Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
seinen Platz im Leben ihres Kindes sichern wollte, wäre sie im siebten Himmel. Doch so, wie die Dinge lagen, mühte sie sich ab, nicht über seine Gefühle und seine Zweifel an ihrer Integrität zu grübeln. Er behauptete immer wieder, er würde ihr vertrauen. Aber er versuchte weiterhin, sie zu überreden, die Villa anzunehmen. Wenn er wirklich glaubte, dass sie nicht wie Andrea war, würde er das nicht tun. Dann würde er sich darauf verlassen, dass sie, Rachel, die Entscheidung über die Heirat unabhängig von finanziellen Vorteilen traf. Auch wenn ihre gegenwärtige Lage alles andere als erstrebenswert war.
„Ich dachte mir, dass ich dich hier finde.“
Rachels Herz schlug schneller, wie immer, wenn Sebastian in ihre Nähe kam. Die Angst machenden Herzrhythmusstörungen waren nicht noch einmal aufgetreten, seit Rachel die Medikamente nahm. „Ich wollte in Ruhe lesen.“ Sie zeigte ihm das Taschenbuch.
Er zog die Augenbrauen hoch. „Du liest lieber hier in diesem kleinen Raum als am Strand, obwohl du so gern draußen bist?“
„Hier ist es ruhig.“
„Du hast dich versteckt.“
Rachel errötete. „Ich wollte ungestört sein. Du hast gesagt, du hättest heute Morgen Arbeit zu erledigen.“
„Ich hatte auch gesagt, ich würde gegen zwölf fertig sein. Und es fällt einfach auf, dass du dich genau in dem Moment aus dem Staub machst.“
Rachel war frustriert, weil ihr Plan, allein zu sein, so schnell zunichtegemacht worden war. Und sie fühlte sich unerklärlicherweise in die Defensive gedrängt. „Du musst nicht deine ganze Zeit mit mir verbringen, Sebastian. Für dein ‚Werben‘ ist das nicht erforderlich.“
„Zweifellos würdest du es vorziehen, dass ich dich völlig in Ruhe lasse. Seit es dir gesundheitlich besser geht, tust du so, als würde ich nicht existieren.“
Das war gar nicht möglich. „Ich …“
„Du wirst hocherfreut sein zu hören, dass ich geschäftlich nach Athen muss“, unterbrach er sie spöttisch.
„Wann fliegst du hin?“
„In einer Stunde. Ich bin sicher, es hätte keinen Sinn, dich einzuladen mitzukommen. Du hast ein Herz aus Stein, was mich anbelangt.“
Du liebe Zeit, er war wirklich pessimistisch gestimmt. „Das ist nicht wahr.“
„Nein? Du weist meine Geschenke zurück und gehst mir bei jeder Gelegenheit aus dem Weg.“
„Wenn ich ein Mal für mich sein möchte, kannst du nicht gleich behaupten, ich würde dir bei jeder Gelegenheit aus dem Weg gehen.“ Zum Thema Geschenke sagte Rachel nichts, weil er damit recht hatte. Sie wollte nicht gekauft werden.
„Lass dich von mir nicht stören.“ Sebastian wies auf das Buch. „Du hast viel Wichtigeres zu tun, als dich mit mir zu unterhalten.“
So hatte sie ihn noch nie erlebt. Er schien verletzt zu sein. Ehe sie etwas erwidern konnte, fuhr er fort: „Vielleicht erreiche ich mit meiner Abwesenheit, was ich mit meiner Anwesenheit nicht erreicht habe.“ Er wandte sich zum Gehen.
Rachel streckte die Hand nach ihm aus. „Sebastian.“
Er tat es mit einem Schulterzucken ab. „Mach dir keine Sorgen. Ich lasse Nardo hier. Er wird sicherstellen, dass du alles hast, was du brauchst.“
Eine Woche später war Sebastian noch immer nicht zurück. Er hatte jeden Tag angerufen, aber die Gespräche waren gezwungen. Er fragte Rachel, wie es ihr gesundheitlich ginge, und sie fragte, wie seine Geschäfte liefen. Keines der beiden Themen musste lange erörtert werden. Sie fühlte sich großartig, und seine geschäftlichen Probleme zogen sich hin.
Ganz gleich, wie gut seine Manager waren, einige Verhandlungen erforderten seine persönliche Anwesenheit. Das zumindest versuchte Rachel sich einzureden. Im Dunkel der Nacht quälte sie sich jedoch mit dem Gedanken, dass Sebastian seine Arbeit als Vorwand benutzte, um noch länger wegbleiben zu können.
Er war daran gewöhnt, dass die schönsten Frauen der Welt sich um ihn bemühten. Deshalb bezweifelte Rachel, dass er einfach hinnehmen würde, wie kühl sie ihn behandelte. Sie war so wütend auf ihn gewesen, als er sie zurück nach Griechenland geholt hatte. Sie hatte alles gehasst, was er für sie getan hatte, weil sie das Gefühl gehabt hatte, ihm zu Dank verpflichtet zu sein.
Sebastian hatte recht. Sie hatte seine Geschenke und Annäherungsversuche zurückgewiesen, weil sie ihm nicht traute. Er hatte ihr wehgetan, und sie konnte nicht glauben, dass er sie um ihretwillen wollte und nicht nur wegen des gemeinsamen Kindes. Aber bedeutete das, sie sollte sich weiter von
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