. Das war genauso schlimm gewesen wie die ganze Zurückweisung.
„Wir vergessen besser, was ich an dem Morgen gesagt habe, nachdem wir Sex hatten.“
Es war erstaunlich, sie sollte so tun, als wäre alles in Ordnung zwischen ihnen, obwohl nichts in Ordnung war?
8. KAPITEL
„Willst du damit sagen, dass du mir jetzt traust, was meine Vergangenheit betrifft?“
„Ja, genau das.“
Rachel schüttelte den Kopf. Sie konnte es nicht glauben. Er machte es sich zu einfach. Plötzlich war er bereit, alles zu glauben, was er zuvor als Lüge abgetan hatte. „Ich wünschte, ich könnte verstehen, warum du so sicher bist, dass es dein Kind ist.“ Rachel war überzeugt, dass sein angebliches neues Vertrauen damit in Zusammenhang stand.
Sein Blick wurde wachsam, und das stachelte ihre Neugier an.
„Was hat sich geändert, Sebastian? Als ich deine Wohnung verlassen habe, hast du mich für ein Flittchen gehalten.“
„Nein, das habe ich nie getan.“
„Du hast mich beschuldigt, meinen Körper einzusetzen, um mir finanzielle Vorteile zu verschaffen. Als was würdest du es denn bezeichnen?“
„Als Dummheit.“
„Erklär mir, warum.“
Sebastian schien verlegen zu sein. „Meine Mutter meint, ich sei dumm.“
„Das ist doch wohl ein Witz.“ Griechische Mütter verehrten ihre Söhne, und Phillippa fand Sebastian und Aristide wunderbar und großartig. Was hatte überhaupt Phillippa damit zu tun, dass Sebastian seine Meinung geändert hatte?
„Sie hat mich einen Dinosaurier genannt und gesagt, das Fehlen von Blut sei kein Beweis für eine sexuelle Vergangenheit.“
Es dauerte einen Moment, bis Rachel die Bedeutung seiner Worte erfasst hatte. Aber dann sprang sie auf und rief aus: „Du hast deiner Mutter erzählt, dass wir miteinander geschlafen haben?“ Was musste Phillippa von ihr denken? Nur knapp zwei Wochen nach dem Tod ihrer Mutter und ihres Stiefvaters war Rachel mit Sebastian ins Bett gegangen. Phillippa war das bestimmt ungehörig vorgekommen.
Verdammt, es war ungehörig gewesen!
Sebastian packte Rachel am Handgelenk. „Setz dich, und reg dich ab.“
Sie setzte sich wieder hin, allerdings nur, weil ihr schwindlig wurde und sie nicht wollte, dass er es merkte. Sie riss sich los und blickte ihn wütend an. Sie war immer sehr ausgeglichen gewesen und hatte nicht einmal gewusst, dass sie ein aufbrausendes Temperament hatte, bis Sebastian nach der Beerdigung angefangen hatte, sie zum Widerspruch zu reizen.
„Bitte sag mir, dass du nicht mit deiner Mutter über das gesprochen hast, was zwischen uns passiert ist“, stieß Rachel zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Ich habe es ihr erzählt“, gab er unbehaglich zu. „Und meine Mutter hat zum ersten Mal offen über sexuelle Dinge mit mir geredet. Es war hoffentlich auch das letzte Mal.“
Wenn sie sich nicht so gedemütigt gefühlt hätte und nicht so verärgert gewesen wäre, hätte Rachel über seine schuldbewusste Miene bestimmt gelacht. Dass er die Meinung seiner Mutter akzeptiert hatte, ihre eigene Erklärung jedoch nicht, nagte ebenfalls an ihr. „Phillippa glaubt also, dass ich die Wahrheit gesagt habe und tatsächlich noch Jungfrau war. Und du hast dich ihrer Meinung so ohne Weiteres angeschlossen, obwohl du mich zuvor als Lügnerin angeprangert hattest.“
„So war es, ja.“
„Hat sie davon gesprochen, dass sie mir das andere auch glaubt?“
„Nein! Das habe ich ihr gegenüber nicht erwähnt.“
„Warum nicht? Du hast ihr doch sonst alles verraten.“
„Nicht alles.“ Sebastian rieb sich die Augen, als wäre er müde.
Rachel fragte sich, wie viel Schlaf er in der letzten Nacht bekommen hatte. Sie waren in den frühen Morgenstunden ins Bett gegangen,
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