Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Fischerdorf stamme und einen zwanzig Jahre älteren Mann geheiratet habe, einen Mann, der so reich war, dass er mein ganzes Dorf kaufen konnte.“
„Sebastian glaubt doch niemals, dass du seinen Vater des Geldes wegen geheiratet hast!“ Es war undenkbar.
„Ich weiß es nicht. Jedenfalls hat er nicht viele gute Erfahrungen mit Frauen gemacht und kaum Gelegenheit gehabt, seine schlechte Meinung zu ändern. Mein Mann hat seine Gefühle nicht offen gezeigt. Er hat von früh bis spät gearbeitet, und weil er so viele Jahre älter war, hatten wir kaum gemeinsame Freunde und Interessen.“
„Aber du hast ihn geliebt.“
„Natürlich. Genauso wie du meinen Sohn trotz aller Unterschiede zwischen euch liebst.“
Dieses Thema wollte Rachel nicht berühren. Der Gedanke war zu gefährlich für ihren Seelenfrieden.
Phillippa seufzte, als Rachel hartnäckig schwieg. „Obwohl mein Sohn voreingenommen gegen Frauen war, habe ich geglaubt, er würde dich anders sehen. Er war immer um dein Wohl besorgt und nett zu dir.“
„Bis Andrea und Matthias gestorben sind. Danach hat mich Sebastian gehasst.“ Rachel dachte an die Schlüsse, die er am Tag der Testamentseröffnung im Arbeitszimmer gezogen hatte. „Es war, als hätte er seine Abneigung gegen meine Mutter nach ihrem Tod auf mich übertragen.“
„Er hat um seinen Großonkel getrauert. Meinem Sohn fällt es schwer, seine Gefühle zu zeigen. Du bist der Sündenbock für seinen Schmerz gewesen, und ich habe es leider zu spät erkannt.“
„Es ist nicht deine Schuld.“
Phillippa blickte weiter schuldbewusst drein. „Ich habe versucht, Heiratsvermittlerin zu spielen. In der Hoffnung, Ungestörtheit und Nähe würden die Träume einer liebenden Mutter erfüllen, habe ich euch beide auf der Insel allein gelassen.“
„Das hast du mit Absicht getan?“, fragte Rachel verblüfft. Vielleicht hätte es ihr auffallen können, aber sie war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Und sie hätte niemals erwartet, dass Matthias’ Nichte der Meinung sein könnte, Andreas Tochter komme als Ehefrau ihres Sohnes infrage. Die Familien Demakis und Kouros hatten jeden Grund, sie für immer loswerden zu wollen.
„Ja, doch mein Plan ist fehlgeschlagen.“
„Es tut mir leid.“ Rachel hasste es, Phillippa so niedergeschlagen zu sehen. Sie war wirklich nett und eine sehr fürsorgliche Mutter. Das hatte für Rachel große Bedeutung.
„Nein, mir tut es leid. Du bist verletzt worden. Sebastian war nach der Beerdigung zu aufgewühlt für eine Beziehung. Ich bin seine Mutter und hätte es erkennen müssen. Wahrscheinlich habe ich alle Befürchtungen verdrängt, weil ich keine Möglichkeit gesehen habe, euch noch einmal zusammenzubringen. Ich wusste, dass du nach deiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten nie wieder nach Griechenland kommen würdest. Du hattest schon deutlich gemacht, dass du alle Erinnerungen an das Leben deiner Mutter hinter dir lassen wolltest. Ich habe die Situation völlig falsch beurteilt, und jetzt willst du nicht einmal erwägen, meinen Sohn zu heiraten.“
„Es war nicht deine Fehleinschätzung, die zu den Problemen zwischen Sebastian und mir geführt hat. Es war seine.“
„Das habe ich erklärt.“
„Auch wenn es stimmt, was du sagst, und er sich aus Kummer so benommen hat …“, begann Rachel. Sie war sich nicht sicher, ob sie dieses Szenario glauben sollte, „… werde ich nicht einen Mann heiraten, der die Hochzeit ohne mein Jawort organisiert und mich nicht einmal mein Brautkleid selbst aussuchen lässt.“
Phillippa berührte den Satin. „Es ist ein schönes Kleid.“
„Darum geht es nicht.“
„Hat er dir keinen Heiratsantrag gemacht?“
„Nein. Er hat mir nur gesagt, dass er mich heiraten will, was keineswegs dasselbe ist.“
Phillippa nahm die Blumen und roch an ihnen. „Manche Frauen würden das romantisch finden.“
„Ja, wenn sie geliebt werden. Ich finde es unglaublich anmaßend.“
„Also verweigerst du ihm seinen Platz an deiner Seite, weil er weiß, was er will, und danach handelt?“ Zum ersten Mal klang Phillippa missbilligend, und sie blickte Rachel stirnrunzelnd an.
„Er wird um mich werben.“ Warum hatte sie das verraten? Vielleicht, weil sie Phillippa bewunderte und nur ungern sah, wie enttäuscht sie von ihr war.
Phillippas Stirnrunzeln verschwand, und sie lächelte erleichtert. „Ah, das ist gut. Daran hätte er gleich denken sollen.“
Ja, das hätte er. Aber ein Mann dachte eben nicht
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